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Kolping - ein Welterfolg

Susanne Haverkamp8. Dezember 2013

"Der Mut wächst immer mit dem Herzen und das Herz mit jeder guten Tat", sagte jener Mann einmal, der ein wahrhaft großes Herz gehabt haben muss und jede Menge Mut. Seine Ideen fielen in aller Welt auf fruchtbaren Boden.

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Adolph Kolping (1813 - 1865) (Foto: Internationales Kolpingwerk)
Bild: Int. Kolpingwerk

Als Adolph Kolping im Dezember 1813 in Kerpen bei Köln geboren wurde, war er lediglich Sohn einer armen Schäfer-Familie. Heute, 200 Jahre später, benennen sich über 400.000 Menschen in 60 Ländern der Erde nach ihm. Denn der katholische Priester und Sozialreformer hatte im 19. Jahrhundert mit den "Gesellenvereinen" für Handwerker einen Verband gegründet, der bis heute überlebt hat und weltweit sogar wächst.

Und so verwundert es nicht, dass auch Bundespräsident Joachim Gauck ihm die Ehre erwies: "Die fundamentale Überzeugung, die Kolpings Handeln geprägt hat und bis heute aktuell macht, lautet: Der junge Mensch kann und muss befähigt werden, selbstständig und selbsttätig zu werden." Der frühere evangelische Pfarrer Gauck sprach beim Festakt am 2. Februar in Köln, der den Auftakt eines Festjahres für Kolping und sein Werk markiert. Jetzt, am 8. Dezember - Kolpings 200. Geburtstag - gehen die Feiern zu Ende.

Spätstarter mit Ergeiz

Keine Frage: Adolph Kolping wusste, wovon er spricht, wenn es um soziale Belange seiner Zeit ging. Der Sohn kleiner Leute begann mit 13 Jahren eine Schumacherlehre, wurde mit 16 Geselle und arbeitete mehrere Jahre in seinem Beruf. Teils war er auf Wanderschaft, um überhaupt Arbeit zu finden. Dabei lernte er das Elend der wandernden Gesellen am eigenen Leib kennen: Kein Heim, keine Familie, keine Perspektive, der karge Lohn wurde vielfach in Wirtshäusern verprasst.

Doch Kolping hatte Ehrgeiz: Im gesetzten Alter von 24 Jahren besuchte er das Kölner Marzellengymnasium und bestand vier Jahre später sein Abitur; das Schulgeld musste er nebenher verdienen. Kolping begann ein Theologiestudium und wurde 1845 in Köln zum Priester geweiht. Seine erste Stelle trat er in Elberfeld an, heute ein Stadtteil von Wuppertal, damals ein Zentrum der Textilindustrie. Dort lernte er den "Katholischen Jünglingsverein zu Elberfeld" kennen, der sich um junge, unverheiratete, umherziehende Handwerker kümmerte.

Das Kolping Haus in Köln (Foto: dpa)
Kolping-Häuser - wie dieses in Köln - gibt es in 60 Ländern weltweitBild: picture-alliance/dpa

Neue Aufgabengebiete

Kolping war begeistert von der Idee und trug sie weiter: Erst in Köln, dann in ganz Deutschland und im angrenzenden Europa. "Gesellenvereine" hießen sie nun und widmeten sich der politischen und religiösen Bildung, der Geselligkeit, der Einführung von Selbsthilfeeinrichtungen wie Kranken-, Spar- und Unterstützungskassen. Außerdem richteten diese Vereine Unterkünfte ein, die sogenannten "Kolpinghäuser".

Heute sind die Handwerksgesellen nicht mehr die Zielgruppe, aber sonst ist manches geblieben. "Selbsthilfe ist uns heute noch wichtig", sagt Markus Demele, Generalsekretär von Kolping International, gegenüber der Deutschen Welle. "Die einzelnen Kolpinggruppen überall auf der Welt entscheiden selbst, was für sie wichtig ist." Und so gibt es in Indien Kolpingfamilien, die Mikrokredite vergeben. In Afrika steht gemeinsame Landwirtschaft im Mittelpunkt und die Gruppen in Vietnam "sind sehr spirituell angesichts der Unterdrückung im Land".

Markt in Paraguay (Foto: Thomas Frh. von Schilling)
An vielen Orten der Welt zu Hause: Markt von Mitgliedern einer Kolpingfamilie in ParaguayBild: Thomas Frh. von Schilling

Weltweites Netz

Unterstützt werden die Vereine in den einzelnen Staaten strategisch und finanziell durch "Länderreferenten" von Kolping International. "Wir suchen nach finanzieller Förderung, aber es gibt auch eine große Solidarität innerhalb des Verbandes", erläutert Markus Demele. "So haben viele deutsche Kolpingfamilien irgendwo in der Welt Partnerschaften, von denen wir gar nichts wissen."

Das Kolpingwerk versteht sich als katholischer Laienverband. "Wir suchen zwar die Nähe zu Bischöfen oder Gemeinden und haben oft Priester als geistliche Begleiter", sagt der Geschäftsführer, "aber im Prinzip arbeiten wir unabhängig von kirchlichen Strukturen".

Der Vorsitzende des Kolpingwerks, Dr. Markus Demele (Foto: Internationales Kolpingwerk)
Dr. Markus DemeleBild: Int. Kolpingwerk

Hilfe zur Selbsthilfe

Inzwischen ist das Kolpingwerk in über 60 Ländern vertreten, manchmal nur mit einer einzigen Gruppe, manchmal mit vielen Kolpingfamilien. Die größten Landesverbände außerhalb Deutschlands gibt es in Indien, Tansania und Uganda. "In den vergangenen Jahren hatten wir ein rasantes Wachstum", sagt Geschäftsführer Demele. "Jetzt wollen wir nach einer Phase der Ausbreitung eher die bestehenden Kolpingfamilien stärken."

In der "Hilfe zur Selbsthilfe" sieht der Theologe auch fast 200 Jahre nach der Geburt Adolph Kolpings eine Stärke des Verbandes - und in den kleinen, selbstverantwortlichen Gruppen. "Unsere Mitglieder verstehen sich als Kolpingbrüder- und Kolpingschwestern. Das stärkt ihr Vertrauen und ihr gegenseitiges Verantwortungsgefühl. Und das ist eben ein starker Entwicklungsmotor." Stärker vielleicht als manch gut gemeinte finanzielle Hilfe von außen. Und das alles dank eines Mannes mit großem Herzen und viel Mut.