1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Anstieg bei antisemitischen Angriffen

27. Januar 2015

Die Zahl antisemitischer Taten in Frankreich hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Das teilte der jüdische Dachverband Crif in Paris mit. Staatspräsident Hollande will rasch Konsequenzen ziehen.

https://p.dw.com/p/1ERIU
Antisemitische Schmierereien an einem Theater in Paris (Foto: Imago)
Antisemitische Schmierereien an einem Theater in ParisBild: imago/PanoramiC

Im Vorjahr wurden in Frankreich 851 judenfeindliche Taten registriert, im Jahr 2013 waren es 453. Damit wurde 2014 die höchste Zahl antisemitischer Taten seit 2004 registriert. Das geht aus einem Bericht des jüdischen Dachverbands Crif hervor. Darin heißt es, der Antisemitismus werde zunehmend radikaler und reiche von Beleidigungen über Hasspredigten und Gewalttaten bis hin zu Terroranschlägen. "Diese antisemitischen Taten stellen 51 Prozent aller rassistischen Vorfälle in Frankreich dar, dabei machen Juden weniger als ein Prozent der französischen Bevölkerung aus", betonte Crif.

Die Zahl antisemitischer Gewalttaten sei sogar um 130 Prozent auf 241 gestiegen. Eine Häufung antisemitischer Übergriffe verzeichneten die Autoren während des Gazakrieges im Juli 2014. Die meisten antisemitischen Vorfälle gab es demnach in Paris, Marseille, Lyon, Toulouse, Straßburg sowie Nizza.

Mit den bisherigen Antirassismus-Programmen sei es nicht gelungen, die Zunahme antijüdischer Taten zu stoppen, erklärte Crif in dem Bericht. Deshalb seien bessere Maßnahmen zur Vorbeugung und zur Bekämpfung des Antisemitismus erforderlich. Der Präsident der Beobachtungsstelle, Eric de Rothschild, betonte, Erzieher, Lehrer, Polizisten, Richter, Politiker und Eltern seien aufgerufen, dem Fanatismus eines "barbarischen und rückwärtsgewandten Islam" entgegenzutreten, unter dem alle - Muslime, Christen, Juden oder Atheisten- litten. "Der radikale Islam zielt darauf, den Kern unseres Landes zu zerstören", so de Rothschild.

Hollande wird aktiv

Der französische Präsident François Hollande sprach von einer "unerträglichen Realität" und kündigte für Ende Februar einen Plan zur Bekämpfung von Rassismus und Antisemitismus an. Hollande äußerte sich in der Pariser Schoah-Gedenkstätte bei einer Rede anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. Strafen gegen Gewalttäter sollten verschärft werden. An die französischen Juden gewandt sagte der Präsident: "Frankreich ist Ihre Heimat. Ihr Platz als Franzosen jüdischen Glaubens ist hier."

Die jüdische Gemeinde in Frankreich ist mit 500.000 bis 600.000 Mitgliedern die größte in Europa und die drittgrößte weltweit nach Israel und den USA. Die französischen Juden beklagen seit Jahren einen wachsenden Antisemitismus, die Zahl der Auswanderer nach Israel steigt nicht zuletzt deshalb ständig an. Im vergangenen Jahr verdoppelte sich die Zahl der jüdischen Auswanderer von Frankreich nach Israel auf etwa 7000. Erstmals kamen damit aus Frankreich mehr jüdische Zuwanderer nach Israel als aus jedem anderen Land der Welt.

Bei der islamistischen Anschlagsserie in Frankreich Anfang Januar mit 17 Todesopfern waren auch Juden Ziel der Attacken geworden: Der Islamist Amédy Coulibaly tötete bei einer Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt im Osten von Paris vier Juden, bevor er selbst von Elite-Einheiten der Polizei erschossen wurde.

kle/djo (afp, epd)