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Kirch lässt Deutsche Bank nicht los

Henrik Böhme/zdh25. März 2014

Die Ermittlungen gegen die Deutsche Bank wegen mutmaßlichen Betrugs im Kirch-Prozess werden ausgeweitet. Erst im Februar einigten sich die Bank und die Kirch-Erben auf einen Vergleich von rund 900 Millionen Euro.

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Leo Kirch und Rolf Breuer (Foto: dpa)
Der inzwischen verstorbene Leo Kirch und Ex-Deutsche-Bank-Chef Rolf BreuerBild: picture-alliance/dpa

Die Staatsanwaltschaft München durchsucht im Zusammenhang mit ihren Ermittlungen wegen versuchten Betrugs im Kirch-Prozess ein weiteres Mal die Deutsche Bank. Unter den Beschuldigten seien Rechtsanwälte, die die Deutsche Bank in dem Prozess um Schadenersatz für die Kirch-Erben vertreten hätten, sagte ein Sprecher der Behörde am Dienstag (25.03.2014). Es bestehe der Verdacht, dass die Beschuldigten vor dem Gericht falsche Aussagen gemacht hätten. Es handele sich um ein viertes Verfahren in diesem Zusammenhang. Unter anderem werde unverändert gegen Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen ermittelt.

Erst vor einem Monat erklärte sich die Deutsche Bank bereit, den Kirch-Erben rund 900 Millionen Euro zu zahlen und beendete damit einen jahrelangen Streit mit der Familie des verstorbenen Mediensunternehmers Leo Kirch.

Alles fing mit einem Interview am 4. Februar 2002 an. Dem Fernsehsender Bloomberg sagte Rolf Breuer, seinerzeit Vorstandssprecher der Deutschen Bank: "Alles, was man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen." Das war Breuers Antwort auf die Frage, ob man dem finanziell angeschlagenen Medienunternehmer Leo Kirch weiter unter die Arme greifen sollte. Diese Aussage war der Todesstoß für das Kirch-Unternehmen. Die Gruppe musste zwei Monate später Insolvenzantrag stellen - mit einem Schuldenstand von 6,5 Milliarden Euro war es die bis dahin größte deutsche Firmenpleite in der Nachkriegszeit.

Zwei weitere Monate später musste auch noch die Dachgesellschaft Taurus-Holding in den Konkurs, das Desaster war komplett, Kirchs Lebenswerk zerstört. "Erschossen hat mich der Rolf", so damals Leo Kirch wörtlich. Und er schwört im Geiste Rache. Es beginnt eine gerichtliche Auseinandersetzung, die auch heute noch ohne Beispiel ist.

Vergleich schafft Sicherheit

Jetzt, nach zwölf Jahren Fehde, wird ein Schlussstrich gezogen: Am 20. Februar 2014 einigte sich die Deutsche Bank mit der Kirch-Gruppe auf einen Vergleich - und auf eine Beilegung aller Auseinandersetzungen. Ein teures Unterfangen: 775 Millionen Euro, plus Zinsen und Kostenerstattung - summa summarum wohl rund 900 Millionen Euro.

Für den Bankenexperten Wolfgang Gerke vom Bayerischen Finanzzentrum eine Art Befreiungsschlag. Es sei schon überraschend, dass die Deutsche Bank plötzlich doch einem Vergleich zugestimmt habe, so Gerke im DW-Interview. "Denn sie war bisher sehr bockig und es kostet die Bank Millionen und dazu kommt auch der Aufwand, den man für die Rechtsstreitigkeiten bisher schon gehabt hat. Also es ist ein sehr teurer Vergleich. Ein Vergleich ist prinzipiell gut, er schafft Sicherheit, er schafft eine gewisse Ruhe, aber man hätte ihn eigentlich früher abschließen können und müssen."

Deutsche Bank vor Einigung im Kirch-Streit

Verfrühte Freude

Die beiden Co-Chefs der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain äußerten sich damals via Pressemitteilung des Geldhauses. "Mit der … Vereinbarung legen wir einen altbekannten und langjährigen Rechtsstreit bei", heißt es da, und: "Die Einigung ist im besten Interesse unserer Aktionäre." Man wolle im Laufe des Jahres 2014 weitere Fortschritte in diese Richtung erzielen.

Nun sieht es so aus, dass nach der Beilegung des Streits mit den Kirch-Erben der Fall Kirch die Deutsche Bank noch eine ganze Weile begleiten könnte.