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Kugelsichere Kleidung

Tobias Käufer6. Januar 2013

Das schusssichere Outfit von Miguel Caballero soll Kids, vor allem in den USA, vor Amokläufen schützen. Der Designer will seine Kollektion jenen Eltern verkaufen, die besonders große Angst um ihren Nachwuchs haben.

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Der kolumbianische Modedesigner Miguel Caballero hat sich auf die Produktion schusssicherer Kleidung spezialisiert (Foto: Miguel Caballero) Copyright: Miguel Caballero Bogota, Januar 2013. Zugestellt von: Tobias Käufer
Bild: Miguel Caballero

Gewalt, Tod und Mord gehört zum Alltagsgeschäft des kreativen Geschäftsmanns, der mit Produktionsstätten in Mexiko und Kolumbien gleich an zwei Brennpunkten im lateinamerikanischen Drogenkrieg vor Ort präsent ist. Makaber nennen es die einen, geschäftstüchtig die anderen. "Der Markt für die Kinderprodukte liegt in den USA", sagt er unumwunden. "Denn dort haben sie das Problem."

Der kolumbianische Designer Miguel Caballero mit seinem Team (Foto: DW/T.Käufer)
Caballero (2. von links) und sein TeamBild: Tobias Käufer

Und Caballero liefert seiner Meinung nach die Lösungen. Sie heißen V-Bag, Puffer Kids, T-Shirt Kids und Safety Vest und sollen Schulkinder vor unberechenbaren Attentätern wie jüngst in Newtown in den USA schützen. Das T-Shirt mit dem Namen Kids besteht beispielsweise aus schusssicheren hochmodernen Kunststofffasern, die auch massivem Beschuss standhalten sollen. Das T-Shirt ist leicht und als unverdächtiges Unterhemd tragbar. Mit seinen Hemden, Blusen und Jacken hätten einige Kinder zumindest eine kleine Überlebenschance gehabt, ist der Südamerikaner überzeugt.

Kunden werden zum Versuchskaninchen

Wer dem Kolumbianer nicht glaubt, dem zieht Caballero in seinem Büro in Bogotá gerne auch einmal eine seiner Spezialjacken über und drückt mit einem kleinen Revolver aus nächster Nähe ab. Die Kunden spüren zwar den Einschlag des Projektils als leichten Schlag, doch verletzt verlässt niemand die Unternehmenszentrale. Caballero genießt dieses kleine Schauspiel jedes Mal aufs Neue und freut sich über den Überraschungseffekt beim potentiellen Kunden.

Ein Mann demonstriert wie schusssicher die Kleidung ist (Foto: Getty Images)
Caballeros Team demonstriert den Kunden wie sicher die Kleidung istBild: GUILLERMO LEGARIA/AFP/Getty Images

Sein Katalog umfasst 500 Produkte: Militärwesten, zivile Sakkos, Mäntel, Leder- und Jeansjacken, Hundeleibchen. Von 300 Dollar bis zu 3000 Dollar kostet die "High Security Fashion". Spezialanfertigungen können gerne auch noch etwas teurer sein. Nichts ist dem Unternehmer zu exotisch und ausgefallen. Ein schusssicheres Dirndl für das Oktoberfest hat er ebenso geschneidert wie einen kugelsicheren Lederumschlag für eine Bibel.

Kleidung sieht unverdächtig aus

Der Anblick eines Polizisten, der von dem Gewicht der gängigen kugelsicheren Weste erschöpft schien, war der Antrieb für den ungewöhnlichen Mode-Designer. "Der Mann hatte seine herkömmliche Weste abgelegt, weil sie ihm viel zu schwer war. Was für ein Irrsinn. Ich habe eine deutlich leichtere, aber ebenso sichere Weste geschneidert." Mit einem Startkapital von zehn US-Dollar schneiderte er daraufhin seine erste schusssichere Weste für einen Polizisten. Zwei Jahrzehnte später zählt sein Unternehmen 180 Mitarbeiter. Mehr als 32.000 Produkte hat er bereits verkauft.

Besonders stolz ist er auf seine prominenten Kunden. Schusssichere Anzüge, die völlig normal aussehen, verkauft er zum Beispiel an Staatschefs. Caballero kleidete Kolumbiens Ex-Staatspräsidenten Álvaro Uribe damit ein. Auch Präsident Hugo Chávez aus Venezuela trägt seine Kleidung. Spaniens Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia stattete er bei ihrer Hochzeit 2004 mit gepanzerten Steppjacken aus. Insgesamt sind es elf Staatschefs, die nach Firmenangaben zu seinem Kundenkreis zählen.

Näherinnen in der Firma von Caballero (Foto: Getty Images)
Über 500 Produkte werden derzeit hergestelltBild: GUILLERMO LEGARIA/AFP/Getty Images

Mafiabosse zählt er nach eigenen Angaben nicht zu seinen Kunden, zumindest keine polizeilich registrierten Straftäter, beteuert er. Die Namen seiner zahlungskräftigen wie streng geheimen Klientel bewahrt er in mehreren Aktenordnern streng vertraulich auf. Dass nun Kinder und Jugendliche dazukommen, stört ihn nicht. "Ich mache keine Probleme, ich löse sie", sagt er. Die Angst treibt ihm die Kundschaft in die Arme. Schon bald will er eine dritte Filiale im peruanischen Lima eröffnen.