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"Klimawandel belastet auch Slums"

Stephen Mpuku 4. März 2014

Der Klimawandel verschärft Konflikte um Wasser und Land in Afrika. Viele Menschen müssen in Städte umsiedeln. Die Regierungen sollten die Lebensbedingungen in Slums verbessern, sagt Konfliktforscherin Anke Hoeffler.

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Dr. Anke Höffler
Bild: DW/S. Mpuku

DW: Können Sie uns ein Beispiel für einen Konflikt in Afrika nennen, der durch den Wettbewerb um Land oder Wasserressourcen entstanden ist?

Anke Hoeffler: Konflikte um Wasser und Land gibt es in vielen Teilen Afrikas. Das Problem ist viel eher, wie groß diese Konflikte sind. Oft bedeutet Ressourcenknappheit, dass nur wenige Leute in diesen Gebieten leben können. Konflikte um Land und Wasser weiten sich in der Regel zwar nicht zu großen Kriegen aus - dennoch werden dabei Menschen verletzt oder getötet. Mir fallen da Länder ein wie Sudan, in dem viel Vieh gestohlen wird, oder der Norden Kenias. Interessanterweise gibt es mehr Viehdiebstahl während der Regenzeiten als während der Trockenzeiten, in denen Menschen eher miteinander zu kooperieren scheinen.

Welche Rolle spielt dabei der Klimawandel?

Der Klimawandel trifft Afrika - oder Teile von Afrika - sehr stark. Global gesehen hat sich die Welt erwärmt. Bestimmte Gebiete in Afrika haben auch weniger Niederschlag gehabt. Deshalb gibt es mehr Gegenden, die jetzt ausgedorrt sind und nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können. Die Sahelzone wird größer; immer weniger Leute können dort leben. Die Menschen ziehen also um - hauptsächlich in urbane Gegenden. Global gesehen lebt bereits die Hälfte der Bevölkerung in Städten. Das wird auch bald der Fall für Afrika sein.

Die Lebensumstände in den Städten sind allerdings nicht besonders gut. In den illegalen Siedlungen, die oftmals als Slums bezeichnet werden, ist der Druck auf die Bewohner besonders hoch. Sie haben dort keine Sanitäranlagen, sie haben dort kein sauberes Trinkwasser, sie leiden unter Krankheiten. Auch ihre Kinder sind oft krank. Druck lastet auch auf den Schulen. Junge Männer stehen unter Druck, Arbeit finden zu müssen. Das sind die Engpässe, die sie dazu verleiten könnten, kriminell zu werden und Gangs anzuschließen.

Was sollten Afrikas Staatschefs tun, um die Konflikte zu stoppen, die durch Ressourcenknappheit und den Klimawandel verursacht werden?

Sie sollten das Wegziehen von ländlichen in urbane Gegenden besser organisieren - also eine bessere Infrastruktur für diese Siedlungen in den Städten schaffen. Eins der Probleme ist momentan, dass die meisten afrikanischen Wohngebiete nur sehr dünn besiedelt sind. Es gibt dort beispielsweise keine mehrstöckigen Gebäude. Aber solche Unterkünfte wären um einiges besser als diese kleinen Hütten mit Blechdächern.

Außerdem sollten bessere Strukturen geschaffen werden, etwa Wasserleitungen - vielleicht nicht zu jedem einzelnen Haus, aber zu einem Wohnblock. Darüber hinaus sollten Notfalldienste Zugang haben und es sollte mehr Regulierung geben, zum Beispiel wie viele Schulen geöffnet werden. Bessere Regulierung würde es auch leichter machen, diese von Kriminalität geplagten Gegenden zu kontrollieren. Arme Bewohner sind hier oft Opfer von Angriffen.

Wie kann die internationale Gemeinschaft helfen, diese Konflikte um Wasser und Land zu beenden?

Ein Aspekt, den wir noch gar nicht behandelt haben, ist, dass es oftmals nicht Ressourcenmangel ist, der zu Krieg führt, sondern ein Überfluss an Ressourcen. Wie zum Beispiel in Westafrika: Dort wurden Diamanten dazu genutzt, um Kriege zu finanzieren, zum Beispiel die schrecklichen Bürgerkriege in Sierra Leone und Angola. Dann hat die internationale Gemeinschaft beschlossen, den Verkauf dieser Konfliktdiamanten zu verbieten. Das ist der sogenannte Kimberly-Prozess. Dieses Prinzip könnte auch auf andere Güter oder andere Handelswaren angewandt werden, weil es typischerweise auch internationale Firmen sind, die dieses Kapital aus dem Boden holen.

Dr. Anke Hoeffler forscht am Zentrum der Studien für afrikanische Wirtschaftsräume an der Oxford-Universität.