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Kommentar: Wo bleibt der faire Wettbewerb?

Stefan Nestler16. Mai 2015

Im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga tobt der Abstiegskampf spannend wie selten zuvor. Die Lustlosigkeit anderer Teams gefährdet die sportliche Fairness, findet DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Bastian Schweinsteiger zieht sein Trikot aus. Foto: Getty Images
Bild: Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Eigentlich wird mangelnde Einstellung im Fußball gnadenlos bestraft. Wenn eine Mannschaft zu wenig läuft, zu wenig kämpft, zu wenig harmoniert, verliert sie in der Regel: das Spiel, die Punkte und in der Folge auch die gute Platzierung. Normalerweise. Es gibt aber auch Situationen, in denen diese so einfache Rechnung nicht aufgeht. Seit dem 30. Spieltag steht der FC Bayern als deutscher Meister fest. Niederlagen bleiben für ihn folgenlos. Seit dem vorzeitigen Titelgewinn hat die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola alle drei Bundesligaspiele verloren, erst in Leverkusen (0:2), dann zu Hause gegen Augsburg (0:1) und jetzt gegen Freiburg (1:2). Die Luft ist raus bei den Bayern, räumt selbst Guardiola ein: "Noch ein Spiel und dann in den Urlaub."

Willkür des Spielplans entscheidet mit

Auf der einen Seite ist das verständlich. Schließlich wurde die Mission Titelgewinn erfüllt. Aber wo bitte schön bleibt dabei die sportliche Fairness? Auf der Strecke! Während das Spitzenteam eingeschlafen ist, stemmen sich im Tabellenkeller nämlich fünf Mannschaften vehement gegen den Abstieg. Selten war der Abstand zwischen den akut gefährdeten Teams (Hertha nehmen wir jetzt mal aus dem Kreis heraus, auch wenn die Berliner theoretisch noch auf den Relegationsplatz abrutschen können) so eng wie in dieser Saison. Ob Freiburg, Hannover, Stuttgart, der HSV oder Paderborn, keiner gibt sich auf. Jeder kämpft, was das Zeug hält, gewinnt oder verliert. Keine Frage, der SC Freiburg hat sich den Sieg gegen die Bayern redlich verdient. Doch hätte das Team von Christian Streich auch eine Chance gehabt, wenn die Münchener noch heiß auf den Titel gewesen wären? Wohl kaum. Und so könnte am Ende die Willkür des Spielplans mit darüber entscheiden, wer ins Gras beißt. Die Punkte, die Freiburg gegen mäßig bis kaum motivierte Bayern gewonnen hat, fehlen am Ende vielleicht den Paderbornern. Die hatten gegen Münchener in Hochform in der Rückrunde 0:6 verloren, und das auf eigenem Platz.

Königs-Blaupause

Da kann man ja schon fast von Glück reden, dass die Bayern am letzten Spieltag gegen den FSV Mainz 05 spielen, eine Mannschaft, die in der Tabelle jenseits von Gut und Böse steht. Der Spielplan meint es auch insofern gut mit uns, dass vier der fünf Abstiegskandidaten in direkten Duellen aufeinander treffen: Hannover gegen Freiburg und Paderborn gegen Stuttgart. Eine Wettbewerbsverzerrung ist bei diesen Alles-oder-Nichts-Spielen ausgeschlossen. Wäre da bloß nicht der fünfte im Bunde der bedrohten Teams, der Tabellenvorletzte Hamburger SV. Dessen Gegner in der kommenden Woche heißt FC Schalke 04, seit Wochen ein Ausbund an fußballerischer Unlust. Und nach dem Glückssieg gegen Paderborn und der damit verbundenen Qualifikation für die Europa League geht es für die Schalker nun in Hamburg um rein gar nichts mehr. Wir rufen ihnen zu: Seid fair, denkt auch an die anderen, hängt euch rein! Allein, wen interessiert es? In Sachen Motivation sind die Schalker eine (Königs-) Blaupause der Bayern. Leider.

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