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Wie Krokodile lange tauchen

Fabian Schmidt15. August 2013

Salzwasserkrokodile können bis zu einer Stunde unter Wasser bleiben und ein Jahr ohne Nahrung überleben. Dafür fahren sie ihren Stoffwechsel so weit herunter, dass selbst das Herz kaum noch schlägt.

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Leistenkrokodil (Foto: imago/imagebroker)
Bild: imago/imagebroker

Die größten und für den Menschen wohl gefährlichsten Reptilien sind die Salzwasser- oder auch Leistenkrokodile. Sie werden über sechs Meter groß und können bis zu einer Tonne wiegen. Nicht nur im Salzwasser fühlen sie sich wohl, sondern auch in Seen, Sümpfen, Flüssen und im Brackwasser.

Während Jungtiere sich von Fischen und Reptilien ernähren, jagen ausgewachsene Tiere auch gerne größere Säugetiere am Ufer. Diese Tiere kommen zum Trinken dorthin. Blitzschnell schießen die Krokodile aus dem Wasser, packen ihre Beute und töten sie, indem sie sich mit voller Wucht um die eigene Achse drehen.

Bekannt sind Leistenkrokodile vor allem aus Australien, Indonesien und Papua-Neuguinea. Aber ihr eigentlicher Lebensraum ist noch viel größer: Er reicht von der indischen Ostküste und Sri Lanka bis nach Mikronesien, mitten im Pazifik.

Die Tiere können also extrem weit schwimmen. Dabei hilft ihnen ihr Stoffwechsel: Denn einerseits können die Krokodile besonders gut Körperfettreserven aufbauen, andererseits damit auch sehr wirtschaftlich haushalten.

Apnoetaucher (Foto: imago/imagebroker)
Auch bei Apnoetauchern geht der Puls zurückBild: imago/imagebroker

Tauchreflex löst niedrigen Puls aus

Leistenkrokodile machen sich den Tauchreflex zunutze, einen Schutzmechanismus, den alle Lebewesen zeigen, die über Lungen atmen. Diesen Reflex löst der Ruhenerv (Parasympaticus) aus. Dieser Nerv empfängt seine Reize von Rezeptoren in der Nase, der Oberlippe, im Kiefer und der Zunge.

Auch wenn ein Mensch abtaucht, kommt zunächst die Atmung zum Stillstand. So wird verhindert, dass Wasser in die Lungen eindringen kann. Gleichzeitig verringert sich der Pulsschlag. Bei normal trainierten Menschen geht der Herzschlag um einige Schläge pro Minute zurück, zum Beispiel von 80 auf 75 oder 70.

Im Breitensport können Apnoetaucher so ihre Luft zwei bis drei Minuten lang anhalten. Rekord-Apnoetaucher schaffen es durch jahrelanges Training und geschickte Yoga- und Meditationstechniken, ihre Herzfrequenz sogar auf nur noch 24 Schläge pro Minute zu senken. Solche Spitzensportler können dann auch über zehn Minuten ihre Luft anhalten.

Unterschiedliche Reize verstärken den Tauchreflex: Das Anhalten der Luft selber, das kalte Wasser, der steigende Umgebungsdruck und der veränderte Sauerstoff- und Kohlendioxidanteil im Blut wirken auf die vielen Nervenrezeptoren. Zusammengenommen wird dann dem Hirn signalisiert: nicht atmen - Kreislauftätigkeit senken!

Leistenkrokodil unter Wasser (Foto: imago/ARCO IMAGES)
Ein Krokodil kann bis zu einer Stunde unter Wasser bleibenBild: imago/ARCO IMAGES

Krokodil als Hochleistungstaucher

Von den Pulswerten eines Leistenkrokodils können Apnoetaucher nur träumen: Das Herz des Reptils steht beinahe still. Nur noch alle vierzig Sekunden schlägt es, wenn das Tier unter Wasser völlig entspannt ist. So kann ein Salzwasserkrokodil ohne weiteres eine Stunde lang tauchen.

Und wenn das Herz kaum schlägt und das Krokodil kaum atmet, verbrennt es auch kaum Energie. Weil ein Leistenkrokodil sich aber in guten Zeiten allerhand Fettreserven anfressen kann, die es dann in seinem schweren Schwanz ablagert, kommt es bei seinen langen Reisen durch den Ozean auch viele Monate ohne Futter aus. Bis zu ein Jahr kann ein Salzwasserkrokodil ohne Nahrung überleben.

Hat es sich in der Regenzeit einmal zu weit ins Landesinnere vorgewagt, und ist der Fluss oder See danach versickert und ausgetrocknet, kann das Tier mit seinem heruntergefahrenen Stoffwechsel auch mal einige Monate überleben, bis wieder Regen fällt. Dazu gräbt es sich im Schlamm der letzten verbliebenen Wasserlöcher ein oder zieht sich in kühle Höhlen zurück. So können die Krokodile richtig alt werden: Siebzig Jahre ist keine Seltenheit.