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Klimaanlage Park

Frank Grotelüschen22. Dezember 2013

Parks dienen nicht nur als Naherholungs-Oasen für gestresste Städter. Sie sind auch - wie Hamburger Forscher jetzt feststellen - wichtig für das Klima in unseren Metropolen.

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Der Englische Garten in München (Bild: DW)
Bild: DW/D.Hansjakob

Pro Tag wird in Deutschland im Schnitt eine Bodenfläche von rund 50 Fußballfeldern betoniert, asphaltiert oder zugebaut. Das wirkt sich besonders auf das Klima in den Städten aus. Denn je dichter eine Stadt bebaut ist, umso ausgeprägter zeigt sich der sogenannte Wärmeinsel-Effekt: In einer Metropole wie Hamburg kann es bis zu drei Grad wärmer sein als im Umland. Wie wichtig es ist, dass es in Städten weiterhin unversiegelte Böden gibt, zeigen die Ergebnisse eines Projekts, bei denen Forscher den Einfluss der Erdböden auf das Stadtklima systematisch untersuchen.

Wir kennen das alle: Legen wir an einem heißen Sommertag Rast in einem Stadtpark ein, fühlen wir uns gleich wohler. Es ist nicht nur grüner und ruhiger als in den Straßenschluchten rings herum, sondern auch merklich kühler. Die Ursache: Zum einen sind keine Häuserwände und Straßenbeläge in der Nähe, die die Sonnenwärme speichern und wieder abgeben. Zum anderen macht sich bemerkbar, dass der Boden nicht asphaltiert und betoniert ist. Dadurch kann Wasser aus ihm verdunsten und den Park ein wenig kühlen.

Können unversiegelte Böden künftig sogar die Auswirkungen des Klimawandels abschwächen? Um diese Frage zu beantworten, hat ein Hamburger Forscherteam das Projekt HUSCO (Hamburg Urban Soil Climate Observatory) ins Leben gerufen. Um herausfinden, wie stark die Böden das Klima um sie herum abkühlen und wie sich dabei verschiedene Bodentypen unterscheiden, installierten die Fachleute mehrere Messstationen in der Hansestadt - eine in einem Moor mit hohem Grundwasserspiegel, eine andere in einem eher trockenen Gebiet mit niedrigem Grundwasserspiegel.

Ein Klimamessgerät steht in einem Park (Bild: HUSCO)
Klimamessung im ParkBild: Frank Grotelüschen/HUSCO

Sensoren im Erdreich

An beiden Stellen bauten die Experten kleine Klima-Messstationen auf, die Temperatur, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchte erfassen. Außerdem hoben sie Gruben aus und spickten das Erdreich mit Messfühlern. "In diese Gruben versenkten wir Sensoren sowohl direkt unter der Oberfläche als auch in einer Tiefe von 1,60 Metern", beschreibt Projektleiterin Prof. Annette Eschenbach, Bodenkundlerin an der Uni Hamburg den Versuchsaufbau. "Diese Sensoren erfassen unter anderem die Temperatur und den Wassergehalt im Erdreich."

Seit drei Jahren sammeln die Messfühler bereits Daten. Das Ergebnis: "In niederschlagsarmen Perioden trocknen die Standorte unterschiedlich stark aus", sagt Eschenbach. "Das hängt vom jeweiligen Grundwasserspiegel ab." Feuchte Böden bekommen mehr Nachschub vom Grundwasser und trocknen deshalb auch in regenarmen Zeiten weniger schnell aus als Böden mit niedrigem Grundwasserspiegel.

Außerdem fanden die Forscher heraus, dass feuchte Böden die Luft in ihrer Nähe messbar stärker abkühlen als ein trockener Untergrund. In Zahlen: In einem Park ist es übers Jahr gesehen mehr als ein halbes Grad kühler als im dicht bebauten Viertel nebenan. "Das bedeutet, dass Stadtparks eine große Bedeutung für das lokale Klima haben", betont Eschenbach.

Messsonden in einem Erdloch (Bild: HUSCO)
Bis zu 1,6 m tiefe Löcher haben die Forscher in den Parks gegraben, um ihre Messsonden anzubringenBild: Frank Grotelüschen/HUSCO

Je feuchter, desto wirksamer

Mehr unversiegelte Böden in der Stadt – das könnte ein wichtiges Element sein, wenn es um die Anpassung an den Klimawandel geht. Damit zeichnen sich auch erste Handlungsempfehlungen für die Stadtplanung ab. "Mehr Parks zu bauen, ist für das innerstädtische Klima immer von Vorteil", erläutert Annette Eschenbach. "Doch aufgrund unserer Ergebnisse ist jetzt klar, dass es vor allem sinnvoll ist, Parks an feuchten Standorten zu bauen. Denn dort ist die Abkühlungsfunktion noch besser."

Allerdings steht der Wunsch nach mehr Parks dem Bestreben entgegen, immer mehr Wohnraum in den Städten zu schaffen, um die Mieten bezahlbar zu halten. Damit ist zu befürchten, dass der Wärmeinseleffekt in Zukunft immer ausgeprägter wird - nicht nur wegen der zunehmenden Verdichtung, sondern auch wegen des globalen Klimawandels.

Das HUSCO-Projekt wird fortgesetzt, denn noch sind nicht alle Fragen beantwortet. "Wie verhalten sich die Böden in einem wirklich trockenen Sommer?", will Eschenbach wissen. "Die letzten Jahre waren ja eher feucht, und deshalb brauchen wir nun unbedingt einen guten, trockenen Sommer!" Und den wünschen sich sicher nicht nur die Wissenschaftler mehr als sehnlich.