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Roma-Band auf Imagetour

12. Mai 2009

Sie wollten den Eurovision 2009 gewinnen und damit auch den Roma in Tschechien Selbstvertrauen geben: Doch die tschechische Roma-Band Gipsy.cz verlor am Dienstag (12.05.2009) im Halbfinale. Und gab trotzdem Hoffnung.

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Quelle: Eurovision song Contest
Sie wollen den Roma ihr Selbstbewusstsein zurückgebenBild: Indrek Galetin (EBU)

Eine Szene aus dem Musikvideo der Band "Gipsy.cz": Sänger Radoslav "Gipsy" Banga trägt einen laienhaft zusammengestrickten knallroten Einteiler mit Umhang. Auf der Brust prangen die Buchstaben SG. Das steht für Super-Gipsy, der Super-Roma. Banga hat Bärenkräfte, kann fliegen und rettet in Prag alle Witwen, Waisen und Verfolgten - und zwar mit einem unübersehbaren Augenzwinkern.

"Bei all den Spidermännern und Supermännern haben wir uns gesagt, es müsste eigentlich auch mal einen Super-Roma geben. Unser Held ist aber näher an Bollywood als an Hollywood", erklärt Sänger Banga das Video. Mit Bollywood spiele die Band auch auf die Herkunft der Roma an, denn sie stammten ursprünglich aus Indien.

Ein Lied für die Roma

Quelle: Eurovision song Contest
Gypsy.CZ auf der BühneBild: Indrek Galetin (EBU)

"Gispy.cz" sind stolz darauf, dass sie ihr Land auf dem Grand Prix in Moskau repräsentieren durften, sagt Frontmann Radoslav Banga. "Als Tscheche und Roma beim Wettbewerb zu gewinnen, das wäre schon stark. Ich möchte die Roma damit inspirieren", erkärt er. Die Roma hätten in ganz Europa niemanden, zu dem sie aufschauen könnten, keine politische Persönlichkeit. Die Band "Gipsy.cz" könnte diese Rolle übernehmen, glaubt der Sänger.

Ihr Song für den Eurovision Song Contest hieß "Aven Romale", auf Deutsch: "Kommt, ihr Roma". Die Band setzt auf eine Mischung aus amerikanischem Hip Hop und traditioneller Musik der tschechischen Roma. 2006 haben sie bereits eine "Goldene Schallplatte" für ihr Debütalbum "Romano Hip Hop" gewonnen und beim Musiksender MTV waren sie im "World Chart Express".

Mehr als ein Sieg

Quelle: Eurovision song Contest
In Moskau versuchten sie die musikalische Kehrtwende für die Roma zu vollziehenBild: Indrek Galetin (EBU)


Jetzt sei die passende Zeit, als tschechischer Roma den Grand Prix zu gewinnen, sagt Banga. Denn die Situation für die Minderheit in Tschechien ist angespannt: Neonazi-Aufmärsche, ein Brandanschlag auf eine Roma-Familie und immer wieder auch ganz normale Bürger, die gegen die Roma mobil machten. "Ich denke, ein Sieg würde hier und da das Problem ein bisschen entschärfen. Wir müssen einfach etwas Positives auf die Beine stellen", erklärt Frontmann Banga.

Denn viele Roma kritisieren selbst die Lethargie ihrer Leute. Sie bleiben die unterste soziale Schicht: 2009 haben mehrere hundert Roma - auch aus wirtschaftlichen Gründen - Asylanträge in Kanada gestellt. Einige sind schon ausgewandert.

Und Radoslav "Gipsy" Banga selbst? Hat er je darüber nachgedacht zu emigrieren? "Zu emigrieren macht überhaupt keinen Sinn. Nirgendwo auf der Welt wird es besser sein. Und vor der Tatsache, dass man Roma ist, kann man ohnehin nicht weglaufen. Ich hoffe einfach, dass wir die Roma-Gemeinschaft wachrütteln, dass wir nicht nur schweigen, sondern dass endlich etwas passiert." Und etwas passieren muss jetzt etwas, auch wenn Gypsy.cz 2009 nicht den Song Contest gewinnen werden. Im ersten Halbfinale war bereits Schluss.

Autor: Christian Rühmkorf

Redakteur: Richard Fuchs