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Landwirtschaft kann Jahresergebnis 2013 nicht retten

Fernando Caulyt / Jan D. Walter28. Februar 2014

Es ist offiziell: Brasiliens Wirtschaft wächst 2013 um 2,3 Prozent - mehr als doppelt so stark wie im Vorjahr. Zufrieden ist damit jedoch kaum jemand. Vor allem weil es der kleinste Wirtschaftssektor herausgerissen hat.

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Soja Plantage in Brasilien (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Satte sieben Prozent Wachstum hat die brasilianische Landwirtschaft im abgelaufenen Jahr erzielt. Wenn alle Sektoren solch eine Entwicklung hingelegt hätten, wäre Wirtschaftsminister Guido Mantega bei der Bekanntgabe der offiziellen Wirtschaftszahlen 2013 am Donnerstag (27.02.2014) sicher wohler gewesen. Denn obwohl Brasilien zu den Großmächten der Landwirtschaft gehört, beträgt ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter fünf Prozent.

Der Umsatz des Dienstleistungssektors wuchs lediglich um zwei Prozent. Und die einst so starke brasilianische Industrie verliert weiter an Boden: Sie wuchs 2013 nur um 1,3 Prozent. Unter dem Strich bleibt Brasilien ein BIP-Plus von 2,3 Prozent.

Durchwachsene Aussichten

Deutschland und andere entwickelte Volkswirtschaften würden sich über diese Zahl freuen. Doch verglichen mit anderen Schwellenländern wie China (7,7 Prozent) und Indien (4,5 Prozent) hat Brasilien klar das Nachsehen. Und Besserung ist auch nicht in Sicht: Anfang Januar senkte die Zentralbank ihre Konjunkturaussichten für 2014 von 2,2 auf 1,67 Prozent. Auch unabhängige Ökonomen haben eher verhaltene Erwartungen.

Aluminiumfabrik in Estado do Para Brasilien (Foto: Nelson Almeida/AFP/Getty Images)
Brasiliens Industrie wächst nur noch sehr langsamBild: picture-alliance/dpa

Seit Jahren steckt die Zentralbank in einem Dilemma: Um die Inflation im Zaum zu halten, muss sie den Leitzins hoch halten. Erst am Mittwoch (26.02.2014) haben die Währungshüter den Basiszins Selic noch einmal um einen viertel Prozentpunkt auf 10,75 Prozent erhöht. Die hohen Zinsen binden jedoch viel Kapital, das dann beim Konsum und vor allem bei den Investitionen fehlt.

Schlechtes Investitionsklima

Die Stabilisierungsstrategie der Zentralbank geht nämlich nur zum Teil auf: Seit zehn Jahren hat die Inflationsrate nicht mehr über sieben Prozent gelegen, allerdings auch selten unter fünf Prozent. "Die Inflation verunsichert Konsumenten und Investoren", meint der brasilianische Wirtschaftsprofessor Marcos Antônio de Andrade von der Universität Mackenzie in São Paulo.

Zwar stiegen die Investitionen im Jahresverlauf 2013 um 6,3 Prozent gegenüber 2012. Im letzten Quartal 2013 stagnierten sie jedoch nahezu bei 0,3 Prozent. Und auch der Konsum fiel zum Jahresende von 2,3 auf 07 Prozent. "Investitionen und Konsum werden auf der Basis von Zukunftserwartungen getätigt", erklärt der Ökonom Mauro Rochlin von der Wirtschaftsuni Ibmec in Rio de Janeiro, "und die Aussichten der Wirtschaftsakteure haben sich in den letzten Monaten empfindlich verschlechtert."