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Startups Frauen

Anja Kimming20. August 2014

Die Internet-Branche boomt, doch unter den Gründern liegt der Anteil von Frauen nur bei rund zehn Prozent. In den großen Firmen, vor allem in den USA, sind sie auch in der Minderheit.

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Symbolbild Computer Ingenieurin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Nur rund zehn Prozent der Startup-Gründer weltweit sind weiblich. Apps und Webseiten entwickeln, den Zukunftsmarkt Internet erschließen - die Frauen fehlen. Und das, obwohl die Internet-Branche boomt. Laut dem Branchenverband BITKOM sind in den vergangenen fünf Jahren allein in Deutschland rund 100.000 neue Jobs entstanden. Etwa 40.000 Stellen sind offen und schwer zu besetzen. Der Frauenanteil in der Internetbranche liegt bei 14 Prozent.

Auch Jess Erickson hat einen nicht-technischen Beruf ergriffen, sie bedauert es bis heute. Die Amerikanerin hat Internationale Beziehungen studiert und an der London School of Economics einen Master in Medien- und Kommunikationswissenschaft gemacht. Vier Jahre hat sie für Tech-Startups in Berlin und New York gearbeitet, für sie Public Relations und Marketing übernommen.

Immer wieder Vorurteile

Mit dem Vorurteil, dass Frauen Technik nicht verstehen, ist sie immer wieder konfrontiert worden. Sie hat beschlossen etwas dagegen zu tun und hat 2013 das Frauennetzwerk Geekettes in Berlin gegründet. Der Name leitet sich von Geeks, wie Computerfreaks, ab und ist eine Plattform für Frauen in der IT-Branche. Das Netzwerk wächst ständig, hat in Berlin schon rund 700 Mitglieder und ist inzwischen weltweit in sieben Städten vertreten, auch in New York und London.

Netzwerkerin Jess Erickson (Foto: DW)
Netzwerkerin Jess Erickson

"Die Geekettes wollen einen Kulturwandel. Wir wollen Frauen dazu bringen auf Konferenzen und vor den Medien zu sprechen, wollen eine starke weibliche Präsenz in der Tech-Industrie", sagt die Gründerin. Die Mitglieder des Netzwerkes treffen sich regelmäßig, es gibt Kurse und Mentoren-Programme, für Frauen von Frauen, die selbst erfolgreich gegründet haben. Außerdem kopieren sie Veranstaltungen, die normalerweise von Männern genutzt werden, organisieren Pitches mit Investoren und Hackathons, Programmierwettbewerbe, die 24 Stunden dauern. Wer das beste Programm schreibt, gewinnt.

Zusammenarbeit mit Unternehmen wie SAP und Facebook

Im Juli fand der erste Hackathon mit dem Softwarekonzern SAP statt. Das Unternehmen will seinen Frauenanteil erhöhen, hat sich selbst verpflichtet bis 2017 ein Viertel der Managementposten weiblich zu besetzen. "Wir wollen im Markt die jungen, weiblichen Talente finden und sie für SAP interessieren", sagt Anka Wittenberg, die bei SAP den Bereich Diversity leitet. "Wenn wir Frauen in die Entwicklung bringen, werden wir innovativer. Da bin ich mir sicher."

Geekettes: Mehr Frauen in die Tech-Branche

Auch Amazon und Facebook konnte Geekettes-Gründerin Jess Erickson als Partner für ihre Programmierwettbewerbe gewinnen. Sheryl Sandberg, die Geschäftsführerin von Facebook, hat Jess Erickson persönlich kennen gelernt. In Hamburg sind die beiden Frauen ins Gespräch gekommen, als die Top-Managerin ihr Buch "Lean in" vorstellte. Seither sind sie in Kontakt.

Auch in den USA, wo die großen Konzerne sitzen, ist die Internetbranche männlich. Laut dem Online-Statistikportal statista sind bei Google 70 Prozent der Beschäftigten Männer, bei Facebook ist der Anteil ähnlich.

Kaum Interesse an Technik

"Der Hauptgrund ist, dass sich zu wenig Frauen und Mädchen für eine IT-Ausbildung oder ein entsprechendes Studium entscheiden", sagt BITKOM-Arbeitsmarktexperte Stephan Pfisterer.

Die Vermittlung von Informatik, Naturwissenschaften und technischem Wissen in den Schulen begeistere Mädchen zu wenig.

Doch es bewegt sich etwas. inzwischen liegt der Frauenanteil im ersten Semester Informatik bei rund 20 Prozent. "Diesen Trend müssen wir verstärken", sagt Pfisterer. Die Einstiegsgehälter liegen zwischen 40.000 und 45.000 Euro jährlich für Master-Absolventen, mit Bachelor-Abschluss kann man zwischen 38.000 und 40.000 Euro im Jahr verdienen. Die Hälfte der deutschen Unternehmen rechnet damit, dass sich der Fachkräftemangel in der Internetbranche noch zuspitzen wird. Nie waren die Chancen besser in diesem Bereich einen Job zu finden.