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Gedenken an die Opfer des Holocaust

16. April 2015

Am ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz haben tausende Juden an die Opfer des Holocaust erinnert. Ihr "Marsch der Lebenden" steht im Zeichen eines wachsenden Antisemitismus in Europa.

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Demonstranten mit israelischer Flagge in Auschwitz (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Rozpedzik

Rund 10.000 junge Juden aus Israel und zahlreichen anderen Ländern zogen im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz durch das berüchtigte Lagertor mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei". Im etwa drei Kilometer entfernten eigentlichen Vernichtungslager Birkenau fand anschließend eine Gedenkfeier mit Überlebenden und Zeitzeugen statt. Auschwitz-Birkenau war das größte der deutschen Todeslager im besetzten Polen. Unter den mindestens 1,1 Millionen Opfern waren etwa eine Million jüdischer Häftlinge, die oft gleich nach der Ankunft der Deportationszüge aus ganz Europa in den Gaskammern von Birkenau ermordet wurden.

"Lebendiger Davidstern" in Vilnius

Mit dem "Marsch der Lebenden" in Auschwitz-Birkenau wird jedes Jahr der sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten europäischen Juden gedacht. Auch in Litauen erinnerten Hunderte Menschen, vor allem Jugendliche, an die Juden, die während der deutschen Besatzung des baltischen Landes während des Zweiten Weltkriegs ermordet wurden. Auf dem Rathausplatz von Vilnius versammelten sie sich zu einen "lebendigen" Davidstern.

Zuvor hatten die Bürger in Israel der Schoah und der Helden des jüdischen Widerstands gedacht. Punkt 10 Uhr vormittags heulten alle Sirenen im Land für 120 Sekunden. Fahrzeuge stoppten, die Insassen stiegen aus und verharrten in stillem Gedenken. Der Holocaust-Gedenktag hatte in Israel am Mittwochabend zum Sonnenuntergang begonnen.

Netanjahu legt Kranz nieder (Foto: dpa)
Israels Regierungschef Netanjahu verglich den Iran mit dem NS-RegimeBild: picture-alliance/dpa/A.B. Gershom

Sonderausstellung in Yad Vashem

In diesem Jahr fanden die 1,5 Millionen Kinder, die in den Vernichtungslagern der deutschen Nationalsozialisten getötet wurden, besondere Aufmerksamkeit. Ihnen ist eine Sonderausstellung in der zentralen Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem gewidmet.

Bei der Eröffnungszeremonie hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Iran mit dem NS-Regime verglichen: "So wie die Nazis danach strebten, die Zivilisation zu vernichten und ... die Juden zu vernichten, so strebt auch der Iran nach Kontrolle über die Region, mit der ausdrücklichen Absicht, den jüdischen Staat auszulöschen." Auch zu NS-Zeiten habe die Welt Warnungen ignoriert und auf einen Kompromiss gesetzt. Doch der Wunsch nach einer friedlichen Einigung habe sechs Millionen Juden das Leben gekostet.

Überlebende und Nachfahren in Sorge

70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sehen auch Überlebende und ihre Nachfahren Grund zu Sorge. "Im hohen Alter erneut mit dem tödlichen Hass des Antisemitismus konfrontiert zu werden, erschüttert die Überlebenden zutiefst", sagte Christoph Heubner, Vize-Exekutivpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees mit Blick auf die Terroranschläge von Paris und Kopenhagen sowie anderer Angriffe auf jüdische Einrichtungen.

Nach einer Studie der Universität von Tel Aviv ist die Zahl antisemitischer Gewalttaten 2014 weltweit stark gestiegen. Demnach wurden im vergangenen Jahr 766 Fälle erfasst - 38 Prozent mehr als 2013. Die meisten Angriffe gab es demnach in Frankreich (164). In Deutschland habe sich die Zahl 2014 mehr als verdoppelt (76 nach 36 im Jahr 2013).

Als Folge des erstarkenden Antisemitismus seien einige Juden in Europa gezwungen, Gemeindeeinrichtungen wie Synagogen zu meiden, erklärte Mosche Kantor, Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, in einer Mitteilung.

uh/SC (dpa, ape)