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Majka gelingt ein Doppelschlag

Joscha Weber23. Juli 2014

Der Pole Rafael Majka gewinnt souverän die erste Bergankunft in den Pyrenäen - und hat sogar Zeit für eine kleine Showeinlage. Dahinter das gewohnte Bild: Vincenzo Nibali dominiert die Konkurrenz.

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Rafal Majka (Foto: REUTERS/Jacky Naegelen)
Bild: Reuters

Majka triumphiert in den Pyrenäen

Auf der Ziellinie fiel die Maske bei Rafael Majka. Ungestüm jubelte er und schrie seine Freude hinaus, ehe er sich in den Armen seiner Betreuer die Hände vors Gesicht hielt und dahinter wohl die eine oder andere Träne verdrückte. Kurz zuvor im Anstieg hinauf nach Saint-Lary-Soulan Pla d'Adet gab er noch den Mister Cool. Mehrfach zwinkerte er lässig der Kamera zu, die ihn bei jedem Tritt in Richtung Etappensieg begleitete. Alles sollte bei ihm ganz leicht aussehen im 10,2 Kilometer langen und im Schnitt 8,3 Prozent steilen Schlussanstieg, auch wenn Majka der Schweiß in Strömen vom Gesicht tropfte. Es war wohl ein wenig Show, die der junge Pole da vor den Augen der Sportwelt zeigen wollte. Doch wer näher hinsah, erkannte: Dieser Etappensieg fiel auch dem begnadeten Klettertalent aus dem Tinkoff-Rennstall nicht leicht.

Diese 17. Etappe der 101. Tour de France war nämlich eine Art Königsetappe: Zwar nur 124,5 Kilometer kurz, aber gespickt mit vier schweren Anstiegen und deshalb von Ex-Radprofi Erik Zabel als "Etappe der Wahrheit" bezeichnet. Mit einem energischen Antritt setzte sich Majka im Schlussanstieg hinauf zum 1654 Meter hoch gelegenen Saint-Lary Pla d'Adet ab und holte dann Fahrer um Fahrer der vor ihm fahrenden Ausreißergruppe ein. Für Irritationen sorgte er kurz darauf, als er sich bei einem Begleitmotorrad kurz abstieß, dafür aber nicht bestraft wurde. Im Ziel hatte der Pole dann 29 Sekunden Vorsprung vor den Italienern Giovanni Visconti (Movistar) auf Rang zwei und Vincenzo Nibali (Astana), der 46 Sekunden hinter dem Tagessieger ins Ziel kam.

Eigentlich wollte er gar nicht mitfahren

Für Majka war es bereits sein zweiter Etappensieg bei der laufenden Tour - dabei war er für die ursprünglich gar nicht vorgesehen. Den Giro d'Italia als Sechster beendet, sollte der erst 23-Jährige danach geschont werden. Doch für den wegen Dopingverdachts aussortierten Roman Kreuziger musste Majka dann doch bei der Tour ran, auch wenn er dies anfangs gar nicht wollte, öffentlich murrte, weil er sich noch zu müde fühlte. Jetzt hörte sich das alles ganz anders an: "Ich könnte gerade vor Freude im Kreis springen. Ich habe die Etappe gewonnen und das Bergtrikot behalten! Danke an mein Team", freute sich Majka nach der Zieldurchfahrt im Siegerinterview. In der Tat war ihm ein Doppelschlag gelungen, denn Majka sicherte sich mit dem Etappensieg auch einen klaren Vorsprung im Kampf um das Bergtrikot. In dieser Wertung führt er nun mit 149 Punkten vor Nibali (118) und dem geschlagenen Hauptkonkurrenten Joaquin Rodriguez (112).

Vincenzo Nibali (Foto: REUTERS/Jacky Naegelen)
Der Patron der Tour: Vincenzo Nibali bleibt am Berg unantastbarBild: Reuters

Im Gesamtklassement baute der erneut unantastbare Italiener Vincenzo Nibali seinen Vorsprung auf den zweitplatzierten Spanier Alejandro Valverde (Movistar) auf wohl nicht mehr einzuholende 5:26 Minuten aus. Der Franzose Thibaut Pinot (FDJ.fr) liegt mit 6:00 Minuten Rückstand auf Rang drei und verteidigte sein weißes Trikot erfolgreich gegen die Angriffe seines Landsmannes Romain Bardet (AG2R). Gewinner des Tages in der Gesamtwertung war Bardets Teamkollege und Landsmann Jean-Christophe Péraud, der als einziger an Nibali dranbleiben konnte und als guter Zeitfahrer nun beste Aussichten auf einen Platz auf dem Tour-Podium in Paris hat.

Der Tourmalet wartet

Doch bevor das Peloton den Weg nach Paris einschlägt, wartet am Donnerstag auf der 18. Etappe noch eine richtige Kraftprobe: Die letzte Bergetappe in den Pyrenäen führt über 145,5 km von Pau nach Hautacam. Im Weg der Fahrer liegt auch der legendäre Col du Tourmalet - sicher auch etwas für Bergspezialist Rafael Majka.