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Martin Schmitt beendet Karriere

Andreas Sten-Ziemons31. Januar 2014

Skispringer Martin Schmitt gehörte zu Deutschlands Superstars des Sports. Er war Weltmeister, Sportler des Jahres und Teenie-Idol. Nach 17 Jahren im Weltcup geht der Skisprung-Popstar nun in den Ruhestand.

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Skispringer Martin Schmitt winkt (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der viermalige Skisprung-Weltmeister Martin Schmitt hat wie erwartet seinen Rücktritt erklärt. "Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich meine Karriere beende", sagte Schmitt zwei Tage nach seinem 36. Geburtstag auf einer Pressekonferenz in Willingen, wo am Wochenende der nächste Skisprung-Weltcup stattfindet. Es ist das Ende einer Erfolgskarriere. Franz Steinle, Präsident des Deutschen Skiverbandes, würdigte Schmitt als "Ausnahmesportler mit Charisma", dem die Türen beim Verband offen stehen. "Wir werden gemeinsam die Zukunft besprechen, gegebenenfalls im Trainerbereich", sagte Steinle. Schmitt hatte seinen letzten Weltcup beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen absolviert. "Ich wollte noch einmal zu Olympia, habe aber gesehen, dass es nicht mehr reicht. Es gibt keine Ziele mehr. Garmisch war ein runder Abschluss. Ich wollte mich mit diesem Eindruck verabschieden", sagte er.

Der ewige Martin

Bei Martin Schmitt weiß man nicht, welche Leistung höher zu bewerten ist: seine 28 Weltcupsiege, die beiden Weltcup-Gesamtsiege, die Weltmeistertitel und der Olympiasieg mit der Mannschaft von 2002. Oder vielmehr die Tatsache, dass er sich trotz aller Rückschläge so lange im Weltcupzirkus gehalten hat. Vor allem die letzten seiner insgesamt 17 Jahre im Leistungssport müssen eine harte Zeit gewesen sein. Schmitt sprang der Konkurrenz und den jüngeren Mannschaftskameraden fast nur noch hinterher. Sein letzter Weltcupsieg liegt bereits zwölf Jahren zurück, 2009 holte er bei der Nordischen Ski-WM in Liberec noch einmal Silber im Einzelwettbewerb auf der Großschanze. Ansonsten gab es viele hintere Platzierungen, zahllose Springen, bei denen es Schmitt nicht in den 2. Durchgang der besten 30 Springer schaffte und in einigen Wintern sogar eine zeitweilige Rückstufung in den deutschen B-Kader.

Skisprung Martin Schmitt am 29.12.2013 (Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
17 Jahre lang sprang Martin Schmitt im Weltcup mit - in den letzten Jahren ohne großen ErfolgBild: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Trotzdem und obwohl ihm Kritiker wie Vertraute schon seit geraumer Zeit einen Rücktritt nahe gelegt hatten, hielt Schmitt durch. Immer wieder kämpfte er sich zurück in die deutsche Mannschaft, wo er seit Jahren der Senior war. Jeden Sommer aufs Neue absolvierte er die harten Trainingseinheiten, mit denen die Grundlagen für die langen Weltcup-Winter gelegt wurden. Er lebte das disziplinierte Leben eines Athleten, bei dem es auf jedes Gramm Körpergewicht ankommt, ließ sich nie gehen und blieb trotz aller Misserfolge der vergangenen Jahre stets offen, gut gelaunt und positiv.

Aus Liebe zum Skispringen

Der Grund liegt in der Verbundenheit Schmitts zu seinem Sport. "Ich möchte in dem Sport, den ich liebe, noch mal alles investieren und schauen, wofür es noch reicht", ließ er vor diesem Winter verlauten, als er noch nicht wusste, dass es sein letzter als aktiver Skispringer werden würde. Schmitt wollte einfach möglichst lange den Sport ausüben, der ihm in den Anfangsjahren seiner erfolgreichen Karriere so viel gegeben hatte. Im Januar 1997, kurz vor seinem 19. Geburtstag, nahm er zum ersten Mal an einem Weltcupspringen teil. Schon bald stellten sich erste Erfolge ein, die schließlich einen wahren Skisprung-Boom auslösten.

Gemeinsam mit Sven Hannawald durfte Schmitt die Hochzeit des Skisprung-Hypes in Deutschland in vollen Zügen auskosten. Er gewann zwischen 1998 und 2002 28 Weltcupspringen. Er wurde 1999 und 2001 Weltmeister, holte 1999 und 2000 den Gesamtweltcup. 2002 in Salt Lake City folgte Olympisches Gold mit der Mannschaft. Schmitt war ein Teenie-Idol, ein medaillendekorierter Werbe- und Popstar und 1999 der erste Skispringer überhaupt, der zu Deutschlands Sportler des Jahres gekürt wurde.

Martin Schmitt und Sven Hannawald mit Medaillen (Foto: dpa)
Skisprung-Popstars: Hannawald (l.) und Schmitt (r.)Bild: picture-alliance/dpa

Weicher Übergang in die zweite Karriere

"Ich kann ihm nur Danke sagen für seine Fairness und seine Aufopferung. Er ist ein großer Sportsmann", lobte Bundestrainer Werner Schuster seinen Schützling nach dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen vor vier Wochen. Es war das letzte Mal, dass Schmitt auf der großen Bühne eine Schanze hinunter segelte. "Es kommen immer wieder Gedanken, dass es das letzte Mal hier war", sagte Schmitt damals. "Das war schon sehr bewegend." Nach dem Springen von Garmisch zog sich Schmitt zurück in seine Heimat, den Schwarzwald zurück, um in Ruhe zu überlegen, wie es weitergehen würde. 30 Tage später ist nun klar, dass die lange und erfolgreiche Karriere des Martin Schmitt zu Ende ist.

Nun will sich Schmitt voll und ganz seiner zweiten Karriere als Trainer widmen. Es wird ein weicher Übergang. Schließlich hat Schmitt seine Zeit nach der aktiven Laufbahn schon seit langem vorbereitet. An der Trainerakademie in Köln wird er im Oktober 2015 seinen Abschluss machen, um sein Wissen anschließend an junge Skispringer weiterzugeben. "Um ein erfolgreicher Trainer zu werden, muss man eine ähnliche Leidenschaft wie als Sportler haben", sagt Schmitt. "Man muss wissenshungrig sein, neue Dinge kennenlernen, sich immer weiterentwickeln." Der DSV hat bereits angekündigt, mit Schmitt gerne weiter zusammenarbeiten zu wollen.

Martin Schmitt schaut auf die Anzeigetafel (Foto: dpa)
Schmitt arbeitet an seiner zweiten Karriere als TrainerBild: picture-alliance/dpa

So könnte es sein, dass Martin Schmitt auch die kommenden 17 Winter wieder an den großen Skisprungschanzen der Welt verbringt. Nur diesmal eben ohne das harte Training und die vielen Entbehrungen. Es sei ihm gegönnt.