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Kopf-an-Kopf-Rennen in Nigeria

29. März 2015

In einigen Regionen Nigerias musste die Präsidentenwahl wegen technischer Probleme auf den heutigen Sonntag verlegt werden. Erste Ergebnisse deuten auf einen knappen Ausgang hin.

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Wahl in Nigeria Gouverneur Sule Lamido wartet auf die Stimmabgabe (Foto: DW / Z. Rabo)
Bild: DW/Z.Rabo

Erste Auszählungsergebnisse in einigen Wahlbezirken sahen den muslimischen Herausforderer Muhammadu Buhari leicht vor dem christlichen Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Verlässliche Ergebnisse sollte es jedoch nach Auskunft der Wahlkommission nicht vor Montag geben.

300 Wahllokale öffenten erneut

Etwa 300 der insgesamt 150.000 Wahllokale wurden am Morgen noch einmal geöffnet, wie die nigerianische Wahlkommission bekannt gab. Dort hatte es am Samstag technische Probleme bei der elektronischen Erfassung von Wählern gegeben. Nach Angaben der Wahlkommission gab es Schwierigkeiten mit den Kartenlesegeräten zur Registrierung der Wähler. Auch Präsident Goodluck Jonathan hatte bei seiner Stimmabgabe mehrere Anläufe für die Registrierung gebraucht.

Der Chef der Wahlkommission, Attahiru Jega, nannte den Vorfall "bedauerlich und eine nationale Peinlichkeit". Insgesamt sei der Ablauf der Wahl aber zufriedenstellend, die Beteiligung sei "ziemlich hoch" gewesen. Die Bekanntgabe des Wahlergebnisses, das eigentlich binnen 48 Stunden nach Schließung der Wahllokale vorliegen sollte, wird sich wegen der technischen Pannen wohl verzögern.

Gute Chancen für den Herausforderer

Knapp 70 Millionen Menschen hatten sich am Samstag in die Wahllisten eingetragen. Unter den 14 Bewerbern um das Präsidentenamt war erstmals eine Frau. Ernsthafte Chancen werden jedoch nur dem Präsident Jonathan aus dem Süden und seinem Herausforderer Buhari, einem ehemaligen Putschgeneral aus dem Norden, eingeräumt. Buhari hatte in den Jahren 1983 bis 1985 schon einmal an der Staatsspitze gestanden. Sollte der 57 Jahre alte Amtsinhaber Jonathan tatsächlich unterliegen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Lands zur Demokratie 1999.

Wahlen mit sechs Wochen Verspätung

Nigeria ist mit 173 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Jonathans Partei PDP ist seit der Rückkehr zu einer zivilen Regierung vor sechs Jahren an der Macht, muss sich aber einer erstarkten Opposition stellen. Insgesamt bewarben sich 2537 Kandidaten von 28 Parteien für die 469 Parlamentssitze.

Unter Jonathan stieg Nigeria nach Jahrzehnten politischer Instabilität zwar zu Afrikas größter Wirtschaftsmacht auf, doch gelang es dem Präsidenten nicht, Boko Haram zu stoppen. Die Abstimmung musste wegen des Vormarschs der Islamisten im Norden des Landes um sechs Wochen verschoben worden. In den Wochen vor der Wahl meldete die nigerianische Armee allerdings Erfolge im Kampf gegen die Extremisten.

Terroranschläge überschatten Wahl

Dennoch gab es am Samstag erneut Opfer der Gewalt der Dschihadisten. Bei einem Anschlag im nordöstlichen Dorf Barutai wurden 23 Menschen getötet, einige davon wurden einem örtlichen Beamten zufolge mit Kettensägen enthauptet. Bei zwei Boko-Haram-Angriffen auf Wähler in der Region wurden nach Medienberichten weitere sechs Menschen getötet. Seit 2009 hat die Terrorgruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 13.000 Menschen getötet. Boko Haram kämpft für die Bildung eines radikalislamischen Staates im Nordosten Nigerias.

Sorge vor Gewalt auch nach der Wahl

Der frühere Präsident Malawis, Bakili Muluzi, der als Wahlbeobachter eingesetzt ist, warnte auch vor Gewalt nach der Abstimmung. "Gefährlich ist die Zeit nach der Wahl", sagte er. Zwar hätten sich Jonathan und Buhari darauf verständigt, das Ergebnis anzuerkennen und die Gewalt nicht zu schüren, doch müsse sich dies eben durchsetzen, betonte Muluzi. Das Verhalten beider Kandidaten im Wahlkampf machte nach Korrespondentenberichten viele Beobachter skeptisch, ob sie sich wirklich an diese Vereinbarung halten werden.

cr/cw (dpa, afp)