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Lars von Triers erotische Eskapaden

Jochen Kürten
20. November 2014

Das zweiteilige Mammut-Werk "Nymph()maniac" ist für den Europäischen Filmpreis 2014 nominiert. Wie immer erweist sich der dänische Regisseur als überaus clevererer Vermarkter seiner Werke.

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Filmszene aus Nymphomaniac von Lars von Trier (Foto: Concorde)
Bild: Concorde

Der erste Teil feierte im Februar Premiere bei der Berlinale. Die Welturaufführung hatte wenige Tage zuvor in Kopenhagen stattgefunden. Teil 2 war erstmals bei den Filmfestspielen in Venedig im Spätsommer zu sehen. Anschließend liefen die beiden Teile von "Nymph()maniac" in den Kinos. Doch die dort gezeigten Fassungen sind nicht identisch mit den Fassungen der Kinopremieren. Sie sind kürzer. Die langen und damit vollständigen Versionen kann man sich dagegen auf DVD anschauen.

Diverse Fassungen des Films

Lars von Trier und seine Produzenten sind überaus geschickt, die Erwartungen der Zuschauer zu bedienen. Die geschnittenen Fassungen, die im normalen Kinoeinsatz gezeigt werden, müssen auf die drastischen Sex-Szenen verzichten. Bei all den verschiedenen Versionen und Schnittfassungen kann man schon mal den Überblick verlieren.

Spätestens seit seiner Skandalrede bei den Filmfestspielen in Cannes vor drei Jahren hat man bei dem innovativen dänischen Regisseur den Eindruck, dass sich Mensch und Werk kaum noch voneinander trennen lassen. Das hat zur Folge, dass mehr über das Drumherum seiner jeweiligen Filme geredet wird, als über die Werke selbst. Das ist nachvollziehbar, aber schade.

Europäische Kinogröße von Trier

Denn Lars von Trier gehört seit Jahren zu den bedeutendsten europäischen Regisseuren der Gegenwart. Auch "Nymph()maniac" ist ein Werk, das auf mehreren Ebenen zu interpretieren ist und filmisch viel zu bieten hat. Die Geschichte einer jungen sexsüchtigen Frau (Charlotte Gainsbourg), die vor einem introvertierten Sonderling (Stellan Skarsgård) eine Lebensbeichte ablegt, in dem es vor allem um ihr Sexleben geht, mag nicht jedermanns Sache sein.

Filmszene aus Nymphomaniac von Lars von Trier (Foto: Concorde)
Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe in "Nymph()maniac"Bild: Concorde

Doch "Nymph()maniac" glänzt mit brillanten Schauspielern, einer verwickelten Dramaturgie, etlichen philosophischen Exkursen und - wenn man genau hinschaut - wohl auch mit einer gehörigen Portion Ironie. Man sollte Lars von Trier manchmal nicht so ernst nehmen, dann hat man am meisten von seinem exaltierten filmischen Kosmos. Schon kurz nach der Kinoauswertung und vor der Verleihung des Europäischen Filmpreises am 13. Dezember, für den das Opus nominiert ist, kann man sich die beiden Teile von "Nymph()maniac" auch auf dem heimischen Bildschirm auf DVD anschauen. Auch diese ausgetüftelte Vermarktung gehört zum Konzept des Regisseurs und seiner Produzenten.

Lars von Trier: "Nymph()maniac", Teil 1 und Teil 2, FSK 18, 325 Minuten als Director´s Cut, mit Charlotte Gainsborough, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia LaBeouf, Willem Dafoe u.a., Dänemark/Deutschland/ Frankreich/Belgien/Großbritannien 2013, auf DVD und Blu-ray beim Anbieter Concorde erschienen.