1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kraftwerken droht die Abschaltung

16. Juli 2013

Energiekonzerne und Stadtwerke in Deutschland erwägen nach einem Medienbericht die Abschaltung womöglich Dutzender konventioneller Kraftwerke im Zuge der Energiewende. Dies könnte die Versorgungssicherheit gefährden.

https://p.dw.com/p/198CQ
Kohlekraftwerk bei Pulheim in Nordrhein-Westfalen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Energieerzeuger überprüfen nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" derzeit die Wirtschaftlichkeit zahlreicher ihrer Kraftwerke. Von etwa 90.000 Megawatt konventioneller Stromkapazität in Deutschland könnten bis zu 20 Prozent wegfallen, zitiert das Blatt aus München den Vorstand eines namentlich nicht genannten Versorgers. Damit drohe Dutzenden von Kohle- und Gaskraftwerken das vorübergehende oder endgültige Aus. Selbst Atomkraftwerke könnten vorzeitig vom Netz gehen, berichtet die "SZ" unter Berufung auf Branchenkreise.

Zu schaffen mache den Konzernen, dass ihre Kraftwerke wegen des anhaltenden Booms beim Ökostrom immer seltener am Netz seien, beschreibt die Zeitung die Situation. Das wachsende Stromangebot lasse den Börsenpreis so stark fallen, dass sich ihr Betrieb nicht mehr lohne.

Zwar seien bei der zuständigen Bundesnetzagentur bis Mitte Juli erst 15 Anträge auf Stilllegung konventioneller Kraftwerke  eingegangen, so die Zeitung weiter. Doch dies sei womöglich erst ein Anfang. Deutschlands größter Energiekonzern Eon, habe zum Jahresbeginn entschieden, bis 2015 elf Kraftwerke in Europa stillzulegen. Dabei handle es sich in mehreren Fällen auch um Anlagen in Deutschland. Daneben plane Eon, Ende 2015 sein gemeinsames Kraftwerk mit den Stadtwerken Kiel vom Netz zu nehmen, wie ein Sprecher in der "Süddeutschen Zeitung" ankündigte. Beim Essener Energiekonzern RWE stünden ebenfalls Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehreren tausend Megawatt auf dem Prüfstand, heißt es in dem "SZ"-Bericht weiter. Die Profitabilität der Anlagen werde untersucht. Entscheidungen seien aber noch nicht getroffen worden.

Bundesnetzagentur besorgt

Die Entscheidung über den Betrieb oder die Abschaltung von Kraftwerken sei eine unternehmerische Entscheidung, zitiert die "SZ" in dem Bericht das Bundeswirtschaftsministerium. Die Regierung habe jedoch die Möglichkeit, Anlagen per Gesetz am Netz zu halten, wenn die Versorgungssicherheit in Gefahr sei. Die zuständige Bundesnetzagentur kündigte bereits Widerstand gegen die Abschaltung von weiteren konventionellen Kraftwerken an. "In Süddeutschland werden wir keine weiteren Stilllegungen akzeptieren", sagte eine Sprecherin der Bonner Behörde.          

Erst kürzlich hatte die Netzagentur in einem Bericht zur Stabilität der Stromnetze im vergangenen Winter vor künftigen Engpässen bei der Stromversorgung in Deutschlands Süden gewarnt. Die regionale Ungleichverteilung von Erzeugungskapazitäten gebe "großen Anlass zur Sorge". Deswegen müsse reagiert werden und "insbesondere auf die Situation in Süddeutschland" eingegangen werden. Die Regulierungsbehörde rechnet für die kommenden Jahre mit einem deutlichen Rückgang an Stromerzeugungskapazitäten durch herkömmliche Kraftwerke.

wl/qu (afp,rtr,SZ)