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Wassersparen in Las Vegas

Christina Bergmann, Las Vegas27. August 2013

Im Westen der USA herrscht seit über einem Jahrzehnt Dürre. Wassersparen ist angesagt - doch in der Millionenstadt Las Vegas tun sich besonders die privaten Verbraucher schwer mit dem Sparen.

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Poolanlage im ARIA, das zum "City Center" der MGM Resorts in Las Vegas gehört .(Foto: MGM)
Bei MGM gehört Energiesparen und Umweltbewusstsein zum FirmenkonzeptBild: MGM

Christie Vanover macht sich Sorgen. Die Wildhüterin arbeitet im Lake Mead Nationalpark im Westen der USA. Lake Mead ist der größte künstliche See der USA, entstanden durch den Hoover Staudamm. Doch sein Wasserspiegel ist in den letzten 13 Jahren um 30 Meter gesunken. "Deswegen mussten wir die Bootsrampen in unseren neun Freizeitgebieten verlängern, und die Häfen müssen ständig hin- und herziehen, weil die Uferlinie sich verändert. Das ist teuer", erklärt Vanover. Nicht jeder Betrieb kann sich das leisten, erst vor kurzem habe der dritte Hafen dicht gemacht.

Wassermangel im Colorado River ist der Grund für den niedrigen Wasserstand in Lake Mead. Trockenperioden, weniger Schneefall in den Rocky Mountains und höhere Temperaturen machen dem Fluss zu schaffen. Gleichzeitig wächst der Durst der Landwirte und Megastädte in insgesamt sieben US-Bundesstaaten und in Mexiko. Der Colorado schafft es kaum noch, den Bedarf zu decken. Die Nichtregierungsorganisation "American Rivers" hat ihn kürzlich zum am meisten bedrohten Wasserweg Amerikas erklärt.

Handtuchberge sparsam waschen

40 Millionen Menschen versorgt der Colorado im Westen der USA mit Wasser. Zwei Millionen davon leben in Las Vegas, der künstlichen Oase in der trockensten Wüste Nordamerikas, im US-Bundesstaat Nevada. Riesige Hotels mit tausenden Betten, üppigen Springbrunnen und großzügigen Poolanlagen sowie sattgrüne Golfplätze - in der Glücksspielstadt weist zunächst nichts darauf hin, dass hier Wasser ein kostbares Gut ist. Doch hinter den Kulissen ist man sich des Problems bewusst.

Eric Brady, Präsident von Brady Linen, vor einer "Waschmaschine", die 1,5 Liter Wasser pro Pfund Wäsche verbrauchen." (Foto: DW/C. Bergman)
Eric Brady, Präsident von Brady Linen, hat 13 Millionen Dollar in sparsamen Waschmaschinen investiertBild: DW/C. Bergman

"Wir sind in der Endphase eines 13-Millionen-Dollar-Umbaus", erklärt Eric Brady, Präsident von Brady Linen der nach eigenen Angaben größten Wäscherei in Las Vegas, "um diese Wasser sparenden Maschinen einzubauen, die 1,5 Liter Wasser pro Pfund Wäsche verbrauchen." Bei gut 450 Tonnen Wäsche am Tag spart die Firma so acht Millionen Liter Wasser - jeden Tag.

Wasserkosten reduzieren

Auch die Handtücher der Hotels des Konzerns MGM Resorts werden von Bradys Firma gewaschen. Bei MGM gehört Energiesparen und Umweltbewusstsein zum Firmenkonzept, erklärt Umweltschutzchefin Cindy Ortega. So habe man für die neu gebaute Anlage "City Center" für 10.000 Zimmer neue Duschen entwickeln lassen: "Sie verbrauchten weniger Wasser pro Minute, unter 7,5 Liter, aber der Gast merkt den Unterschied nicht, obwohl der Wasserverbrauch geringer ist als bei ihm zu Hause." Durch Wasser sparende Maßnahmen, wie intelligente Klimaanlagen, die die Temperatur automatisch heraufschalten, wenn der Gast das Zimmer verlässt, könne man rund 190 Millionen Liter Wasser jährlich sparen, heißt es in der Infobroschüre des Resorts. Für die Firmen ist Wassersparen nicht zuletzt auch ein Kostenfaktor.

Die Hotels sind tatsächlich nicht die großen Wasserschlucker in Las Vegas. Nach Angaben der Wasserwerke von Südnevada sind sie für nur 7,7 Prozent des Gesamtverbrauchs verantwortlich. Scott Rutledge von der Nevada Conservation League, die sich für nachhaltige Politik und Gesetzgebung engagiert, erklärt: "Die Hotels verbrauchen ihr Wasser meistens im Haus, es geht also in den Abfluss und wird recycelt und zählt damit nicht als verbraucht."Verrückt" findet er jedoch, dass es im Großraum Las Vegas mitten in der Wüste rund 40 Golfplätze gibt.

Umstrittene Golfplätze

Dale Hahn, vom Golfplatz TPC Summerlin gibt zu, dass es wohl zu viele Golfplätze in der Wüstenstadt gibt, aber er sagt auch: "Wir sind mehr als nur ein Wassernutzer, wir sind ein Naturschutzgebiet und für unsere Golfer ein großartiges Erholungsgebiet."

Er ist für die Instandhaltung des Platzes zuständig. Das üppige Grün und die idyllischen Seen werden künstlich bewässert. Das sei sparsam, erklärt Dale Hahn und betont, dass nur ein kleiner Teil - 20 Prozent - der Golfplatzfläche mit Trinkwasser gesprengt wird. Der Rest ist sogenanntes "graues Wasser", also Abwasser aus Spülen und Duschen, das von den Wasserwerken in einer kleinen Anlage direkt am Golfplatz aufbereitet und zur Verfügung gestellt wird. Der Anteil der Golfplätze am Gesamtwasserverbrauch 2012: 6,5 Prozent.

Der Golfplatz TPC Summerlin ist einer von rund 40 Golfplätzen in und um Las Vegas.(Foto: DW/C. Bergman)
Der Golfplatz TPC Summerlin ist einer von rund 40 Golfplätzen in Las VegasBild: DW/C. Bergman

So hat Doug Bennett von den städtischen Wasserwerken weder etwas gegen Golfplätze noch gegen Hotels. Schließlich bringen sie der Stadt Besucher, Einkommen und Arbeitsplätze. "Was Verschwendung ist", sagt Bennett, "ist, eine sehr durstige Pflanze ausschließlich zur Zierde zu verwenden." Sprich: Er und seine Behörde haben den Rasen in den Vorgärten der Ein- und Mehrfamilienhäuser im Visier. 2012 machten diese Privathaushalte den Löwenanteil am Wasserverbrauch in Las Vegas aus: 60 Prozent. Wer seinen Rasen in einen klimagerechteren Garten umwandelt, bekommt daher Geld: umgerechnet etwas mehr als zwölf Euro pro Quadratmeter.

Umweltschützer fordern mehr Maßnahmen

Amy Zeldenrust gehört zu jenen, die davon Gebrauch gemacht haben. Sie kam 2003 aus Ohio nach Las Vegas und hat sofort den Rasen um ihr Haus ersetzt. "Ich habe Mandel-, Birnen- und Feigenbäume, Zitronen und Limonen - es ist ein sehr mediterranes Gemisch mit vielen Sukkulenten, Agaven, Aloe, dazwischen südafrikanische Pflanzen und Wüstensachen", erklärt sie. Es riecht verführerisch in ihrem Garten für den sie 2009 sogar einen Preis bekommen hat. Wässern muss sie trotzdem, sagt Zeldenrust, aber bei weitem nicht mehr so viel. Sie schüttelt den Kopf über die traurig aussehende Magnolie gegenüber und die Weide in einem der Nachbargärten. Viele Einwohner seien aus dem kühleren Osten des Landes hergezogen, und würden das anpflanzen, was sie von zu Hause kennen, auch wenn es sehr wasserintensive Pflanzen sind. Allerdings bemerkt sie, dass seit einiger Zeit mehr Nachbarn ihrem Beispiel folgen.

Amy Zeldenrust kam 2003 aus Ohio nach Las Vegas und hat sofort den Rasen um ihr Haus ersetzt durch einen üppigen mediterranen Garten. (Foto: DW/C. Bergman)
Amy Zeldenrust baut in ihrem Garten wassersparend anBild: DW/C. Bergman

Umweltschützern wie Rob Mrowka vom Zentrum für biologische Diversität geht die ganze Entwicklung zu langsam, er fordert strengere Wassersparregeln. "Die Wasserwerke haben das Ziel, bis 2030 den Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser auf 753 Liter am Tag zu senken, aber das ist nicht niedrig genug", findet er. Andere Städte wie Tucson oder Phoenix würden mit weniger auskommen. Ihn regt vor allem auf, wenn Leute ihren Rasen sprengen und das Wasser in den Rinnstein läuft. Und dann ist da noch der "Las Vegas See" in Henderson, ein 130 Hektar großer künstlicher See südöstlich der Stadt, gespeist mit dem Wasser des Colorado. Sein Urteil: "Las Vegas macht Fortschritte, aber es ist nicht wirklich gut im Wasser sparen."

Der Druck mehr Wasser sparen zu müssen könnte jedoch sehr schnell akut werden. Wenn der Colorado wenig Wasser führt, sinkt auch der Pegel in Lake Mead. Derzeit liegt er bei knapp 337 Metern. Bei einem Wasserstand unter 328 Metern im See ruft das Amt für Wassergewinnung den Notstand aus und dreht Nevada, Arizona und Mexiko den Wasserhahn zu. Sie bekommen dann weniger Wasser als ihnen zusteht - und als sie derzeit verbrauchen. Nach der derzeitigen Prognose könnte dieser Fall 2016 eintreten. Las Vegas bezieht 90 Prozent seines Wassers aus dem Lake Mead.

Am Hoover Damm ist der "Badewannenrand" von Lake Mead, hervorgerufen durch den Wassermangel im Colorado River, ganz deutlich zu sehen. (Fotot: DW/C. Bergman)
Der Wasserstand in Lake Mead ist niedrig und sinkt immer weiterBild: DW/C. Bergman