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Libanon schließt Grenze zu Syrien

18. Oktober 2014

Der Flüchtlingsstrom aus Syrien stellt den Libanon vor große Probleme. Das kleine Land hat bereits über eine Million Syrer aufgenommen. Jetzt riegelt die Regierung in Beirut die Grenze zum Nachbarland ab.

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Syrische Flüchtlinge im Libanon (Foto: AP)
Bild: picture alliance/AP Photo

Der Libanon wird deutlich weniger Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien ins Land lassen. "Wir haben das (UN-Flüchtlingshilfswerk) UNHCR informiert, dass wir keine Vertriebenen mehr aufnehmen", sagte Sozialminister Raschid Derbas der Zeitung "Al-Akhbar". In Ausnahmefällen könne Flüchtlingen nach einer vorherigen Prüfung des Sozial- und Innenministeriums aus "humanitären Gründen" die Einreise erlaubt werden. Die Regierung begründete die Entscheidung damit, dass bereits jetzt zu viele Flüchtlinge im Libanon lebten. Ein Viertel aller Menschen im Land sind Flüchtlinge, das sind pro Kopf mehr als in jedem anderen Land der Welt. Viele von ihnen leben in ärmsten Verhältnissen.

Libanon fühlt sich überfordert

Die UNHCR-Beauftrage für den Libanon, Ninette Kelley, bestätigte die strengere Aufnahmepraxis an der Grenze. Diese Entwicklung sei bereits seit zwei bis drei Wochen zu beobachten. An einigen Tagen dürften nur vereinzelt Flüchtlinge einreisen. Es sei allerdings unklar, welche Kriterien die Regierung für humanitäre Notfälle zu Grunde lege, beklagte Kelley.

Der Libanon zählt rund 4,5 Millionen Einwohner und hat rund 1,1 Millionen Syrer aufgenommen. In der Bevölkerung stoßen sie mittlerweile auf zunehmende Ablehnung. Sie würden den Einheimischen die Jobs wegnehmen und Löhne drücken, heißt es. Schulen und Krankenhäuser seien wegen der Flüchtlinge überfüllt. Libanesische Politiker warnen seit langem davor, dass ihr Land die Belastungen durch die Flüchtlinge nicht schultern könne und verlangten eine Schließung der Grenzen. Viele Syrer umgehen allerdings die offiziellen Kontrollposten und gelangen über die schwer zu sichernde Grenze in den Libanon.

UN fordert Unterstützung

UN-Vertreterin Kelley rief dazu auf, dem Libanon mit Investitionen in dessen Infrastruktur zu helfen, den Zustrom von Flüchtlingen zu verkraften. Nach UN-Angaben haben 3,2 Millionen Syrer ihre Heimat wegen des Bürgerkrieges dort verlassen. Viele sind in die Türkei und nach Jordanien gegangen. Der Libanon hat vor mehr als 60 Jahren Zehntausende Palästinenser aufgenommen, die aus dem Gebiet des heutigen Israel geflohen waren oder von dort vertrieben wurden. Die Flüchtlingslager bestehen heute noch, oft als Slums. Hunderttausende Menschen leben dort.

cr/jj (rtr, afp)