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Kommentar: Mosambiks Déjà-vu

Claus Stäcker25. August 2014

Mosambik hat ein Wiederaufflammen des Bürgerkriegs am grünen Tisch abgewendet. Kein Grund zur Euphorie, aber wenigstens die Hoffnung auf friedliche Wahlen im Oktober, meint Claus Stäcker.

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Ein Soldat vor einem Hubschrauber in Mosambik Foto: AFP PHOTO / JINTY JACKSON
Bild: Getty Images/Afp/Jinty Jackson

Wenige Tage vor dem Wahlkampfauftakt brachten sie - nach mehrfacher Verzögerung - dann doch noch ein Friedensabkommen zustande. Es beendet die 2012 wiederaufgeflammten Kämpfe, die an den blutigen Bürgerkrieg von 1975 bis 1992 erinnerten. Die Nationale Befreiungsbewegung Mosambiks (RENAMO) hatte den Widerstand gegen die regierende Befreiungsfront FRELIMO wiederaufgenommen - und mit Anschlägen auf wichtige Handelswege eindrucksvoll untermauert. Wenn die RENAMO etwas beherrscht, dann ist es der Guerilla-Krieg.

Kalkulierter Waffengang

Die Anschläge mit mehr als 50 Toten schmerzten. Der Wirtschaftsaufschwung geriet in Gefahr, Kohleexporte wurden behindert, Touristen blieben weg. Jeder Sprengsatz schädigte das in den vergangenen Jahren deutlich verbesserte Image Mosambiks massiv. Mit Gewalt machte sich die RENAMO politisch bedeutsamer als sie zuletzt war: Bei den Wahlen 2004 und 2009 hatte sie immer weniger Wähler hinter sich bringen können. Außerdem spaltete sich mit der Demokratischen Bewegung Mosambiks (MDM) eine neue Oppositionspartei ab und eroberte im vergangenen Jahr prompt die ersten RENAMO-Hochburgen. Der Kerntruppe rund um Parteichef Afonso Dhlakama drohte der totale Bedeutungsverlust. Deshalb griff sie zu den Waffen.

Das nun geschlossene Abkommen gleicht einem Déjà-vu. Nach einem Bürgerkrieg mit bis zu einer Million Toten hatten sich die FRELIMO und RENAMO 1992 im Vertrag von Rom schon einmal auf die Grundlagen eines dauerhaften Friedens verständigt. Aber genau darin liegt der Kern des jüngsten RENAMO-Aufruhrs: Ihre Kämpfer sind nicht wie vereinbart in die Armee integriert, Stellen im öffentlichen Dienst nicht parteineutral besetzt worden. Die Partei, das bestätigen hinter vorgehaltener Hand selbst RENAMO-kritische Mosambikaner, heißt immer: FRELIMO.

Claus Stäcker Foto: Steffen Heinze/Lisa Flanakin, Unternehmenskommunikation
Claus Stäcker, Leiter der Hauptabteilung Afrika der Deutschen WelleBild: DW

Wachablösung an der Spitze

Mitte Oktober wird gewählt, schon am Sonntag beginnt der Wahlkampf, beide Seiten brauchten deshalb das Friedenssignal. RENAMO-Chef Dhlakama hätte sonst nicht in den Wahlkampf um das Präsidentenamt ziehen können, die FRELIMO sich nicht als friedensstiftende Staatspartei präsentieren können. Präsident Armando Guebuza tritt nach zwei Amtszeiten verfassungsgemäß ab. Filipe Nyussi, der für die FRELIMO für das Amt kandidiert, möchte er keine unnötigen Steine in den Weg legen.

Guebuza hat Mosambik in der internationalen Wahrnehmung nach vorn gebracht. Sieben Prozent Wachstum jährlich - glänzende Perspektiven als Rohstoff-, Energie- und Agrarlieferant. Schon in wenigen Jahren könnte Mosambik drittgrößter Erdgasexporteur der Welt sein. Kostbare Mineralien liegen im Boden, darunter Titan und Seltene Erden. Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich in den vergangenen 20 Jahren verfünffacht.

Präsident Guebuza ist ein Industriekapitän, dessen Familie mit Bergbaulizenzen, Bau-, Transport-, Energie- und Werbefirmen stets privat vom Boom profitierte. Mehr als die Hälfte der Mosambikaner aber blieb außen vor - ihr Einkommen liegt immer noch unter der Armutsgrenze. Dafür grassieren Korruption, Drogen- und Elfenbeinhandel.

Chancen für friedlichen Wahlkampf

Die FRELIMO braucht also Erfolge, und dafür Stabilität. So wiederholt das neuerliche Friedensabkommen in vielen Punkten, was 1992 in Rom schon einmal mühsam ausgehandelt worden war. Dennoch feiern beide Seiten die Neuauflage als "Beginn einer neuen Ära".

Aber noch immer ist die Armee für die RENAMO tabu. Noch haben die als "Leibgarde" getarnten Truppen Dhlakamas ihre Waffen nicht abgegeben. Noch ist nicht ausgehandelt, wie sie und ihre Sympathisanten am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben sollen. Noch ist also unklar, wie nachhaltig das Abkommen ist. Immerhin macht es den Weg frei für einen friedlichen Wahlkampf. Mehr kann man im Moment nicht erwarten.