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Kosice und Marseille werben für Kultur

2. Januar 2013

Maribor und Guimarães sind passé: Als Europäische Kulturhauptstädte 2013 folgen Košice (Slowakei) und Marseille. Sie wollen mit ihren Stärken glänzen und mit vielfältigen Programmen Gäste anlocken.

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Eine szenographische Installation von Stéphan Muntaner in Marseille (Foto: CCI Marseille Provence, Thomas+Serriere.jpg)
Frankreich Marseilles Kulturhauptstadt 2013 PlakatBild: Thomas Serriere

Europas Kulturhauptstädte sind meist paarweise gruppiert: eine große und eine kleine Stadt; eine im früheren Ostblock, eine im Westen; eine florierende und eine noch entwicklungsfähige. Bei Tallinn und Turku war das 2011 so, bei Istanbul und Essen/Ruhrgebiet 2010, bei Luxemburg und Sibiu 2007. Ähnliches gilt für die beiden Kulturhauptstädte 2013: Marseille und Košice.

Dass jede Großstadt auch ihre Schattenseiten hat, versteht sich von selbst. 2013 ist das besonders augenfällig: Marseille, die zweitgrößte Stadt Frankreichs, ist auch eine Hauptstadt der Ausländerproblematik und des Verbrechens. Und Košice, die ostslowakische Industriestadt an der Grenze zur Ukraine, beherbergt mit dem Roma-Getto Lunik IX einen sozialen Brennpunkt, den auch das Jubiläumsjahr nicht überdecken kann.

In Marseille ist nicht zu übersehen, dass die älteste Stadt Frankreichs sich aufgeputzt hat, nachdem Provence-Touristen sie früher oft mieden. Seit einigen Jahren erlebt sie einen Tourismusboom. Stadtvillen in bester Lage wurden zu Hotels ausgebaut oder aufwendig renoviert. Ehrgeizige Prestigeprojekte werten die Stadteinfahrt künftig an der Seeseite auf. Die Docks, die verkommene Speicherstadt am Hochseehafen, werden unter dem Titel "Euromediterranee" großflächig abgerissen oder umgebaut. Zudem ist ein topmodernes Europamuseum entstanden.

Košice: Europäische Kulturhauptstadt 2013

Ein Strauß mit 900 Events

Marseille will 2013 die Kulturveranstaltungen zusammen mit 80 Städten der Provence ausrichten. Das Programm umfasst 900 Veranstaltungen. Als ein Höhepunkt gilt die Doppel-Ausstellung "Le Grand Atelier du Midi" im Museum Granet in Aix-en-Provence und im renovierten Kunstmuseum Longchamp in Marseille. Vom 13. Juni bis 13. Oktober stellt sie Künstler vor, die ihre Inspiration an der Küste Südfrankreichs gefunden haben, vom Impressionismus über den Fauvismus bis zur Abstraktion.

Im direkten Vergleich wirkt Košice wie die unscheinbare kleine Schwester von Marseille. Aber auch Košice, über Jahrhunderte eine slawisch-deutsche Stadt im Königreich Ungarn, mausert sich. Der "Hauptplatz" zwischen Staatstheater und dem gotischen Elisabeth-Dom strahlt als Prachtboulevard fast wieder in habsburgischem Glanz. Zum Kulturhauptstadtjahr wurde ein baufälliges Hallenbad zu einem Kunst- und Veranstaltungskomplex umgestaltet.

Blick über den Musikbrunnen auf den Elisabeth-Dom der slowakischen Stadt Kosice (Foto: APA/picture alliance)
Blick über den Musikbrunnen auf den Elisabeth-Dom der slowakischen Stadt KosiceBild: picture alliance / HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Schlüsselrolle für ethnische Minderheiten

Mit 240.000 Einwohnern ist Košice (deutsch Kaschau), die zweitgrößte Stadt der Slowakei. Dennoch ist sie im Ausland wenig bekannt. Dabei wurden nicht weit von hier die Eltern Andrej Warholas geboren, der es als Andy Warhol zum weltbekannten Pop Art-Künstler brachte. Im Inland ist die Stadt für ihre Philharmoniker und ihre lebendige Theaterszene bekannt - darunter auch eine Roma-Bühne.

Als Kulturhauptstadt will Košice die ganze Ostslowakei als multikulturelle Region präsentieren, wobei ethnische Minderheiten eine Schlüsselrolle spielen. Im Oktober locken zwei internationale Jazz-Festivals und die "New Dance Days" im Kulturpark. Im November folgen die "Welttage der Neuen Musik". In Kooperation mit der polnischen Stadt Krakau findet im Juli ein neuntägiges Festival der jüdischen Kultur unter dem Titel "Mazal Tov!" ("Viel Glück") statt.

kle/qu (dpa, kna)