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Traumatisierte Veteranen

Bernd Gräßler29. Januar 2013

Der Wehrbeauftragte des Parlaments lobt den bessere Schutz für Soldaten in Auslandseinsätzen, fordert aber mehr Betreuung für traumatisierte Rückkehrer. Die Reduzierung der Bundeswehr führe außerdem zur Überlastung.

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Ein deutscher Soldat schaut sich die eingesammelten Waffen der EUFOR Friedenstruppen in Rajlovac, Bosnien-Herzegowina, an (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Verbesserte Ausbildung und Ausrüstung der Bundeswehr hat in Afghanistan zu einem starken Rückgang der Zahl von verwundeten deutschen Soldaten geführt. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, der FDP-Politiker Hellmut Königshaus, hebt in seinem Bericht für das Jahr 2012 zudem hervor, dass seit August 2011 kein deutscher Soldat mehr gefallen sei. Dabei spiele auch die Verantwortungsübergabe an die afghanische Armee und Polizei sowie die "verantwortungsbewusste Reaktion" der Kommandeure auf die Bedrohung durch "Innentäter" zurück. Seit 2011 ein afghanischer Soldat drei Bundeswehrangehörige aus nächster Nähe getötet hat, stellt die Bundeswehr spezielle Kräfte für den Innenschutz ab.

Bei den Auslandseinsätzen mangele es der Bundeswehr weiterhin an technischen Möglichkeiten zur Beseitigung von Sprengfallen, an Nachtsichtfähigkeit und Luftbeweglichkeit, kritisierte Königshaus. Dauer und Häufigkeit der Einsätze für die Soldatinnen und Soldaten steige. Das Ziel, die ununterbrochene Einsatzdauer auf vier Monate zu begrenzen, sei nicht erreicht worden. derzeit liege man im Schnitt bei sechs Monaten. Dadurch sei die Regenerationszeit zu gering. Stark belastet sei die Truppe neben Afghanistan auch im Kosovo, wo sich die Lage nicht im erwarteten Maße stabilisiert habe.

Schlechte Stimmung in der Bundeswehr

Überlastung und Verunsicherung durch Reform

Der Wehrbeauftragte ist eine Art "Anwalt der Soldaten", der vom Bundestag berufen wird. Der liberale Abgeordnete Königshaus, der dieses Amt seit Mai 2010 ausführt, kritisiert in seinem Bericht eine massive Belastung und Überlastung der Soldaten bei gleichzeitiger überproportionaler Reduzierung des Verteidigungshaushalts. Die Abschaffung der Wehrpflicht und die Verringerung des Personalbestandes – gegenwärtig zählt die Bundeswehr noch etwa 190.000 Soldaten – habe zu einem Mangel an Mannschaftsdienstgraden geführt. Die Ungewissheit über die eigene Zukunft im Zuge der Bundeswehrreform trage nicht zu einer besseren Stimmung in der Truppe bei. Zwar sei die Zahl der Beschwerden, die ihn erreichten, geringfügig gesunken, sagte Königshaus. Doch das hänge eher mit der Verkleinerung der Armee zusammen.

Starke Kritik übte der Wehrdienstbeauftragte an der Betreuung von Soldaten, die aus Auslandseinsätzen zurückkehren. Verglichen mit den Angeboten verbündeter Streitkräfte habe die Bundeswehr großen Nachholbedarf, vor allem bei der Behandlung von traumatisierten Soldatinnen und Soldaten, deren Zahl mit rund 1150 im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht habe. Besonders problematisch sei die Behandlung dort, wo die psychischen Erkrankungen erst nach dem Ausscheiden aus dem Dienst sichtbar würden. Der frühere Dienstherr habe zu den Betroffenen zu diesem Zeitpunkt meist keinen Kontakt und keine Daten über ihren aktiven Einsatz.

Der Wehrbeauftragte fordert, ehemaligen Einsatzteilnehmern einen eigenen Status als Veteranen zuzuerkennen, eine Datenbank einzurichten und ein System der vorsorgenden Betreuung aufzubauen. Der Bundesverteidigungsminister habe diese Idee "dankenswerterweise" aufgegriffen. Königshaus kritisierte, dass nach einer Studie der Universität Dresden oftmals Soldaten in den Auslandseinsatz geschickt würden, die psychisch dazu nicht in der Lage seien. Hier müsse besser geprüft werden.