1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mehr Einwanderer fürs Auswärtige Amt!

15. März 2015

Zu wenige Menschen mit ausländischen Wurzeln arbeiten für das deutsche Außenministerium - meint Ressortchef Steinmeier. Er will das ändern - und wirbt nun gezielt um entsprechenden Nachwuchs.

https://p.dw.com/p/1Er7F
Richtungsweiser zu deutschen Botschaften im AA (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Brakemeier

In der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gehören ausländische Namen längst dazu. So weit ist man im Auswärtigen Amt (AA) noch nicht. Sein Chef Frank-Walter Steinmeier will jetzt gegensteuern: Das Auswärtige Amt - ein gigantischer Apparat mit mehr als 11.000 Beschäftigten - soll offener und moderner werden. Ziel ist es, dass für die Zentrale in Berlin und die 230 Auslandsvertretungen mehr Deutsche mit Migrationshintergrund eingestellt werden. Und zwar mit der erklärten Absicht, dass sie später auch Spitzenposten bekommen.

"Land im Wandel"

Frank-Walter Steinmeier (Foto: dpa)
Deutschlands Chefdiplomat: Frank-Walter SteinmeierBild: picture-alliance/dpa/M. Blinov/RIA Novosti

"Die Welt um uns hat sich verändert. Und auch unser Land ist im Wandel", betonte Steinmeier. "Wir müssen deshalb das Potenzial der Deutschen mit ausländischen Wurzeln besser ausschöpfen. Dazu gehört auch, dass wir die Diversität der deutschen Gesellschaft im Auswärtigen Dienst besser abbilden."

"Die großen Zuwanderungsgruppen, die seit 1950 nach Deutschland gekommen sind, sind noch nicht in dem Maße vertreten, wie es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht", sagt auch Sabine Sparwasser, die als Leiterin der Akademie Auswärtiger Dienst an der Auswahl und Ausbildung der Diplomaten maßgeblich beteiligt ist. Das betreffe besonders den höheren Dienst.

Wie hoch der Anteil der "neuen Deutschen" am diplomatischen Korps ist, gibt das Außenministerium nicht öffentlich bekannt. Dies sei schwer zu erheben, heißt es in Berlin. Zwar arbeiten für das AA schon heute Leute aus rund 150 Nationen - auch Doppelstaatler - und den verschiedensten Religionen. Das liegt aber vor allem an den vielen "Ortskräften" in den Botschaften, die nicht zum Stammpersonal gehören und somit auch keine großen Karrierechancen haben.

"WeltweitWir"

Klar ist: Wer in den diplomatischen Dienst eintreten will, muss einen deutschen Pass haben - daran führt kein Weg vorbei. Und die Konkurrenz ist groß: Auf die 48 Plätze im jüngsten Ausbildungsjahrgang für den höheren Dienst kamen mehr als 2300 Interessierte. Nun sollen Bewerber aus Zuwandererfamilien im Auswahlverfahren nicht bevorzugt werden, aber auch nicht benachteiligt, so Sparwasser. Zudem plant das Auswärtige Amt, bei den Sprachkenntnissen neben Englisch anstatt wie bisher Französisch künftig etwa auch Türkisch oder Persisch anzuerkennen.

Auswärtiges Amt in Berlin (Foto: dpa)
Begehrt: Ein Arbeitsplatz im AA in BerlinBild: imago/Hoch Zwei Stock/Angerer

Doch noch tut sich das Auswärtige Amt schwer, geeignete Kandidaten aus dem Pool der mehr als 8,5 Millionen Deutschen mit Migrationshintergrund anzusprechen. Um das zu ändern, veranstaltet das Außenministerium am kommenden Dienstag in Berlin eine Konferenz unter dem Titel "WeltweitWir" mit 300 Teilnehmern. "Für uns ist das keine Frage von Rücksicht oder gar ein gönnerhaftes Angebot an eine vermeintlich schwächere Gruppe", heißt es in Steinmeiers Umgebung. "Migranten bringen oft Sprach- und Regionalkenntnisse mit, die für das Auswärtige Amt eine Bereicherung sind. Sensibilität im Umgang mit anderen Kulturen gehört für uns zum Handwerkszeug."

Uzunsakaloglu statt Weber

"Ich glaube, das ist der richtige Weg, dass sich das Auswärtige Amt dahin öffnet", begrüßt Ferry Pausch die Initiative. Er ist Geschäftsführer der Deutschlandstiftung Integration, die vom Auswärtigen Amt für die Organisation der Konferenz ins Boot geholt wurde. "Ich würde mich sehr freuen, wenn in Zukunft neben den Botschaftern mit Namen wie Hartmann und Weber auch mal welche mit den Namen Sügür, Felusiak und Uzunsakaloglu stehen."

wa/uh (afp, dpa, aa)