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Für den Bischof, nicht für Familien

17. Februar 2014

Der kirchliche Abschlussbericht zu den Vorgängen in Limburg lässt den Oberhirten schlechter aussehen denn je. Tebartz-van Elst und sein Generalvikar hätten ein System der Vertuschung und Verschleierung aufgebaut.

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Bischof Tebartz-van Elst Bischof steht neben einem Altar (Foto: Boris Roessler/dpa dpa-Bildfunk)
Bild: picture-alliance/dpa

Der beurlaubte Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst soll einem Medienbericht zufolge Stiftungsgelder in Millionenhöhe für den Bau seines Bischofssitzes zweckentfremdet haben. Das geht nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" aus dem mit Spannung erwarteten Abschlussbericht der kirchlichen Untersuchungskommission zur Kostenexplosion bei dem Bauvorhaben hervor. Danach hätten Tebartz-van Elst und sein Generalvikar Franz Kaspar Rechnungen für den Bau mit Stiftungsgeld des St. Georgswerkes bezahlt, das für arme, kinderreiche Familien bestimmt sei. Hintergrund sei gewesen, dass außerhalb eines Kreises von Eingeweihten niemand habe erfahren sollen, dass das Vorhaben viel teurer wurde als geplant.

Spenden von Arbeitern

Die Erträge des 1949 gegründeten St. Georgswerkes sollen dem Bericht zufolge eigentlich für bedürftige Familien mit vielen Kindern verwendet werden. Jeder katholische Arbeitnehmer des Bistums war damals aufgerufen, den Lohn einer Arbeitsstunde für das Georgswerk zu spenden. Die Stiftung ist heute nicht mehr aktiv. Vor einer Woche hatte bereits das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, dass Geld aus mindestens einer Stiftung geflossen sei.

Insgesamt offenbare der Bericht, dass die Führungsriege im Bistum Limburg ein System der Vertuschung und Verschleierung aufgebaut habe, um möglichst ungestört von Kontrolle und Kritik aufwendig auf dem Domberg bauen zu können, schreibt die "Süddeutsche Zeitung".

Die Unterlagen über die Finanzierung seien in eine Geheimregistratur ausgelagert worden; immer wieder habe Geld zur Zwischenfinanzierung beschafft werden müssen. Treibende Kraft sei in der Regel Generalvikar Kaspar gewesen, alle entscheidenden Dokumente trügen aber auch die Unterschrift des Bischofs. Insidern zufolge soll der Bau deutlich mehr als die inzwischen angegebenen 31 Millionen Euro kosten, die Rede ist von bis zu 40 Millionen Euro.

Christoph Strack zu Tebartz-van Elst

Der Abschlussbericht wird nach Informationen der "SZ" allerdings aller Voraussicht nach keine Hinweise auf ein strafrechtlich relevantes Vergehen des Bischofs enthalten. Er soll - wie der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe schreibt - voraussichtlich am Mittwoch an Papst Franziskus und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gehen.

Schnelle Reaktion des Papstes

Seit Oktober untersuchte eine von der Bischofskonferenz eingesetzte Prüfkommission die Kostenentwicklung an dem teuren neuen Bischofssitz in Limburg. Sie besteht aus drei Geistlichen und zwei Wirtschaftsprüfern. Auch eine Entscheidung über die Zukunft des umstrittenen Bischofs wird in der Folge erwartet. Papst Franziskus verordnete Tebartz-van Elst eine Auszeit, bis die Vorwürfe der Verschwendung gegen ihn geklärt sind. Der Papst werde die Angelegenheit nach Informationen aus dem Staatssekretariat des Vatikans nicht lange liegen lassen, sondern möglichst rasch über die weitere Zukunft des Bischofs entscheiden, schreibt der "Spiegel". Tebartz-van Elst habe mit seinem Anwalt umfangreiche Stellungnahmen zu den Vorwürfen ausgearbeitet.

Papst Franziskus suspendiert Limburger Bischof

sti/uh (afp, dpa)