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Massenverhaftung von Wunderheilern in Tansania

12. März 2015

In Tansania sind mehr als 200 selbsternannte Heiler und Zauberer festgenommen worden. Die Polizei reagiert damit auf eine Serie von grausamen Angriffen auf Menschen mit Albinismus.

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Schwarz und weiß: Eine Mutter in Tansania hält ihre Tochter, die mit Albinismus geboren wurde, in den Armen (Archivbild von 2012: AP)
Eine Mutter in Tansania hält ihre Tochter, die mit Albinismus geboren wurde, in den ArmenBild: picture-alliance/AP Photo/J. Martin

Die Razzien fanden in ganz Tansania statt und endeten in einer Massenfestnahme: Rund 225 "illegal tätige und selbsternannte Heiler, Hellseher und Zauberer" seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Mit der Aktion reagierte die Regierung des ostafrikanischen Landes auf eine Serie von Morden und Verstümmelungen, denen Menschen mit Albinismus zum Opfer gefallen waren. 97 der Festgenommenen seien bereits vor Gericht gestellt worden, sagte Polizeisprecher Advera Bulimba der Nachrichtenagentur AFP. Einige der Festgenommenen hätten Eidechsen-Häute und Löwenfelle, Warzenschwein-Zähne, Straußeneier, Affenschwänze und ähnliches in ihrem Besitz gehabt, sagte Bulimba.

Zehntausende Euro für eine Leiche

Menschen die keine Farbpigmente in Haut, Haaren und Augen haben, gelten in Tansania und anderen Teilen Afrikas als Glücksbringer und Vorboten von Reichtum. Selbsternannte Zauberer verwenden ihre Körperteile trotz eines offiziellen Verbotes für ihre Rituale. Körperteile werden für umgerechnet je rund 500 Euro verkauft, ein ganzer Leichnam wird mit umgerechnet bis zu 65.000 Euro gehandelt.

Seit dem Jahr 2000 wurden in Tansania nach UN-Angaben 75 Menschen mit der Erbkrankheit ermordet, darunter viele Kinder. Die Gewalttaten haben demnach seit 2013 deutlich zugenommen. Ende Dezember wurde ein vierjähriges Mädchen entführt, das Kind wurde bis heute nicht gefunden. Mitte Februar wurde ein anderthalbjähriges Kleinkind verschleppt, seine Leiche wurde später entdeckt. Dem Baby waren Arme und Beine amputiert wurden. Anfang März griffen bewaffnete Männer ein sechsjähriges Kind zuhause an und schnitten ihm eine Hand ab.

"Schockierende Bösartigkeit"

Der UN-Menschenrechtskommissar Zeid al-Hussein forderte im Februar, die Gewalt und Diskriminierung müssten gestoppt werden. Die Attacken seien von schockierender Bösartigkeit, so Hussein. Präsident Jakaya Kikwete bezeichnete die Angriffe Anfang März als "abscheulich und große Peinlichkeit" für Tansania. Er versprach, alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Betroffenen zu veranlassen. Die Polizei rief jetzt religiöse und politische Führer sowie die Medien des Landes auf, sich an der Bekämpfung von Aberglauben zu beteiligen.

Albinismus ist eine Erbkrankheit. Im Westen trifft sie einen von 20.000 Menschen, in Tansania ist es hingegen einer von 1400. Diese Häufung hängt insbesondere mit häufigen Eheschließungen zwischen Blutsverwandten zusammen.

Auch in Malawi sehen sich die Betroffenen Angriffen und Verfolgung ausgesetzt. Sie "leben in der Angst, angegriffen oder getötet zu werden", erklärte Boniface Massah, Chef des Verbandes von Personen mit Albinismus. Allein seit Dezember seien in dem bitterarmen südafrikanischen Land sechs Menschen wegen ihres Albinismus getötet worden. Die Polizei teilte derweil mit, im Bezirk Mulanje sei ein Mann wegen versuchten Mordes an einem Betroffenen festgenommen worden. Er habe versucht, einen 16-jährigen Jungen zu erwürgen.

stu/qu (afp, epd, kna)