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Menschenrechtspreis für pakistanische Journalisten

Shamil Shams31. Oktober 2012

Der Menschenrechtspreis 2012 der Friedrich-Ebert-Stiftung geht an den pakistanischen Verband "Tribal Union of Journalists". Er ehrt Journalisten, die - oft unter Lebensgefahr - aus den Stammesgebieten berichten.

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FES 34: A FATA journalist interviewing a Pakistani solider on the Af-Pak Border. Copyright: Tribal Union of Journalists
FATA JournalistenBild: TUJ

Mit dem Menschenrechtspreis würdigt die der SPD nahestehende Friedrich-Ebert-Stiftung "die besonderen Verdienste der Organisation für ihre Unterstützung von verfolgten Journalisten und unterdrückten Medien in den pakistanischen Stammesgebieten".

Die  250 im Verband der "Tribal Union of Journalists" (TUJ) zusammengeschlossenen Journalisten berichten aus der weitgehend unzugänglichen Region an der Grenze zu Afghanistan für nationale und internationale Medien. "Der TUJ zeigt beispielhaft den Mut der Journalisten vor Ort, die ihr Leben riskieren, indem sie der Welt entscheidende Hintergrundinformationen aus der 'Black Box' an der afghanisch-pakistanischen Grenze liefern", lobt Konstantin Bärwaldt von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Berichterstattung aus unruhiger Region

Die halbautonomen Stammesgebiete im Nordwesten des Landes (offiziell bezeichnet als Federally Administered Tribal Areas, FATA) gelten als Rückzugsorte für Taliban und Al-Kaida-Kämpfer aus Pakistan und Afghanistan. Die USA machen diese militanten Gruppen für Angriffe auf die internationalen Truppen in Afghanistan verantwortlich. In der Region kommt es immer wieder zu blutigen Anschlägen gegen die Bevölkerung.

Waziristan (eingedeutscht Wasiristan; ist eine Bergregion im nordwestlichen Pakistan an der Grenze zu Afghanistan. Waziristan umfasst das Gebiet westlich und südwestlich von Peschawar zwischen den Flüssen Tochi im Norden und Gomal im Süden und ist Teil der pakistanischen Stammesgebiete unter Bundesverwaltung (FATA). Waziristan ist als eine Al-Qaida-Hochburg bekannt. DW-Grafik: Per Sander 2010_11_04_pakistan_waziristan.psd

Erst kürzlich wurde in der benachbarten Provinz Khyber Pakhtunkhwa die 14-jährige Menschenrechtsaktivistin Malala von einem Taliban-Kämpfer angeschossen und schwer verletzt. "Der Angriff zeigt, wie extrem gefährlich die Situation für Menschenrechtler im Nordwesten Pakistans ist, zitiert Amnesty International ihren Experten für Pakistan, Mustafa Qadri. Auch Journalisten, die über Menschenrechtsverletzungen berichten, sind einer ständigen Bedrohung durch die Taliban und andere militärische Gruppen ausgesetzt.

Sowohl lokale als auch internationale Medien verlassen sich auf nur ganz wenige Journalisten, die aus erster Hand und unter Einsatz ihres Lebens aus der unruhigen Grenzregion berichten, sagt Nasir Tufail vom pakistanischen Fernsehsender Geo TV gegenüber der Deutschen Welle. "Die meisten Journalisten dürfen die Stammesgebiete noch nicht einmal betreten", sagt er. Deshalb sei es nicht leicht, von dort verlässliche Nachrichten über die Taliban und den Kampf gegen den Terrorismus zu erhalten.

Anerkennung der Berichterstatter

Bisher lassen die pakistanischen Gesetze keine unabhängigen Medien in den FATA-Gebieten zu. Dies erschwere die ohnehin schwierige Arbeit von Journalisten in der unsicheren Grenzregion noch zusätzlich, so TUJ-Vorsitzender Safdar Hayat Dawar. Er fordert die Regierung auf, gesetzliche Grundlagen für eine unabhängige Berichterstattung zu schaffen. Dieser Schritt würde nach seiner Ansicht eine Demokratisierung in der Region fördern. "Ich hoffe, dass solche internationalen Preise dazu beitragen, dass sich die Situation für Journalisten und die Freiheit der Medien in den Stammesgebieten verbessert", so Dawar.

Safdar Hayat Dawar, Journalist und Vorsitzender der "Tribal Union of Journalists" (Foto: DW/Shakoor Rahim)
Safdar Hayat Dawar, Vorsitzender der "Tribal Union of Journalists"Bild: DW/Shakoor Rahim

"International tätige Organisationen wie die FES erkennen unsere Rolle als Berichterstatter aus einer der gefährlichsten Region der Welt an, aber der pakistanischen Regierung sind unsere Anliegen vollkommen gleichgültig", klagt er und fügt hinzu, dass die Forderungen seines Verbandes nach besseren Arbeitsbedingungen und einer Lebensversicherung in Islamabad auf taube Ohren gestoßen seien.

Gefährliches Terrain

Die Mühen der Berichterstatter in den Stammesgebieten seien weitgehend unbekannt und hätten bisher keine Anerkennung erhalten, bestätigt der Korrespondent der Deutschen Welle in Pakistan, Faridullah Khan. "Die Kollegen verdienen weniger, und sie haben keine Absicherung. Trotzdem bringen sie die Informationen aus der gefährlichen Region und teilen sie der Welt mit." Der Menschenrechtspreis der FES sei daher ein Meilenstein für die Journalisten, betont er.

Demonstrierende Journalisten mit einem Protestplakat
Journalisten protestieren gegen die Gewalt gegenüber Kollegen in den StammesgebietenBild: TUJ

Die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur, UNESCO, stuft in diesem Jahr Pakistan - nach Mexiko - als das zweitgefährlichste Land der Welt für Journalisten ein. Die Freie Mediengesellschaft Südasiens (SAFMA), ein Zusammenschluss von Medienschaffenden aus acht südasiatischen Ländern, berichtet, dass in diesem Jahr 17 Journalisten in Südasien getötet wurden, zwölf  davon allein in Pakistan. "Über Terrorismus und Islamismus zu berichten, stellt die größte Gefahr für pakistanische Journalisten dar", sagt Imtiaz Alam, SAFMA-Generalsekretär. Auch er ärgert sich über die Untätigkeit der lokalen Behörden: "Niemand ist je für die  Morde an Journalisten in Pakistan zur Rechenschaft gezogen worden."

Der Menschenrechtspreis der Friedrich Ebert Stiftung wird seit 1994 jedes Jahr an Einzelpersonen oder Organisationen verliehen, die sich in besonderer Weise um die Menschenrechte in den verschiedenen Teilen der Welt verdient gemacht haben. Die Preisverleihung findet am 31. Oktober in Berlin statt.