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Kommentar: Der Löw kann das!

Stefan Nestler18. November 2014

Der Sieg im Prestigeduell gegen Spanien sollte die Diskussionen um die Nationalmannschaft vorerst beenden, findet DW-Sportredakteur Stefan Nestler und plädiert dafür, den Bundestrainer in Ruhe arbeiten zu lassen.

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Bundestrainer Joachim Löw. Foto: Getty Images
Bild: Bongarts/Getty Images/A. Hassenstein

Durchatmen, alles in Butter! Deutschland hat gegen Spanien gewonnen. Vielleicht ein bisschen glücklich, aber immerhin zum ersten Mal seit 14 Jahren. Und das sogar in Spanien und mit einer Mannschaft, die so noch nie zusammengespielt hatte und wahrscheinlich auch nie mehr in dieser Konstellation auflaufen wird. Der neue Weltmeister hat dem alten gezeigt, dass er sich wieder hinten anstellen muss. Und Bundestrainer Joachim Löw hat durch den nicht unbedingt erwarteten Sieg im Prestigeduell bekommen, was er mehr als verdient hat: eine ruhige Winterpause.

Typisch deutsch

Viele ausländische Fußballfans dürften sich in den vergangenen Wochen angesichts der endlosen Diskussionen über die Mini-Krise der Nationalmannschaft ohnehin an den Kopf gefasst und ausgerufen haben: "Die spinnen, die Deutschen! Sie sind doch Weltmeister! Anstatt sich darüber noch eine Weile zu freuen, wird ein 0:2 in der EM-Qualifikation in Polen zur Katastrophe erklärt, ein 1:1 gegen Irland zum nächsten Dämpfer und ein 4:0-Sieg gegen Gibraltar zur gefühlten Niederlage. Diese ewigen Nörgler! Typisch deutsch!"

Motivation ging flöten

Jogis Jungs sind im Sommer in Rio Weltmeister geworden, und das völlig verdient. Sie waren die Besten. Das 7:1 im Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien gehört in die Reihe der Klassiker, an die sich Fußballfreunde weltweit auch noch nach Jahrzehnten erinnern werden. Joachim Löw hat Recht, wenn er sagt, 2014 sei ein "sensationell gutes Jahr" gewesen. Er hat den Weltpokal nach Deutschland geholt und damit alles richtig gemacht. Was davor war, interessiert niemanden mehr. Und was danach kam, sollte auch nicht überbewertet werden. Die Motivation ging nach dem größten aller möglichen Coups flöten. Na und? Das kann passieren, zumal wenn man gezwungen ist, Mannschaften wie Schottland, Georgien oder sogar Gibraltar als Gegner ernst zu nehmen.

Porträt Stefan Nestler. Foto: DW
Stefan Nestler, DW SportBild: DW

EM-Qualifikation kein Stolperstein

Keine Bange! Deutschland wird sich schon irgendwie durch die Qualifikation wurschteln und das Ticket zur EM 2016 in Frankreich lösen. Zur Erinnerung: Daran nehmen erstmals 24 statt wie bisher 16 Teams teil. Die besten zwei jeder Qualifikationsgruppe sind dabei, dazu noch die besten Gruppen-Dritten. Das sollte und wird die deutsche Mannschaft schaffen. Bis dahin bleibt dem Bundestrainer ausreichend Zeit, weitere junge Spieler an das Team heranzuführen, sie zu integrieren, sich von jenen zu trennen, die über ihren Zenit hinaus sind, und die Mannschaft auf Kurs zu bringen. Der Löw kann das. Das hat er nicht erst mit dem Sieg in einem eigentlich bedeutungslosen Spiel gegen Spanien bewiesen.