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Marine-Übung vor Westafrika offenbart Mängel

Alexander Drechsel / Adrian Kriesch, Lagos24. April 2014

Die Militärs nennen die Marine-Übung "Obangame Express" zur Piraterie-Bekämpfung einen Erfolg. Das Manöver zeigte, dass der Aufbau maritimer Sicherheit im Golf von Guinea noch viel Arbeit ist.

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Soldaten aus Benin üben an Bord eines deutschen Kriegsschiffes die Festnahme eines verdächtigen Seemanns(Foto: Drechsel&Kriesch/DW)
Soldaten aus Benin üben an Bord eines deutschen Kriegsschiffes die Festnahme eines verdächtigen SeemannsBild: DW/Drechsel/Kriesch

20 Staaten, 36 Schiffe und 47 Übungen zur Schiffsdurchsuchung innerhalb von zwei Tagen - die Bilanz des Militärmanövers "Obangame Express" im Golf von Guinea klingt nach einem Erfolg. Über die Osterfeiertage trainierten die Seestreitkräfte die Bekämpfung von Piraten, Schmugglern und illegalen Fischern - alles Probleme, mit denen die Regionen zu kämpfen hat. Das gibt auch Nigeria - der größte Golf-Anrainer - unumwunden zu.

Das Problem müsse angegangen werden, sagte der nigerianische Staatsverteidigungsminister Musiliu Obanikoro in Lagos zum Abschluss von "Obangame Express" gegenüber der DW. "Die Welt ist ein Dorf. Was ein Land betrifft, hat Auswirkungen auf die anderen. Es müssen alle unsere Fähigkeiten gebündelt werden, um für einen gemeinsamen Weg zu kämpfen." Die Übung sei daher wichtig - auch in Zukunft.

Der nigerianische Verteidigungsminister Musiliu Obanikoro bei einem Pressetermin in Lagos (Foto: Drechsel&Kriesch/DW)
Der nigerianische Staatsverteidigungsminister Musiliu Obanikoro will "Obangame Express" fortführenBild: DW/Drechsel/Kriesch

Deutschland brachte sich besonders stark ein. Die Marine schickte vier Schiffe, um die Übung zu unterstützen. Es war nicht nur das erste Mal, dass Deutschland an dem jährlichem Manöver teilnahm, die Deutsche Marine stellte auch den größten Schiffsverband, der nicht aus Afrika kam. Selbst das US-Militär, als Organisator von "Obangame Express", war nicht derart präsent. Andere nichtafrikanische Staaten wie Spanien, Brasilien oder die Türkei hatten ebenfalls je nur ein Kriegsschiff entsandt.

"Wir sind abhängig vom Seehandel"

Der Kommandant des deutschen Verbands, Kapitän Torsten Ites, unterstrich gegenüber der Deutschen Welle wie wichtig es sei, das Problem der Piraterie mit solchen großangelegten Übungen anzugehen: "Wir in der Welt sind abhängig vom Handel über die See - die meisten Güter werden auf dem Seeweg transportiert. Und selbstverständlich hat Piraterie, wenn sie denn in Seegebieten wächst und gedeiht, einen signifikanten Einfluss - das ist keine Frage."

Vor diesem Hintergrund verfolge die Übung "Obangame Express" das Ziel, die staatenübergreifende Kooperation im Golf von Guinea zu stärken, so Ites: "Es geht darum, zusammenzuarbeiten, voneinander zu lernen, Verständnis zu entwickeln für die einzelnen Taktiken und Verfahren. Und die Integration hat aus meiner Sicht ganz hervorragend geklappt. Das gemeinsame Verständnis ist da."

Zwei deutscher Marineffiziere unterhalten während einer Übung in Lagos (Foto: Drechsel&Kriesch/DW)
Torsten Ites (li.) führte den deutschen Marineverband bei der Übung "Obangame Express"Bild: DW/Drechsel/Kriesch

Sprachbarrieren und Kommunikationspannen

Andere Teilnehmer der Übung sind diesbezüglich vorsichtiger, denn ganz reibungslos lief das bislang größte Marinemanöver vor der Küste Westafrikas nicht. Vor allem Sprachbarrieren erschwerten immer wieder die sogenannten Boardings. Damit ist das Betreten fremder Schiffe durch spezialisierte Soldaten umschrieben. Die afrikanischen Boardingteams, die westliche Schiffe in der Übung durchsuchten oder dort für die Dauer des Manövers einquartiert waren, sprachen oftmals nur Französisch oder Englisch. Für die meisten deutschen Soldaten war das kein Problem. Aber auf Schiffen anderer NATO-Staaten beherrschten selbst Offiziere manchmal kein Englisch.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es auch, dass es zudem Kommunikationspannen gab, die den Manöverzeitplan durcheinanderwirbelten. Wegen fehlender Informationen mussten geplante Übungen verschoben oder ersatzlos gestrichen wurden. Einzelne militärische Einheiten waren vom Informationsfluss nahezu abgeschnitten, andere mussten sich in mühevoller Kleinarbeit Angaben zusammenklauben.

Es bleibt noch viel Arbeit

Angesichts der Umstände kann es allerdings wenig verwundern, dass es noch viel Arbeit beim Aufbau maritimer Sicherheit im Golf von Guinea gibt. Dabei ist zuverlässige Kommunikation nur eine Herausforderung. Auch die Ausbildung sowie die Ausrüstung müssen verbessert werden. Der deutsche Fregattenkapitän Dirk Steffen, der in den Rollenspielen an Bord der Fregatte "Hamburg" einen zivilen Kapitän spielte, hat nach dem Manöver ein gemischtes Bild von den Marinen Westafrikas. Es fehle an Erfahrung, sagte er der Deutschen Welle: "Es sind sehr kleine Marinen. Es sind Marinen, die sehr wenig zur See fahren."

Deutscher Offizier in zivil spricht mit einem Soldaten aus Togo bei der Übung "Obangame Express" (Foto: Drechsel&Kriesch/DW)
Dirk Steffen spielte während der Übung den Kapitän ziviler FrachtschiffeBild: DW/Drechsel/Kriesch

"Obangame Express" habe zwar dazu beigetragen, den westafrikanischen Nationen Sicherheit zu geben, um den Herausforderungen im Golf von Guinea zu begegnen. Es bleibe aber noch viel Arbeit, so Steffen: "Nachhaltigkeit ist hier natürlich ein Stichwort, das heißt, dass diese Übung hoffentlich im nächsten und darauf folgenden Jahr noch einmal stattfinden wird. Zwischendurch engagieren sich einzelne Nationen, wie beispielsweise die Vereinigten Staaten oder Frankreich, auch lokal und eben zwischen diesen Übungen, um das Gelernte am Leben zu erhalten."

Ob die Deutsche Marine an "Obangame Express 2015" teilnimmt, ist noch offen. Aber die Ausbildung von afrikanischen Seestreitkräften, um kontinenteigene Probleme in den Griff zu bekommen, passt in das Konzept des deutschen Außen- und Verteidigungsministeriums: Beide wollen das Engagement in Afrika in den kommenden Jahren verstärken.