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Mehr Altersarmut in Deutschland

4. November 2014

In Deutschland steigt die Zahl der Rentner, die auf Sozialhilfe angewiesen sind. Frauen in Großstädten sind besonders stark betroffen. Fachleute warnen vor einer "Lawine der Altersarmut".

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Symbolbild Armut unter Rentnern Altersarmut
Bild: picture-alliance/dpa

Weil die Rente nicht reicht, mussten Ende 2013 rund 499.000 Personen in Deutschland mit staatlichen Leistungen unterstützt werden. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von 7,4 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit.

Damit seien drei Prozent aller über 65-Jährigen auf Leistungen der sogenannten Grundsicherung angewiesen - so viele wie noch nie. Ziel der Grundsicherung ist es, das Einkommen von Menschen auf das Existenzminimum anzuheben. In Deutschland sind das derzeit 391 Euro im Monat plus Miet- und Heizkosten.

Frauen besonders betroffen

Auf die Grundsicherung angewiesen sind im Alter vor allem westdeutsche Frauen, weil ihre Rentenansprüche nicht ausreichen. 2013 bezogen laut Statistikamt 3,6 Prozent aller Frauen über 65 im Westen Deutschlands ergänzende Sozialhilfe. Bei den Männern waren es 2,7 Prozent.

In den ostdeutschen Bundesländern einschließlich Berlin seien es bei den Frauen 2,2 Prozent und bei den Männer 2,0 Prozent der Altersgruppe gewesen.

Am stärksten verbreitet ist Altersarmut demnach in den Ballungszentren. Spitzenreiter ist laut Statistikamt Hamburg: Dort beziehen 6,8 Prozent aller über 65-Jährigen Sozialhilfe. Danach kommen Bremen (5,9 Prozent) und Berlin (5,8 Prozent).

Weiter gestiegen ist auch die Zahl der 18- bis 64-Jährigen, die auf Dauer erwerbsgemindert und auf Sozialhilfe angewiesen sind. Ihre Zahl nahm laut Statistikamt um 28.000 auf 463.000 zu.

Kritik an der Regierung

Wohlfahrtsverbände kritisierten die Entwicklung. "Wir dürfen nicht aus dem Blick verlieren, wie Altersarmut bekämpft und langfristig verhindert werden kann", sagte der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Wolfgang Stadler.

"Um zu verhindern, dass es immer mehr ältere Menschen gibt, deren Rente zum Leben nicht ausreicht, muss der Niedriglohnsektor eingedämmt und ein weiteres Absinken des Rentenniveaus vermieden werden", so Stadler weiter.

Durch die Reform des deutschen Arbeitsmarkts am Anfang des Jahrtausends ist der Niedriglohnsektor stark angewachsen.

Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband übte Kritik an der Rentenpolitik. "Die neuerlichen Rekordzahlen sind lediglich Vorboten einer auf uns zurollenden Lawine der Altersarmut. Ab Mitte des nächsten Jahrzehnts droht ein Heer von ehemals Langzeit- und Mehrfacharbeitslosen unaufhaltsam in die Altersarmut zu fallen", warnte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider.

bea/ul (reuters, epd, kna)