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Konjunktur: Alles wieder gut in der Eurozone?

Rolf Wenkel14. Februar 2014

Die Wirtschaft in der Eurozone kommt besser in Schwung als erwartet. Viele Indizien sprechen für ein Ende der Krise. Trotzdem wird der Euro eine Dauerbaustelle bleiben, meint Rolf Wenkel.

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Rolf Wenkel, Wirtschaftsredaktion (Foto: DW)
Bild: DW

Ach ja, das sind doch mal gute Nachrichten: Deutschlands Wirtschaftsleistung ist nach den endgültigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr stärker gwachsen als angenommen, das Land nimmt also mehr Schwung mit für eine weitere wirtschaftliche Erholung ins neue Jahr. Und auch in Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft in der Eurozone, haben die Statistiker ihre Zahlen leicht nach oben korrigiert. Und überhaupt: In der Eurozone scheinen sich die Aufwärtstendenzen zu verfestigen, das zeigen auch die Daten aus Italien, Spanien und Portugal.

Ist also alles wieder gut, ist die Krise in der Eurozone überstanden? Darauf gibt es zwei klare Antworten. Erstens: Ja, der Höhepunkt der Krise ist überwunden, dank einer lapidaren Bemerkung von EZB-Chef Mario Draghi vor völlig unwichtigen Investmentbankern in London. "Innerhalb ihres Mandats ist die Europäische Zentralbank bereit zu tun, was immer auch nötig ist, um den Euro zu retten. Und glauben Sie mir, es wird genug sein." Das hat die Erwartungen der Finanzmärkte komplett gedreht und mit einem Schlag die Spekulation gegen einzelne Länder beendet - und zwar so nachhaltig, dass die EZB bislang gar keine Anleihen klammer Staaten kaufen musste.

Krise noch nicht ausgestanden

Zweite Antwort: Nein, wir haben die Krise noch nicht ausgestanden, denn es gibt noch viele ungelöste Probleme. Aber immerhin gibt es viele Handlungsfelder, in denen die Euro-Mitgliedsländer enorme Fortschritte gemacht haben, Stichwort Europäischer Rettungsmechanismus ESM, Stichwort Bankenunion. Dagegen spielten und spielen nicht so sehr die von der Bundesregierung bis zur Unerträglichkeit geforderten Haushaltskonsolidierungen und Budgeteinsparungen eine Rolle - die sind bis auf Griechenland eher mager ausgefallen. Entscheidend waren bislang auch nicht die so oft geforderten Strukturreformen. Die sind zwar nötig, brauchen aber noch viele Jahre, bis sie ihre Wirkung entfalten.

Entscheidend ist vielmehr, dass die Peripherieländer auf dem besten Wege sind, ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder zu erlangen. So sind in Griechenland seit dem Höhepunkt der Krise 2008 die Lohnstückkosten um 18 Prozent gesunken, in Irland um 19 Prozent, in Spanien um 13 und in Portugal immerhin um sieben Prozent. Gleichzeitig sind diese Kosten in Deutschland, Frankreich und Italien um jeweils zwei Prozent gestiegen - mithin ist der Währungsclub auf dem besten Weg, die enormen Ungleichgewichte, die sich über eine Dekade lang aufgeaut haben, wieder ein Stück weit einzuebnen.

Unleichgewichte werden geringer

Für diesen Befund spricht auch, dass Deutschland mit seiner im Ausland oft viel gescholtenen Exportstärke seine Ausfuhren in die Mitgliedsländer der Europäischen Währungsunion seit 2008 halbiert hat - von fast 4,5 auf nur noch gut zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auch das ist ein wichtiger Baustein zur Einebnung der Ungleichgewichte in der Eurozone, für die wir von den USA und vom Internationalen Währungsfonds oft genug gerügt worden sind.

Dennoch sollten wir uns keine Illusionen machen: Die Währungsunion wird noch lage Zeit eine Großbaustelle bleiben. Grundübel bleibt, dass die Währungsunion vor der Fiskalunion und vor der politischen Union eingeführt worden ist. Selbst wenn heute alles auf Null gestellt würde, überall das gleiche Lohn- und Zinsniveau herrschen würde, gäbe es keine Garantie dafür, dass wir in zehn Jahren nicht vor den gleichen Problemen stehen würden wie 2008: Die einen haben das schöne Wetter, aber kein Geschäftsmodell, und die anderen bleiben noch eine Stunde länger im Büro, weil es draußen regnet.