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Melt-Festival: Garten Eden für Elektrofans

Thomas Elbern22. Juli 2014

30 Grad im Schatten: Zuerst tanzen, den Elektrotüftlern bei der Arbeit lauschen und dann zur Abkühlung im See Baden gehen. Oder doch lieber anders herum? Wie gut, dass auf dem elektronischen Festival beides geht.

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17. Melt! - Festival in Ferropolis
Bild: picture alliance / ZB

Das Melt-Festival ist eine Art Garten Eden, besonders für Freunde der angesagten elektronischen Musik, die sich für alle Trends des riesigen Genres interessieren. Auf dem diesjährigen Festival präsentieren sich in drei Tagen (18 bis 20. Juli 2014) mehr als 100 Künstler, Bands und DJ's auf dem ehemaligen Braunkohlerevier bei Dessau. Schräge Surfrockklänge, gemischt mit Dancebeats – das gehört zur Melt 2014. Im Intro-Zelt legt der spanische DJ Kid Simius auf, interessant ist auch die musikalische Zusammenarbeit der schwedischen Sängerin Robyn und den norwegischen Elektroniktüftlern Röyksopp auf der Hauptbühne.

Melt Festival 2014 (Foto: Thomas Elbern/DW)
Einzigartige Location: stillgelegter Braunkohletagebau bei Dessau.Bild: DW/T. Elbern

"Wir haben einfach die schönste Location"

Eingebettet ist das Festival in Sachsen-Anhalt in eine Kulisse aus gigantischen Kohlebaggern eines stillgelegten Industriegeländes. In diese "Stadt aus Eisen" - auch Ferropolis genannt - ist das Melt-Festival mit seinen fünf Bühnen hinein gebaut. "Natürlich sind wir ein Festival, das sich über Musik definiert, aber in der Verbindung mit dieser Location sind wir auch zu einer Marke geworden", weiß der Veranstalter des Events, Stefan Lehmkuhl, um den Reiz des gewählten Festivalorts. Trotz diverser Nachfragen hätten sie sich als Veranstalter gegen einen Wechsel der Location entschieden. "Der Verlockung, die Atmosphäre aufzugeben um mehr Tickets zu verkaufen, haben wir immer knallhart widerstanden und können uns dieses Festival eigentlich nur in Ferropolis vorstellen", betont Lehmkuhl.

Je schräger, desto besser: Rockkabarett Bonaparte ist zum zweiten Mal dabei

Für viele Bands ist es etwas Besonderes auf dem Melt-Festival zu spielen. Die Berliner Rockband Bonaparte ist in diesem Jahr zum zweiten Mal dabei: "Es ist so etwas wie eine Sucht nach diesem Gefühl - je länger du es machst, desto weniger willst du da raus. Aber in dem Moment, wo du da raus gehst, da spielt es sich von alleine", schwärmt Sänger Tobias Jundt von Bonaparte über das Melt. Seine Band hat in den letzten fünf Jahren über 500 Konzerte gespielt.

Melt !-Festival Tobias Jundt
Tobias Jundt, Sänger der Berliner Rockband Bonaparte.Bild: Dennis Lo Designs

Aber wie grenzt man sich eigentlich bei über 100 Künstlern auf dem Melt-Festival von anderen Bands ab? Tobias Jundt hat mit seiner schrägen Band Bonaparte, die eine Mischung aus Revue, Happening und Rockkonzert bietet, seine eigene Strategie gefunden: "Die beste Garantie ist irgendetwas zu tun, was originär ist und sich nicht darum zu kümmern was die Anderen machen." Aber so ganz passt das dann doch nicht: "Ich würde unglaublich gerne wissen, was die Anderen alle machen. Wenn ich das Melt Plakat lese, dann kenne ich nur ein paar Leute, weil sie auch Freunde sind, aber andere kenne ich weniger bis gar nicht." Vielleicht findet er an diesem Wochenende Zeit es heraus zu finden. Festivalteilnehmer in diesem Jahr sind unter anderem Acts wie Moderat, Fritz Kalkbrenner, Metronomy, aber auch Darkside, Four Tet oder Bombay Bicycle Club.

Kein Independent-Festival, sondern auch knallhartes finanzielles Kalkül

Das Melt mit all seinen Zusatzangeboten vom elektrischen Rodeoreiten bis hin zum gratis Glitzer-Make-up hat mittlerweile ein wenig Jahrmarktatmosphäre. Vom Flair eines unabhängigen Independent-Festivals ist das Melt scheinbar weit entfernt. Hier passiert nichts aus Zufall: Nicht nur die vorhandene Technik im Schatten der gigantischen Schaufelbagger ist die eines professionellen Veranstalters mit einer Menge Erfahrung. Spätestens bei den Getränkepreisen wird klar, das Melt unterscheidet sich nicht von anderen Großveranstaltungen wie "Rock am Ring" oder dem "Summerjam Festival".

Melt Festival 2014 (Foto: Thomas Elbern/DW)
Jahrmarktatmosphäre auf der Melt? Elektrofans beim Rodeoreiten.Bild: DW/T. Elbern

Elektroclash von Pop, über Elektro, bis zu Indie und Rock

Das Melt gibt es seit Ende der 90er Jahre und fing einst als Technofestival an - diese Ursprünge sind auch heute noch sehr präsent. Als reines Happening elektronischer Musik, will das Festival aber nicht verstanden werden. Auch ein Singer/Songwriter wie Thees Uhlmann hat sich in diesem Jahr nach Ferropolis verirrt und auch die stilbildende Band Portishead, die in den 90ern das Genre "Trip Hop" entscheidend mitdefinierte, spielt auf der Hauptbühne. "Der Clash der Genres, das ist heutzutage ein bisschen mehr en vogue geworden als noch vor zehn Jahren, als wir damit angefangen haben", erklärt Stefan Lehmkuhl die Vielseitigkeit des Festivals auch als klares Konzept. "Was sich aber immer noch unterscheidet beim Melt: das wir eher nach Qualität, als nach Mainstream-Aspekten das Programm zusammenstellen und eigentlich ein bisschen vorne weg laufen wollen, was die Musik angeht."

Abkühlung im Wasser - Elekto-Beats im See lauschen

Das Festival hat etwas, was man als das "Melt-Gefühl" bezeichnen könnte. Das gibt es, wenn man bei schönstem Wetter am frühen Abend im angrenzenden See badet und vom Wasser aus auf die angrenzende Bühne schaut und den minimalen elektronischen Klängen des DJ's lauscht.

Deutschland Musik Melt Festival in der Baggerstadt Ferropolis
Das "Melt-Gefühl": Lichtshow in der Industriekulisse.Bild: picture-alliance/dpa

Ein weiterer Moment dieses speziellen "Melt-Gefühls" ist, "wenn die Sonne aufgeht, man tanzt und es einen unbewölkten Himmel gibt mit einer Mischung aus Sternen, Sonnenaufgang und See", sagt Stefan Lehmkuhl begeistert. Dann empfinde man eine Art Glückseligkeit. Na dann: Viel Spaß, den rund 20.000 Besuchern mit dem "Melt-Gefühl" und natürlich beim Tanzen und Schwitzen im "Garten Eden" für Elektrofans.