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Keine Prügelstrafe mehr für saudischen Blogger?

22. Januar 2015

Der saudische Blogger Raif Badawi bleibt wohl von weiteren Stockhieben verschont. Das meldet zumindest der NDR unter Berufung auf die saudische Botschaft. Seine Frau sagte der DW, sie wisse nichts davon.

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Raif Badawi mit Twitter-Hashtag #freeraif (Foto: privat/Amnesty International)

Das Medienmagazin "Zapp" des Norddeutschen Rundfunks (NDR) meldete unter Berufung auf die saudische Botschaft in Berlin, die öffentliche Prügelstrafe für den islamkritischen saudischen Blogger Raif Badawi werde nicht weiter vollzogen. Das Magazin zitierte aus einer Mitteilung des saudischen Botschafters: Badawi werde "keine Peitschenhiebe mehr erhalten", so Ossama bin Abdul Majed Shobokshi. "Ich nehme an, dass Herr Badawi, nachdem die Auspeitschung gestoppt wurde, nicht zehn Jahre in Haft bleiben wird."

Keine Bestätigung für NDR-Informationen

Die Frau von Raif Badawi, Ensaf Haidar, wollte die Angaben weder bestätigen noch dementieren. Haidar sagte der Deutschen Welle auf Nachfrage am Telefon, sie wisse nichts von einer derartigen Meldung. Niemand habe sie angerufen und ihr die Angaben bestätigt, erklärte Haidar dem Arabischen Dienst des deutschen Auslandssenders. Auch der saudische Menschenrechtler Mohamed Almaady konnte der DW die Meldung nicht bestätigen.

Hiebe standen unmittelbar bevor

An diesem Freitag sollte der Internetaktivist in der Hafenstadt Dschidda eigentlich die nächsten 50 von insgesamt 1000 Stockschlägen bekommen. Ein achtköpfiges Ärztekomitee habe indes nach einer Untersuchung empfohlen, dass Badawi aus gesundheitlichen Gründen nicht ausgepeitscht werden solle, hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zuvor mitgeteilt.

Badawi war im Mai vergangenen Jahres zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt und den Säkularismus gerühmt haben soll. Der Fall löste weltweit Kritik aus. Vor zwei Wochen wurde der 30-Jährige nach der Freitagspredigt in Dschidda 50-mal mit dem Stock geschlagen. In der vergangenen Woche wurde die Prügelstrafe für Badawi aus gesundheitlichen Gründen erstmals ausgesetzt.

Stockschlag-Atmo in Berlin

In Berlin waren am Donnerstag rund 60 Menschen einem Aufruf von Amnesty gefolgt. Sie protestierten gegen die Prügelstrafe für den Blogger und verlangten dessen Freilassung. Die Ehefrau des islamkritischen Bloggers, Ensaf Haidar, hatte am Dienstag an deutsche Politiker appelliert, sich für ihren Mann einzusetzen. Badawi ist seit mehr als zwei Jahren inhaftiert.

Während der Berliner Protestaktion wurde über Lautsprecher das Geräusch von Stockschlägen eingespielt. Redner verwiesen darauf, dass Saudi-Arabien die Konvention gegen Folter unterzeichnet habe. Die Prügelstrafe sei aber nichts anderes als Folter. Grünen-Chef Cem Özdemir betonte, im 21. Jahrhundert sei kein Platz für Peitschenhiebe. Saudi-Arabien sei angeblich Deutschlands Partner im Kampf gegen die Terrormiliz IS, sagte der Parteivorsitzende und ergänzte mit Blick auf Menschenrechtsverstöße: "Mein Partner ist das Land nicht."

Cem Özdemir auf der Berliner Kundgebung gegen die Auspeitschung Raif Badawis (Foto: dpa)
Cem Özdemir auf der Berliner ProtestkundgebungBild: picture-alliance/dpa/C. Kornmeier

jj/sti (dpa, afp, rtr, epd, kna)