1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kurs halten und Mut machen

11. April 2014

Keine schlechte Woche für die Athener Regierung. Erst wurde endlich wieder eine Anleihe am Kapitalmarkt platziert. Und nun ist Angela Merkel zu Besuch. Obwohl die bei der Bevölkerung zuletzt nicht so willkommen war.

https://p.dw.com/p/1Bg6N
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras am 11.04.2014 in Athen
Bild: Reuters

Kanzlerin lobt Griechen

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Griechenland zur Fortsetzung seines schmerzhaften Reformkurses ermuntert. "Ich glaube ganz fest, dass nach einer sehr, sehr schwierigen Phase, die in Griechenland natürlich auch noch durchaus anhält für viele Menschen, in diesem Land unglaublich vieles an Möglichkeiten steckt, was noch gar nicht voll erfasst ist", sagte Merkel bei einem Kurzbesuch in der Hauptstadt Athen. Gerade in den für Griechenland klassischen Wirtschaftsbereichen Tourismus und Landwirtschaft stecke viel Potenzial.

Die Kanzlerin informierte sich gemeinsam mit dem griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras (Foto) bei einem Treffen mit jungen Unternehmern über die Bemühungen der griechischen Wirtschaft, in der Schuldenkrise wieder Tritt zu fassen. Zum Auftakt des Gespräches machte sie den jungen Firmengründern Mut: Auch nach der deutschen Wiedervereinigung habe es Schwierigkeiten für viele Menschen gegeben. Sie sei aber sicher: "Die Chancen und die Möglichkeiten überwiegen."

Die Kanzlerin sicherte zugleich weitere Unterstützung aus Deutschland zu: "Wir wollen jetzt eine Förderbank gerade für kleinere Unternehmen aufgelegen." Der Aufbau einer solchen Bank zur Unterstützung kleinerer Unternehmen in Griechenland war bereits 2013 vereinbart worden, die laut griechischen Haushaltsplanungen rund 500 Millionen Euro Kapital haben sollte. Deutschland steuert ebenso wie Griechenland 100 Millionen Euro bei. 200 Millionen Euro sollen aus EU-Strukturfonds und über die Europäische Investitionsbank (EIB) fließen, auch Frankreich will sich beteiligen. Der deutsche Beitrag soll über die Förderbank KfW fließen, die zugleich das Vorbild für die angestrebte griechische "Institution for Growth" ist. Das Förderinstitut soll günstige Kredite an kleine und mittelgroße Unternehmen vergeben und so die Wirtschaft ankurbeln.

Griechenland hatte am Donnerstag vier Jahre nach der mit internationalen Hilfen verhinderten Staatspleite erstmals eine Anleihe am Finanzmarkt platziert und damit einen Erfolg bei Investoren verbucht. Nach Angaben des Finanzministeriums wurden drei Milliarden Euro am Anleihemarkt eingesammelt, rund eine halbe Milliarde mehr als angepeilt. Anleger erhalten für die neuen Staatspapiere mit fünfjähriger Laufzeit eine Nominalverzinsung von 4,75 Prozent.

Kanzlerin lobt Griechen

Die Bundesregierung feierte das Comeback, die Bundesbank äußerte sich indes skeptisch, dass das Land rasch wieder auf die Beine kommen wird. Samaras sprach vor den Vertretern der Start-up-Firmen von einem "neuen Griechenland", das nicht mehr nur konsumiere, sondern auch produziere.

Vor Merkel waren in den vergangenen Monaten bereits eine Reihe von Ministern und auch Bundespräsident Joachim Gauck in Griechenland. Merkel hatte unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen zuletzt im Oktober 2012 Athen besucht. Sie wird etwa von den oppositionellen linken Parteien in Griechenland für den harten Sparkurs und die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Die Linkspartei in Deutschland sprach mit Hinweis auf die Europawahlen am 25. Mai von einem "Showbesuch im Troika-Protektorat".

Ausschreitungen wie beim damaligen Besuch gab es dieses Mal gleichwohl nicht. Nur wenige Hundert Menschen protestierten gegen die Kanzlerin. Dennoch war das Regierungsviertel abgeriegelt worden, über 7000 Polizisten waren zum Schutz Merkels aufgeboten.

sti/ml/gmf (dpa, rtr)