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Bleiben Todesschüsse von Ferguson ungesühnt?

22. Januar 2015

Der US-Polizist, der im August einen schwarzen Teenager erschoss, muss wohl nicht mit einer Anklage der Bundesbehörden rechnen. Das empfiehlt einem Bericht zufolge das FBI. Die Entscheidung birgt viel Zündstoff.

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Ausschreitungen in Ferguson Archivbild Polizist Darren Wilson
Bild: Reuters/St. Louis County Prosecutor's Office

Das US-Justizministerium steht laut "New York Times" (NYT) kurz davor, die Ermittlungen gegen Darren Wilson einzustellen. Der weiße Polizist (Artikelbild) hatte Anfang August vergangenen Jahres in der Stadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri den 18-jährigen afroamerikanischen Schüler Michael Brown erschossen. Der Tod des unbewaffneten Jugendlichen hatte wochenlange Unruhen und Proteste gegen rassistische Polizeigewalt ausgelöst.

Die NYT zitiert in ihrer aktuellen Ausgabe namentlich nicht benannte Quellen aus dem US-Justizministerium, nach denen die zuständigen Beamten ihren Vorgesetzten empfehlen wollen, auf eine Anklage der US-Bundesbehörden gegen Wilson zu verzichten. Ermittlungen der Bundespolizei FBI hätten ergeben, dass es keine Hinweise auf Verletzung der Bürgerrechte gebe. Die letzte Entscheidung, ob der Fall tatsächlich zu den Akten gelegt werde oder nicht, liege jedoch bei Justizminister Eric Holder und seinem Bürgerrechtsbeauftragten Vanita Gupta. Es wäre aber sehr ungewöhnlich, wenn sie sich über die Empfehlungen ihrer Experten hinwegsetzten, schrieb die Zeitung.

"Kein Kommentar"

Aus dem Justizministerium gab es zu dem Pressebericht keine offizielle Stellungnahme. Auch die Familie des erschossenen Jugendlichen ließ über einen ihrer Anwälte, Benjamin Crump, mitteilen, sie werde auf die offizielle Entscheidung des Justizministeriums warten und sich vorher nicht zu den "Spekulationen aufgrund anonymer Quellen" äußern.

Neil Bruntrager, einer der Anwälte von Darren Wilson, sagte, er habe noch keinerlei Informationen aus dem Justizministerium erhalten und werde nichts zu dem Thema sagen. "Wir sind überzeugt, dass er [Wilson, Anmerkung d. Red.] nichts getan hat, was irgendeine Strafverfolgung oder zivilrechtliche Anklage rechtfertigen würde. Deshalb warten wir wie alle anderen auf den Ausgang der Angelegenheit", so Bruntrager in einem Telefoninterview.

Wilson, der stets behauptete, den Schüler in Notwehr erschossen zu haben, hatte im November den Polizeidienst quittiert. Als Begründung nannte er Drohungen gegen ihn und andere Polizisten, nachdem eine Geschworenenjury Ende November entschieden hatte, dass keine Anklage gegen den Polizisten erhoben wird.

Ferguson Demonstration Michael Brown Proteste
Bei wochenlangen Protesten gab es wie hier in Ferguson auch in zahlreichen anderen Städten viele VerletzteBild: Getty Images/Aaron P. Bernstein

Ruhe vor dem neuen Sturm?

Der Fall hat in den USA in den vergangenen Monaten mehrfach zu Unruhen und Massendemonstrationen geführt. In den Tagen nach den tödlichen Schüssen wurde Ferguson, eine Vorstadt der Metropole St. Louis, durch gewalttätige Auseinandersetzungen aufgebrachter Bürger mit der Polizei erschüttert. Auch nach dem Urteil der Grand Jury, keine Anklage auf Bundesstaats-Ebene gegen Wilson zu erheben, hatten Zehntausende bei landesweiten Protesten gegen die nach ihrer Ansicht rassistischen Gewalttaten weißer Polizisten gegen Schwarze demonstriert.

In den darauffolgenden Monaten waren in den USA in mehreren weiteren Fällen Schwarze durch weiße Polizisten zu Tode gekommen. Deshalb befürchten Beobachter erneute Unruhen, sollte das Justizministerium den Fall Brown/Wilson tatsächlich zu den Akten legen.

mak/se (ap, dpa, rtr)