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Afghanistan Presse

Waslat Hasrat-Nazimi17. Dezember 2012

Afghanistan braucht eine freie Presse, auch wenn sie bislang nur eine dünne Schicht erreicht. Bei der größten Tageszeitung "Acht Uhr morgens" sieht man dem Abzugsjahr 2014 mit Sorge entgegen.

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Die erste Ausgabe der afghanischen Tageszeitung Hasht-e Sobh (Foto: DW)
Bild: Hussain Sirat

Der Pressefreiheitspreis der Organisation "Reporter ohne Grenzen" wurde in diesem Jahr an die afghanische Tageszeitung "Hasht-e Sobh" (Acht Uhr morgens) verliehen. 2007 wurde sie von afghanischen Journalisten und Menschenrechtaktivisten gegründet. Im Editorial stand damals: "Dies ist eine Zeitung, die Demokratie, Menschenrechte, Toleranz und die nationale Einheit Afghanistans unterstützt."

Mit einer Auflage von 20.000-30.000 Exemplaren wurde "Hasht-e Sobh" zur größten Tageszeitung Afghanistans. Vor allem ein Thema liegt Parwiz Kawa, Chefredakteur der Zeitung, am Herzen: "Wir wollen die Leute bekannt machen, die sich gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzen." Dabei geht es auch um die Aufarbeitung der Bürgerkriegsvergangenheit aus den achtziger und neunziger Jahren, als es zu massiven Menschenrechtsverletzungen kam, die später unter den Teppich gekehrt wurden. Mehr als 20 Redakteure arbeiten in der Redaktion in Kabul. Jeder Bericht wird in Dari und Paschtu gedruckt. Die Zeitung erscheint in der Hälfte der Provinzen Afghanistans und in allen großen Städten des Landes.

"Offene Kritik für viele noch ungewohnt"

Naturgemäß stoße die Arbeit der Redaktion nicht immer auf Gegenliebe: "Normalerweise wird unsere Arbeit von der Regierung mit Wohlwollen gesehen. Manchmal wird aber auch Druck auf uns ausgeübt, sowohl von der Regierung wie auch von Warlords und Taliban, wenn wir über Menschenrechtsverletzungen berichten", so Parwiz Kawa gegenüber der Deutschen Welle.

Französische Kampftruppen verlassen Afghanistan (Foto: EPA)
Truppenabzug entlässt auch Afghanistans Presse in eine ungewisse ZukunftBild: picture-alliance/dpa

Warlords und regierungsfeindliche Kräfte seien es aufgrund der noch jungen Pressefreiheit im Lande nicht gewohnt, offen kritisiert zu werden. Manchmal versuchten solche Leute, gegen die Zeitung oder ihre Journalisten gerichtlich vorzugehen, aber die Zeitung "gewinnt in solchen Prozessen immer", erzählt Parwiz Kawa. Schließlich halte sich seine Zeitung strikt an die einschlägigen Mediengesetze in Afghanistan.

Der Chefredakteur macht sich wegen des Abzugs der internationalen Truppen im Jahr 2014 Sorgen. Unter anderem, weil er dann die Finanzhilfe durch internationale Organisationen, die auch seiner Zeitung zugute kommen, schwinden sieht. "Nachbarländer und deren Geheimdienste werden die Gelegenheit nutzen, noch stärker als bisher in afghanische Medien zu investieren und sie zu beeinflussen", befürchtet Kawa. Partnerschaften mit internationalen Medien sind aus Sicht Kawas ein Weg, um sich Unabhängigkeit zu bewahren. "Hasht-e Sobh" ist seit einigen Jahren Partner der Deutschen Welle und druckt die Manuskripte der Hörspielreihe "Learning by Ear". Dort werden Themen wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Wahlen in Form unterhaltsamer Radiodramen der Bevölkerung nahegebracht.

Auf jeden Fall, so versichert Chefredakteur Parwiz Kawa, werde seine Zeitung immer unabhängig bleiben, egal was nach 2014 komme.