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Ein Neuanfang für Mali

28. Juli 2013

Drohende Anschläge von Islamisten, hunderttausende Flüchtlinge und fehlende Wahlkarten: Die Vorzeichen der Präsidentenwahl in Mali waren schlecht. Die internationale Gemeinschaft hofft aber, dass danach Ruhe einkehrt.

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Ein Plakat des Kandidaten Ibrahim Boubacar Kéita in Bamako (Foto: Katrin Gänsler)
Bild: DW/K.Gänsler

Nach einem Militärputsch, der Machtübernahme durch Islamisten im Norden und deren Vertreibung durch französische und afrikanische Truppen ist in Mali ein neuer Präsident gewählt worden. Rund sieben Millionen Bürger des westafrikanischen Landes waren zur Abstimmung aufgerufen. Beobachter halten den Zeitpunkt für die Abstimmung über die Nachfolge von Übergangspräsident Dioncounda Traoré für verfrüht. Sie befürchten Gewalt und Chaos. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte im Vorfeld vorsichtig, die Abstimmung werde womöglich "nicht perfekt" verlaufen.

Für die internationale Gemeinschaft ist die Rückkehr von Stabilität wichtig. Vor allem Frankreich bestand auf raschen Wahlen. Staatschef François Hollande erklärte, 16 Monate nach dem Putsch, bei dem der gewählte Staatschef Amadou Toumani Touré gestürzt wurde, und der den Vormarsch der Islamisten möglich machte, brauche das Land wieder eine demokratisch legitimierte Regierung. Für Bundesaußenminister Guido Westerwelle ist die Wahl ein "Meilenstein" auf dem Weg zurück zu "verfassungsmäßigen und demokratischen Verhältnissen".

Die Islamisten konnten zwar weitgehend aus dem Norden vertrieben werden. In ihren Rückzugsgebieten in den Gebirgs- und Wüstenregionen harren aber immer noch Kämpfer aus, mehrfach verübten sie Selbstmordanschläge.

Sorge bereiten auch die Tuareg-Rebellen der Nationalen Bewegung der Befreiung von Azawad (MNLA), die in der nördlichen Stadt Kidal monatelang das Sagen hatten. Malische Regierungssoldaten und Beamte kehrten erst kürzlich in die Stadt zurück.

Allerdings kam es vergangene Woche zu blutigen Auseinandersetzungen mit vier Toten und zahlreichen Verletzten. Vorübergehend waren in der Region zudem fünf Wahlhelfer entführt worden.

Um das Präsidentenamt bewarben sich 27 Männer und eine Frau. Unter ihnen sind mehrere ehemalige Ministerpräsidenten. Das Ergebnis soll am 2. August bekannt gegeben werden. Hat keiner die nötige Mehrheit, ist für den 11. August eine Stichwahl geplant.

Vergangene Woche mussten die Organisatoren einräumen, dass von den knapp sieben Millionen Wahlkarten gerade einmal 60 Prozent verteilt waren. Unklar ist auch, wie die rund 500.000 Malier abstimmen sollen, die vor der Gewalt in andere Regionen des Landes oder in die Nachbarstaaten geflohen sind.

Für die Europäische Union sind rund einhundert Beobachter im Einsatz - allerdings nur in fünf von acht Regionen. Nach Timbuktu, Gao und Kidal hat die EU keine Beobachter geschickt.

uh/wl (afp,dpa)