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Über 3000 Europäer kämpfen für den IS

26. September 2014

Während US-Truppen und ihre Verbündeten in Syrien den "Islamischen Staat" bekämpfen, wird hierzulande die Angst vor terroristischen Anschlägen größer. Viele europäische IS-Kämpfer kehren radikalisiert zurück.

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Syrien IS Kämpfer in Raqqa (Foto: "picture-alliance/AP Photo)
Bild: picture-alliance/AP Photo

"Es sind inzwischen wahrscheinlich über 3000, was beispiellos ist", sagte der Terrorexperte der Europäischen Union (EU), Gilles de Kerchove, in einem Interview des britischen Nachrichtensenders BBC. Er spricht von der Zahl der EU-Bürger, die in Syrien und im Irak an der Seite der Truppen des "Islamischen Staats" (IS) kämpfen. Anfang des Jahres sei man in Europa noch von etwa 2000 Freiwilligen ausgegangen. "Die Ausrufung eines Kalifats hat womöglich Wirkung erzielt", erklärte der Fachmann vor einigen Tagen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Der US-amerikanische Geheimdienst geht inzwischen von insgesamt 31.000 IS-Kämpfern aus, die im Irak und in Syrien aktiv sind.

Radikalisiert und kampferprobt

In der Zahl 3000 seien auch jene enthalten, die im Kampf getötet worden oder inzwischen nach Europa zurück gekehrt seien. Die meisten der extremistischen Kämpfer kämen aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Schweden und Dänemark. 20 bis 30 Prozent der Dschihadisten seien von Irak und Syrien inzwischen in ihre Heimatländer zurück gekehrt. Einige hätten ihr bisheriges Leben wieder aufgenommen, andere seien durch ihren Einsatz radikalisiert und kampferprobt. Dadurch stellten sie eine Bedrohung für Europa dar.

"Tötung etwas ganz normales"

De Kerchove warnte vor Vergeltungsschlägen. Die Bombardierung der USA und deren Verbündeten erhöhten seiner Einschätzung nach die Gefahr islamistischer Angriffe auf europäische Ziele. Ende Mai verübte bereits ein junger Franzose einen Anschlag auf das jüdische Museum in Brüssel und tötete vier Menschen. "Ihr Toleranzlevel im Hinblick auf Gewalt ist so stark gestiegen, dass das Risiko besteht, dass sie Tötungen als etwas ganz normales betrachten", sagte de Kerchove über die militanten Rückkehrer. Der französische Attentäter war vermutlich gerade aus dem syrischen Dschihad zurück gekehrt.

Gilles De Kerchove Terrorismusexperte (Foto: picture-alliance/dpa/Julien Warnand)
Terrorexperte Gilles de Kerchove warnt vor radikalisierten RückkehrernBild: picture-alliance/dpa/Julien Warnand

Al-Kaida "nach wie vor von Bedeutung"

Auch rivalisierende Terrorgruppen dürften nicht unterschätzt werden. Der Terrorexperte betonte: "Der Aufstieg der IS könnte Al-Kaida veranlassen, etwas zu unternehmen, um zu zeigen, dass sie nach wie vor von Bedeutung sind". Dies sei insbesondere deshalb gefährlich, weil sich die Welt augenblicklich auf die Terrorgruppe "Islamischer Staat" konzentrierte.

Mehrere militante Kämpfer seien aus Afghanistan und Pakistan nach Syrien gelangt, wo sie die mit Al-Kaida verbundene Chorasan-Gruppe gebildet hätten, führte De Kerchova aus. Die Miliz habe zusätzlich Europäer angeworben, die ihre Pässe nun nutzen sollen, um in Europa, Israel und den USA Anschläge zu verüben. Amerikanische Behörden versichern indes, sie nähmen auch die Chorasan-Kämpfer ins Visier.

Personalausweise kennzeichnen?

Die Bundesregierung will der Aus- und Wiedereinreise potentieller Terrorkämpfer einen Riegel vorschieben. CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach sagte der Tageszeitung "Die Welt", die Koalition erwäge, die Personalausweise solcher Verdächtiger zu kennzeichnen. Meist reisten diese über die Türkei nach Syrien oder in den Irak, wofür sie keinen Pass, sondern lediglich einen Personalausweis benötigten. Es wäre daher sinnvoll, wenn die Behörden den Personalausweis der verdächtigten Personen mit einem sichtbaren Ausreise-Sperrvermerk versähen.

nin/pg (dpa, rtrs, afp)