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Kampf gegen Kreuz.net

Rachel Gessat2. November 2012

Homosexuelle, Juden und sonstige "Gegner" der Kirche sind die Zielscheibe von Beschimpfungen und Hasstiraden auf der radikalen Internetseite kreuz.net. Eine Initiative will deren Betreiber nun vor Gericht bringen.

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Wegekreuz vor blauem Himmel Foto: dpa/picture alliance
Bild: picture alliance/R. Goldmann

Eine Darstellung des gekreuzigten Jesus schmückt das Banner der Seite, darunter steht: "kreuz.net Katholische Nachrichten". Doch wer etwa über eine Suchmaschine arglos auf diese Seite gerät, entdeckt schnell, dass hier etwas nicht stimmt mit der katholischen Identität. Schon die Überschriften der Artikel strotzen vor menschenverachtender Fäkalsprache. In den Artikeln wird vor allem gegen Homosexuelle gewettert, aber auch gegen Juden, Muslime, Protestanten, die Presse und Katholiken, die in den Augen der Betreiber "vom wahren Glauben abgefallen" sind.

Sich selber bezeichnen die Redakteure von kreuz.net als "internationale private Gruppe von Katholiken in Europa und Übersee, die hauptberuflich im kirchlichen Dienst tätig sind" – ansonsten bleiben sie aber anonym.

Katholische Kirche distanziert sich

Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, weist im Gespräch mit der Deutschen Welle darauf hin, dass kreuz.net nichts mit der römisch-katholischen Kirche zu tun habe. "Hier wird der Begriff des katholischen aufs Gröbste missbraucht", urteilt Kopp. Die deutsche Bischofskonferenz, der alle katholischen Bischöfe in Deutschland angehören, sei der Auffassung, dass die Seite möglichst rasch aus dem Netz entfernt werden sollte.

Portrait Matthias Kopp
Matthias Kopp ist Pressesprecher der Deutschen BischofskonferenzBild: Bischofskonferenz Bonn

Im Frühjahr 2012 habe man deshalb auch juristische Schritte eingeleitet. "Was dort an Antisemitismus, an Volksverhetzung, an Menschenverachtung passiert, ist jugendgefährdend und sollte deshalb aus dem Netz entfernt werden."

Schon vor einigen Jahren wurde gegen die anonymen Betreiber der Webseite wegen Leugnung des Holocausts und Volksverhetzung Klage eingereicht. Das Verfahren wurde aber im Januar 2008 eingestellt, weil der damalige Webhoster des Portals in den USA angesiedelt war und die amerikanischen Behörden die Berliner Staatsanwaltschaft Berlin bei den Ermittlungen nicht unterstützten.

Stoppt kreuz.net

Unabhängig von den Deutschen Bischöfen unternimmt inzwischen auch eine private Initiative mit dem Namen "Stoppt kreuz.net" einen neuen Anlauf, um die Betreiber der Hass-Seite vor Gericht zu bringen.

Als kreuz.net den Tod des Schauspielers Dirk Bach Anfang Oktober mit "Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle" kommentierte, wollte der Berliner Verlag Bruno Gmünder die Hetze gegen Schwule nicht länger hinnehmen. Öffentlich versprach der Verlag, der Bücher und Zeitschriften für Homosexuelle publiziert, ein "Kopfgeld" von 15.000 Euro für Informationen, die zur Identifizierung und Anklage der Hintermänner von kreuz.net führen.

Schauspieler Dirk Bach posiert Foto: AP/dapd (Hermann J. Knippertz)
Der Schauspieler Dirk Bach lebte seine Homosexualität offen ausBild: dapd

Man habe das gemacht, um größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen, berichtet der Koordinator der Initiative Stoppt kreuz.net, der katholische Theologe David Berger, der Deutschen Welle.

Inzwischen habe man zahlreiche Hinweise erhalten und werde diese Informationen in Kürze an die zuständige Staatsanwaltschaft in Berlin weitergeben. Dem Ziel, die Macher von kreuz.net aufzuspüren, sei man ein gutes Stück näher gerückt, freut sich Berger: "So nah, wie wir jetzt sind, waren wir noch nie."

Zum einen habe man von der technischen Seite genauere Informationen zusammentragen können, wer die Seite finanziere, zum anderen hätten sich auch Personen aus dem Umfeld der Schreiber und Redakteure gemeldet.

Wer steckt hinter kreuz.net?

Die Hinweise verdichten sich, sagt David Berger, dass die Macher von kreuz.net "Mitarbeiter aus den höchsten Kirchenkreisen" seien. Für Berger, der selbst lange Jahre im Dienst der katholischen Kirche stand, kein überraschendes Ergebnis. In seinem Buch "Der heilige Schein" hatte er 2010 behauptet, in der katholischen Kirche gebe es überproportional viele homosexuell veranlagte Männer. Die verbreitete Schwulenfeindlichkeit der römisch-katholischen Kirche erkläre sich mit der Verdrängung und Dämonisierung dieser Triebe. Berger, der sich im selben Jahr als schwul geoutet hatte, wurde daraufhin 2011 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen.

Portrait David Berger Foto: Horst Galuschka
Der schwule Theologe David Berger kämpft gegen kreuz.netBild: picture-alliance/dpa

Die deutsche Bischofskonferenz möchte "zu den Thesen des Herrn Berger keine Stellung nehmen". Die römisch-katholische Kirche in Deutschland habe keinerlei Hinweise darauf, dass Mitarbeiter im kirchlichen Dienst kreuz.net betrieben, sagt Matthias Kopp im DW-Interview. "Sollte dies doch so sein, wäre das ein erheblicher Verstoß gegen die Loyalitätsobliegenheiten, die wir von Arbeitnehmern erwarten."