Landgrabbing in Ostdeutschland
Im Osten Deutschlands kommt immer mehr landwirtschaftliche Fläche in den Besitz weniger Investoren. Die Politik fördert diese Umverteilung. Verdrängte Bauern befürchten die Rückkehr feudaler Besitzstrukturen.
Ein Bild der Vergangenheit
Weidende Kühe in Brandenburg. Ein Bild, das es im Osten immer seltener zu sehen gibt. Viele Kleinbauern, die noch Vieh halten, müssen ihren Hof aufgeben und verkaufen. Die neuen Großgrundbesitzer halten keine Tiere mehr, sondern bauen Mais, Zuckerrüben und Raps in großem Stil an. Das Ergebnis: Monokulturen statt vielfältiger Landwirtschaft.
Mais über Mais
Weite Teile Ostdeutschlands sind bereits von Maisfeldern bedeckt: Auf ihnen wird ein hoher Ertrag erzielt, für den gleichzeitig nur wenige Menschen arbeiten müssen. Die Folge: Nicht nur Pflanzen und Tiere müssen weichen, auch immer weniger Menschen können hier leben. Sind die Felder abgeerntet, bieten sie einen trostlosen Anblick.
Energiegewinnung
Besonders Mais, in großen Monokulturen angebaut, wird in solchen Biogasanlagen zur Energiegewinnung verbrannt. Monokulturen haben massive negative Auswirkungen auf die Ökologie: Die Artenvielfalt schwindet dramatisch. Die Feldfrüchte sind anfälliger gegen Krankheiten und Schädlinge und müssen daher oft mit Chemie behandelt werden.
Kein Land – keine Schafe
Der industrielle Ackerbau vernichtet Weidefläche für Kühe und Schafe. Dieser Schäfer etwa verliert immer mehr Pachtfläche, weil sich in seinem Dorf die KTG Agrar eingekauft und die Kauf- und Pachtpreise hochgetrieben hat. Die KTG ist der größte Grundbesitzer in der Uckermark. Zum Vergleich: Auf den 20.000 Hektar Ackerfläche der KTG fände Paris gleich zweimal Platz.
Nostalgie
Bilder aus vergangenen Zeiten in der Werkstatt eines brandenburgischen Bauernhofes, der bis 1990 zu einer LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) gehört hat. Großgrundbesitz ist in Ostdeutschland nichts Neues: Erst gehörte das Land adligen Junkern und nach 1945 dem Staat. Der ließ es von den LPGs industriell bewirtschaften.
Angestellte Landarbeiter
In dieser ehemaligen LPG in Brandenburg wird wieder Landwirtschaft in großem Stil betrieben. Und die heutigen Großbetriebe sind viel größer, als es die LPGs in der DDR waren, auch die Junker hatten nicht so große Flächen besessen. Aber eines ist gleich geblieben: Hier arbeiten Menschen nicht als selbständige Bauern, sondern als Angestellte eines Großbetriebes.
Immer weniger Arbeit
Diese Traktoren gehören dem Großbetrieb Odega. Je größer die angebaute Fläche ist, desto lohnender ist der Einsatz großer Maschinen. So können weniger Menschen mehr Arbeit leisten. Inzwischen bringen immer häufiger Subunternehmer die Ernte ein: Sogenannte Tiefladerbauern fahren im Auftrag eines Großgrundbesitzers von Feld zu Feld und erledigen die Arbeit quasi im Akkord.
Die neuen Großgrundbesitzer
Immer mehr Land wird an Großbetriebe verkauft, wie etwa an die Odega in Brandenburg. Die Bundesregierung unterstützt diese Entwicklung: Eine Million Hektar Ackerland in Ostdeutschland kam nach 1990 in Bundesbesitz. Seither verkauft oder verpachtet es der Staat, stets gegen das höchste Gebot. Und die höchsten Preise zahlen eben reiche Investoren und Großgrundbesitzer.
Auf verlorenem Posten
Dieser Bauer kann gerade noch so viel Land bewirtschaften, dass es für den Lebensunterhalt reicht. Doch weiteres Land kann er weder kaufen noch pachten. Die Großgrundbesitzer, aber auch reiche Investoren, die auf steigenden Wert des Grundes spekulieren, haben die Bodenpreise und die Pachtzinsen so hoch getrieben, dass er sie sich nicht mehr leisten kann.
Ende einer Bauernfamilie
Dieser brandenburgische Bauer hat zwar noch Land, aber es reicht nicht: Er kann von seiner Arbeit nicht mehr leben, sein Sohn wird den Hof nicht mehr übernehmen. Wie seiner Familie geht es vielen: Es gibt immer weniger Arbeit, die Menschen ziehen fort, ganze Landstriche veröden.