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Keine heiße Spur nach Brandanschlag in Vorra

13. Dezember 2014

Eine 20-köpfige Sonderkommission der Polizei ermittelt nach dem Brandanschlag auf geplante Flüchtlingsunterkünfte in Bayern. Eine heiße Spur gibt es bisher nicht. Jetzt setzt die Polizei auf Hinweise aus der Bevölkerung.

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Ermittler der Polizei am Tatort in Vorra (Foto: Mehmet Kaman / Anadolu Agency)
Bild: picture-alliance/AA/M. Kaman

Bei der Aufklärung der mutmaßlichen Brandstiftung im mittelfränkischen Vorra tappen die Ermittler weiter im Dunkeln. Bislang gebe es keine neuen Erkenntnisse, teilte die Polizei in Nürnberg mit. Sie hoffe nun vor allem auf Hinweise aus der Bevölkerung. Am Vormittag verteilten Beamte in dem Ort Handzettel und Fahndungsplakate, auf denen die Ermittler um Hilfe bei der Suche nach den Tätern baten. Es wurde eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.

Unbekannte hatten am späten Donnerstagabend einen umgebauten Gasthof samt Scheune sowie ein frisch renoviertes Wohnhaus in Brand gesteckt, die künftig als Asylbewerberheim dienen sollten. Am Tatort fanden sich Hakenkreuzschmierereien sowie die Botschaft "Kein Asylat in Vorra". Nach ersten Erkenntnissen geht die Polizei von Brandstiftung aus, da Brandbeschleuniger gefunden worden seien.

Zeichen gegen Rechtsextremismus

Die evangelische Pfarrgemeinde kündigte für Sonntag einen Gedenkgottesdienst an. "Wir wünschen uns, dass die Kirche aus allen Nähten platzt", heißt es auf der Website der Gemeinde. Pfarrer Björn Schukat sagte, man wolle damit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Bereits für diesen Samstag planten Bürger kleinere Solidaritätsaktionen.

Der Anschlag hatte deutschlandweit für Entsetzen gesorgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte die Menschenwürde von Asylbewerbern: "Jeder, der zu uns kommt, hat ein Recht darauf, anständig behandelt zu werden."

"Verschärfung des Meinungsklimas"

Grüne und Linke wiesen unterdessen der Union und der Partei Alternative für Deutschland (AfD) eine indirekte Mitverantwortung für die Tat zu. Linke-Chef Bernd Riexinger warnte in der "Leipziger Volkszeitung", in einem politischen Klima, "wo etablierte Parteien Rassismus salonfähig machen, fühlen sich rechte Gewaltbanden ermutigt".

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter warf der CSU vor, sie habe in den vergangenen Monaten mit wiederholten populistischen Vorstößen zu einer Verschärfung des Meinungsklimas beigetragen. "Der mutmaßlich rechtsextreme Hintergrund der Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in Vorra sollte die CSU wirklich wachrütteln", sagte der Grünen-Politiker der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Rechtspopulistische Signale würden immer gern von denen aufgenommen, die dumpf rechtsextrem und menschverachtend handelten.

"Deutlicher Rechtsruck"

Riexinger sagte mit Blick auf die Brandanschläge und auf die "Pegida"-Demonstrationen in Dresden: "Da zeichnet sich ein deutlicher Rechtsruck ab." Die AfD stehe "Pegida ohnehin näher als dem Grundgesetz und Bernd Lucke ist ein geistiger Brandstifter mit Biedermanngesicht". Für die Gruppierung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" ("Pegida") waren am vergangenen Montag in Dresden rund 10.000 Menschen auf die Straße gegangen.

jj/kle (dpa, afp)