"Made for USA"
17. Dezember 2013An das bisher erfolgreichste Jahr 2012 konnte Flemming Bjoernslev, USA-Geschäftsführer des deutschen Chemieriesen Lanxess, in diesem Jahr nicht anknüpfen. Die Nachfrage nach deutschen Produkten blieb jedoch auch 2013 stark: "'Made in Germany' hat nach wie vor einen hohen Stellenwert", sagt Bjoernslev im DW-Gespräch, "und 'German Engineering' wird sowohl bei Prozessen wie auch bei Produkten groß geschrieben."
Kautschukgeschäft im Rückgang
Hauptgeschäftsfeld für die 14 nordamerikanischen Standorte von Lanxess ist die Automobilbranche. Die Herstellung von Kunststoffen für den Automobil-Leichtbau und von Synthesekautschuk für die Reifenindustrie machen mit etwa 40 Prozent den größten Teil der Produktion aus. Weltweit ist der deutsche Konzern einer der größten Lieferanten für die Reifenindustrie.
Die sinkende Nachfrage in der Automobil- und Reifenbranche sowie die schwierige Wirtschaftslage in Europa hat Bjoernslev im vergangenen Jahr deshalb zu spüren bekommen: "Das Kautschukgeschäft lässt ein wenig zu wünschen übrig. Das Reifengeschäft in den USA lief 2013 nicht so erfolgreich wie 2012 - und das hat dann natürlich auch eine leichte negative Auswirkung auf uns."
Der Umsatz von Lanxess in Nordamerika machte zuletzt einen Anteil von 17 Prozent des Konzernumsatzes aus. Damit sank er um rund 13 Prozent auf 342 Millionen Euro. Für die Zukunft wappnet sich der Konzern deshalb durch ein Sparprogramm: Bis 2016 will das Unternehmen weltweit 1000 Stellen abbauen.
Einen Wettbewerbsvorteil verschaffen der energieintensiven Chemieindustrie dagegen die niedrigen Energiepreise in Nordamerika. Sie seien derzeit die günstigsten im weltweiten Konzernverbund, so Bjoernslev. Aufschwung soll auch der Bereich nachhaltige Mobilität bringen. Leichtbau-Technologien und sogenannte "grüne Reifen" sollen durch geringeren Rollwiderstand und weniger Gewicht den Spritverbrauch und die Emissionen von Fahrzeugen senken.
Deutsche Unternehmer sind zuversichtlich
Auch andere deutsche Unternehmen in den USA blicken zuversichtlich in die Zukunft. Das zeigt der deutsch-amerikanische Wirtschaftsausblick, der seit fünf Jahren jährlich erscheint. "Der Ausblick fällt eigentlich noch besser aus als 2013", sagt Dietmar Rieg, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer New York, die die Studie vorstellt. "98 Prozent unserer befragten Unternehmen gehen von mindestens gleich guten oder besseren Entwicklungen aus. 93 Prozent schätzen die Entwicklung der US Wirtschaft als positiv ein, mit Wachstumsraten über denen im Euroraum."
Trotz steigender Lohnkosten, einem stagnierenden Preisniveau und zuletzt massiver Verunsicherung durch die amerikanische Finanzpolitik, wollen viele der deutschen Unternehmen auch im kommenden Jahr neue Produktlinien entwickeln und Arbeitsplätze schaffen.
Fachkräftemangel auch in Übersee
Ein Problem stellt nach wie vor der Mangel an Fachkräften dar. Fast die Hälfte der befragten Firmen haben Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Und auch der schwache US-Dollar stellte im vergangenen Jahr ein Hindernis für Unternehmen dar.
Verbesserte Ausbildung, vereinfachtes Steuersystem, stabile Finanzpolitik
Um das Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren zu sichern, wünschen sich viele Unternehmer vor allem eine stabile Finanzpolitik, eine verbesserte Ausbildung für Nachwuchskräfte und ein vereinfachtes Steuersystem. "Es gibt Reformbedarf bei Infrastruktur, bei den Steuern, bei der Immigration und es muss einen vernünftigen Fiskalpakt", glaubt Flemming Bjoernslev. "Nur so kann die USA erfolgreich in die Zukunft schauen."