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Kritik an Besatzung nach Fährunglück

18. April 2014

Nach dem schweren Fährunglück vor Südkorea gerät das Verhalten der Besatzung immer mehr in die Kritik. Die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, schwindet von Stunde zu Stunde.

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Rettungsshiffe an der Unglücksstelle (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Fähre "Sewol" wurde zum Zeitpunkt des Unglücks am Mittwochmorgen (Ortszeit) nicht vom Kapitän, sondern vom dritten Offizier gesteuert. Kapitän Lee Joon Seok habe sich "hinten" im Schiff befunden, teilte die Staatsanwaltschaft nach ersten Ermittlungen mit. Nach noch unbestätigten Berichten soll der 69-jährige Kapitän einer der ersten gewesen sein, der das sinkende Schiff verlassen hatte. Ihm drohe eine Ermittlung wegen Fahrlässigkeit, hieß es.

Noch 270 Vermisste

Die Fähre war auf dem Weg zur südlichen Insel Jeju gekentert und gesunken. An Bord waren 475 Passagiere, unter ihnen mehr als 300 Schüler auf einer Klassenfahrt. 179 Insassen wurden gerettet, 25 wurden bis Freitag tot geborgen. Etwa 270 Menschen werden noch vermisst. Sie werden im Inneren des gesunkenen Wracks vermutet.

Die Unglücksursache ist noch unklar. Experten vermuten, dass das Schiff auf einen Felsen lief oder eine scharfe Kurve fuhr, wodurch die Ladung - darunter mehr als 150 Autos - verrutschte und das Schiff zum Kentern brachte. Es werde noch untersucht, ob es einen Manövrierfehler gegeben habe, teilte der Chef der Staatsanwalt, Lee Seoung Yoon, mit.

Überlebende erklärten, es hätten mehr Passagiere gerettet werden können, wenn das Schiff früher evakuiert worden wäre. Nur eines von 46 Rettungsbooten wurde nach Medienberichten zu Wasser gelassen. Die Passagiere seien zudem aufgefordert worden, sich nicht von der Stelle zu bewegen oder in ihren Kabinen zu bleiben.

"Bleiben sie, wo sie sind. Wenn sie sich wegbewegen, könnte es gefährlicher werden", zitierten Gerettete die Durchsagen der Besatzung. Da das Schiff sank, waren diese Anweisungen möglicherweise verhängnisvoll. "Viele meiner Freunde konnten keine Rettungswesten mehr anlegen, weil das Wasser zu schnell hereinströmte", sagte der Oberschüler Lee Da Woon der Zeitung "Joong Ang Daily".

Taucher gelangen ins Schiff

Derweil suchen Rettungsmannschaften am Wrack der "Sewol" weiter fieberhaft nach möglichen Überlebenden. Der Rundfunksender KBS berichtete unter Berufung auf einen Krisenstab der Regierung in Seoul, Tauchern sei es erstmals gelungen, in das Innere des Schiffes einzudringen. Es sei damit begonnen worden, Luft ins Innere der Fähre zu pumpen. Einige der Passagiere könnten Experten zufolge den Untergang zunächst in einer Luftblase überlebt haben. Allerdings sei es angesichts der niedrigen Wassertemperatur und des schwindenden Sauerstoffs schwierig, darin mehr als zwei Tage zu überleben. Ein Sprecher der Küstenwache sagte, die Chancen, Überlebende zu bergen, lägen bei "fast Null". Die Rettungskräfte rechneten mit einem dramatischen Anstieg der Opferzahl.

Die Arbeit der Einsatzkräfte wird durch schlechtes Wetter, starke Strömungen und eingeschränkte Sicht erschwert. Insgesamt sind rund 500 Taucher, 150 Schiffe und fast 30 Flugzeuge im Einsatz. Außerdem wurden zwei riesige Schwimmkräne zur Unglücksstelle gebracht, um die Fähre möglicherweise zu heben.

wl/kle (dpa, afp, rtr)