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Eine "Woche für das Leben"

18. April 2015

Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben die beiden großen Kirchen in Deutschland die "Woche für das Leben" eröffnet. Das aktuelle Motto könnte die heikle Debatte um die Sterbehilfe weiter anfachen.

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Sterbebegleitung: eine Hand hält eine andere (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Im Mittelpunkt der bundesweiten Aktionswoche stehen gesellschaftliche und politische Fragen zur Sterbehilfe sowie der Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen. Und der diesjährige Schwerpunkt könnte aktueller kaum sein: Voraussichtlich im Herbst soll im Bundestag über verschiedene Gesetzentwürfe zu Sterbebegleitung und Sterbehilfe abgestimmt werden.

Forderung nach mehr Palliativmedizin

Beim Auftaktgottesdienst in der Hamburger St. Katharinen-Kirche sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm: "Niemand soll mehr meinen, dass er nur würdig sterben kann, wenn er sich das Leben nimmt." In Würde sterben zu dürfen, heiße nicht, alle Optionen zu haben, um sich jederzeit selbst töten zu können, betonte Bedford-Strohm, der die ökumenische Aktionswoche mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, eröffnete.

Entscheidend sei die Frage, ob es endlich gelinge, die Finanzierung der Pflege so auszustatten, dass Pflegekräfte Kranke und Sterbende wirklich liebevoll begleiten können. "Jeder Mensch, der jetzt lebt, muss sich, wenn er stirbt, auf eine Pflege und Begleitung verlassen können, die ihm die Angst vor unwürdigen Umständen am Lebensende nimmt", sagte der EKD-Ratsvorsitzende.

Sorge vor begleiteter Sterbehilfe

Eine klare Warnung vor der Zulassung aktiver Sterbehilfe in Deutschland sprachen die württembergischen Bischöfe Gebhard Fürst (katholisch) und Frank Otfried July (evangelisch) aus. Durch assistierten Suizid werde der Druck auf Sterbenskranke steigen, ihr Leben beenden zu lassen. Todkranke hätten die Sorge, ihrer Familie und der Gesellschaft zur Last zu fallen, so die Bischöfe. Statt Sterbehilfe sollte die Palliativmedizin flächendeckend ausgebaut werden. Fürst wies darauf hin, dass sich jedes Jahr in Deutschland rund 3.500 über 65-Jährige das Leben nehmen. Das seien 35 Prozent aller Suizide und mache alte Menschen zur "Hochrisikogruppe", denen ihr Leben zu einer Last werde.

Wie umgehen mit sterbenden Menschen?

Die Kirchen sprechen sich für ein Verbot der organisierten Hilfe zur Selbsttötung, für den Ausbau der Hospiz-Arbeit sowie gegen eine Zulassung aktiver Sterbehilfe aus. Bis zum 25. April finden im Rahmen ihrer Aktionswoche bundesweit Veranstaltungen zum Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen statt.

Die "Woche für das Leben" ist eine Aktion der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland und wird seit 1994 gemeinsam von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisiert. Die Kirchen wollen damit auf den Wert des menschlichen Lebens aufmerksam machen. Die Gesellschaft soll für den Schutz des Lebens in allen Phasen sensibilisiert werden.

cw/as (epd, dpa)