1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Leipziger Buchmesse

17. März 2010

Es ist nicht übertrieben, wenn die Leipziger mit dem Slogan werben: 'Eine ganze Stadt feiert Buchmesse'. Denn im Gegensatz zur geschäftlich orientierten Frankfurter Buchmesse geht es in Leipzig betont publikumsnah zu.

https://p.dw.com/p/MPtF
Leipzig Buchmesse Glashalle (Foto: Leipziger Messe)
Bild: Leipziger Messe GmbH/Tom Schulze

Wenn in Leipzig Buchmesse ist, dann beschränkt sich das nicht auf das Messegelände am Rande der Stadt. Überall in der historischen Innenstadt mit ihren traditionsreichen Gebäuden sind bis spät in die Nacht Veranstaltungen und Lesungen.

Da spürt man dann wieder ein wenig von dem alten Glanz der einst weltberühmten Buchstadt. Das grafische und das Druck-Gewerbe hatten hier bis zum 2. Weltkrieg ebenso ihren Sitz wie zahlreiche bedeutende Verlage. Obwohl nach der Wende 1990 ein Neuanfang versucht wurde, haben die meisten Verlagshäuser ihren Leipziger Standort inzwischen wieder aufgegeben. Besonders schwer wog die Schließung von Brockhaus im vergangenen Jahr. Damit hat Leipzig auch den letzten und wichtigsten Lexikonverlag verloren.

Entdeckermesse

Porträt Oliver Zille (Foto: dpa)
Oliver Zille: immer optimistischBild: Picture-Alliance / dpa

Wie die Leipziger Messe angenommen wird, lässt sich auch an den Zahlen ablesen: 147 000 Besucher kamen 2009 in den vier Tagen auf das Messegelände. Das waren noch mal 14 Prozent mehr als 2008. Allerdings ist die Krise auch hier nicht spurlos vorbeigegangen. Einige Aussteller sind abgesprungen – rund 2100 aus 39 Ländern sind es in diesem Jahr - die Messe selbst musste an einigen Stellen erheblich sparen. Aber Buchmessendirektor Oliver Zille verliert seinen Optimismus nicht, zu Recht. Der 49jährige ist seit 1991 dabei und ein Gutteil des Erfolgs der Messe geht auf sein Konto. Wer nicht alles in großem Maßstab machen kann, muss eben ein klares Profil schaffen, das hat Zille früh erkannt und umgesetzt. "Leipzig ist primär eine Entdeckermesse für junge deutschsprachige und mittel-, ost- uns südosteuropäische Literatur".

Verlage und Autoren aus den Balkanländern nutzen Leipzig als Brücke auf den deutschen Buchmarkt. Die Messe ihrerseits kümmert sich um größere Präsenz der kleineren Literaturländer. 2011 zum Beispiel wird Serbien Schwerpunktland in Leipzig sein. Auch der "Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung" unterstreicht die Brückenfunktion Leipzigs: in diesem Jahr geht er an den ungarischen Historiker und Publizisten György Dalos.

Junge Talente

Junge Leser (Foto: Jodi Breisler)
Junge LeserBild: Jodi Breisler

Leipzig hat sich tatsächlich in den letzten Jahren zum Mekka für den Nachwuchs im literarischen Betrieb entwickelt. Und das ganzjährig. Denn schließlich hat hier auch das Leipziger Literaturinstitut seinen Sitz, die Talentschmiede des schriftstellerischen Nachwuchses. Zur Messezeit lohnt es sich für Talent-Scouts bei einer der zahlreichen abendlichen Gruppen-Lesungen in der Stadt vorbeizuschauen. Der verlegerische Nachwuchs präsentiert sich auf dem Messegelände auf der "Leseinsel junger Verlage".

Und der Lese-Nachwuchs wird von der Messe ganz besonders hofiert. Allein ein Viertel der Ausstellungsfläche ist für die Kinder- und Jugendliteratur reserviert, Lesungen, Workshops und Gewinnspiele sollen Lust machen auf Literatur.

Und weil aus leidenschaftlichen Lesern vielleicht eines Tages Buchhändler, Lektoren oder Verleger werden, bietet die Messe jetzt zum zweiten Mal einen sogenannten "Karrieretag" an. Hier können Schüler sich schon mal über die Berufsbilder der Branche informieren lassen.

Leipzig liest und liest

Logo Leipziger Buchmesse

Gleich zwei deutsche Nobelpreisträger sind dieses Mal zu Gast in Leipzig: Herta Müller, die mittlerweile überall, wo sie auftritt, wie ein Star gefeiert wird. Und Günter Grass, dessen Buchpremiere wohl zu den Höhepunkten dieser Messe gehören wird. Unter dem Titel "Günter Grass im Visier" hat der Journalist Kai Schlüter die jahrzehntelange Bespitzelung des Dichters durch die Stasi dokumentiert.

Rund 1500 Autoren überwiegend aus Deutschland lesen an mehr als 300 Orten im ganzen Stadtgebiet. Das Lesefest "Leipzig liest", längst traditioneller Programmteil der Messe, ist angeblich das größte Europas. Ein Titel, den auch die parallel stattfindende LitCologne in Köln für sich beansprucht. Ein völlig überflüssiger Wettstreit, denn vor interessierten Besuchern können sich beide nicht retten.

Lebende Comic-Figuren

Besucherinnen der Leipziger Buchmesse als Manga Figur (Foto: Leipziger Mese)
Cosplay in LeipzigBild: Leipziger Messe GmbH

Eine Besonderheit kann Leipzig allerdings für sich in Anspruch nehmen. Der Comic-Bereich auf der Messe zieht mittlerweile weltbekannte Manga-Zeichnerinnen aus Japan an. Hier können die Fans ihren Stars bei der Arbeit über die Schulter schauen oder sich selbst an einem Zeichen-Wettbewerb beteiligen. Was für eine Szene sich mittlerweile auch in Deutschland um die aus Japan stammende Comic-Kultur gebildet hat, lässt sich am besten am Messe-Wochenende beobachten. Dann nämlich ist Zeit für Cosplay ('costume play'). Jugendliche posieren als ihre Manga-Helden und verwandeln die Messehallen in eine riesige Comic-Bühne.

Autorin: Gabriela Schaaf

Redaktion: Ramón Garcia-Ziemsen

Leipziger Buchmesse 18.-21.März 2010