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EU will Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit stoppen

Sabrina Pabst21. Oktober 2013

Seit in der EU die Krise wütet, haben viele junge Menschen keinen Job. Mit sechs Milliarden Euro will die EU die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen. Doch nicht alle Jugendlichen ohne Job profitieren.

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Proteste gegen Kürzungen in Spanien (Foto: Pablo Blazquez Dominguez/Getty Images)
Bild: Getty Images

Das Hilfspaket ist geschnürt: Eine beträchtliche Summe von sechs Milliarden Euro soll jungen Menschen helfen, schneller einen Job oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Und zwar dort, wo sie gebraucht werden. Bereits im Sommer hatte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen in Brüssel verkündet, dass die Europäische Union gegen die ansteigende Arbeitslosigkeit von Jugendlichen kämpfen werde. In der EU existiere die absurde Situation, dass im Norden Europas Ausbildungsplätze oder auch Arbeitsplätze unbesetzt bleiben. Gleichzeit würden im Süden junge Menschen verzweifelt eine Arbeit oder Ausbildung suchen. "Dies muss besser zusammengeführt werden. Nicht nur dadurch, dass die Vermittlung verbessert wird, sondern auch, dass Sprachkurse finanziert werden, dass Reisekosten für junge Menschen finanziert werden, dass sie sich beim Arbeitgeber vorstellen können und dort dann eine Ausbildung oder Arbeit anfangen können", so der Wunsch der Ministerin. Nun hat auch das EU-Parlament das Hilfspaket freigegeben.

Viel Geld für kurze Zeit schafft Perspektive

Es gibt viele Möglichkeiten, wie sechs Milliarden Euro die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen können. Als Zuschuss zum Gehalt oder zu den Sozialabgaben des Arbeitgebers beispielsweise. So könnten Arbeitsplätze von Einsteigern unterstützt werden. Auch wären Zuschüsse für Start-Ups von Jungunternehmern denkbar, die durch Kredite oder Beratungen finanziert werden könnten. Oder für eine bessere Berufsausbildung könnten sie eingesetzt werden. Denn europaweit gibt es viele unterschiedliche Ausbildungssysteme. Und die funktionieren in vielen Ländern der EU nicht gut.

Auf dem Foto ist Max Uebe, Referatsleiter der EU-Kommission für Beschäftigung, Soziales und Inklusion in Brüssel. (Foto: Europäische Kommission/ DG EMPL -Generaldirektion für Beschäftigung, Soziales und Inklusion)
Uebe: Eine Bedingung ist, dass neue Jobs geschaffen werdenBild: DG EMPL

"Wir bemühen uns gerade mit Unternehmen mit Standorten in ganz Europa, das duale Ausbildungssystem auszubauen, " erklärt Max Uebe. Er ist Referatsleiter der Generaldirektion für Beschäftigung, Soziales und Inklusion der Europäischen Kommission. "Wir versuchen, dieses erfolgreiche System in die Länder zu exportieren, die damit wenig oder keine Erfahrung haben."

Mit sechs Milliarden wäre noch vieles mehr möglich. Doch Max Uebe möchte eins: "Mit möglichst viel Geld in einem kurzen Zeitraum die dramatische Situation auf dem Arbeitsmarkt für Jugendliche verbessern und wirklich etwas bewirken." Er ist davon überzeugt, dass die EU-Kommission einen größeren Effekt erzielen könnte, wenn sie das Geld konzentrieren würde. Und da die Jugendarbeitslosigkeit im Moment so hoch ist, hat die EU-Kommission vorgeschlagen, diese 6 Milliarden möglichst in nur zwei Jahren auszugeben. Die ansteigende Jugendarbeitslosigkeit soll so schon ab Januar 2014 ihre – so hofft die EU – kurierende Finanzspritze erhalten.

"Das Geld aus Brüssel auf betroffene Regionen konzentrieren"

Verteilt auf 7,5 Millionen Menschen unter 25 Jahren in der EU - die weder Schule oder Uni besuchen, arbeiten oder eine Ausbildung machen - wäre das ein Geldsegen von 800 Euro pro Kopf. Doch das Geld soll nicht an alle Jugendlichen und in alle Länder der Europäischen Union fließen. Der Vorschlag der EU-Kommission, alle Regionen in Europa, wo die Jugendarbeitslosigkeit über 25 Prozent liegt, zu unterstützen, war lange Zeit umstritten. Gerade im Parlament gab es Stimmen, die diese Grenze auf 20 Prozent herabsetzen wollten. So würden mehr Regionen davon profitieren. "Allerdings wäre dann weniger Geld für die Jugendlichen der einzelnen Regionen übrig geblieben. Wir sind deshalb froh, dass sich die Mitgliedsstaaten und das Parlament auf die 25 Prozent als Wert geeinigt haben", sagt Max Uebe. So fließt das Geld aus Brüssel in die Peripherie der EU: nach Spanien, Griechenland oder Portugal. Deutschland, Dänemark oder Österreich gehen hingegen leer aus.

Die Karte der 28 EU-Staaten zeigt die Verteilung der Arbeitslosenquoten unter Jugendlichen bis 25 Jahre für die Monate Juli und August.

Strukturen für später schaffen

Da sich das Paket zur Hälfte aus dem Europäischen Sozialfond (kurz: ESF) und dem Mittelfristigen Finanzrahmen finanziert, entscheiden letztlich die Mitgliedsstaaten selber, wo und welche Projekte im Land gefördert werden sollen. Nadja Hirsch, Europa-Abgeordnete der liberalen FDP, hofft, "dass dann auch das Interesse von Ländern wie Spanien, Griechenland oder Portugal da ist, tatsächlich diese Gelder in den Strukturaufbau, beispielsweise für eine duale Ausbildung, zu investieren." Mit den sechs Milliarden könnten zumindest Anfangsfinanzierungen gewährleistet werden. "Ich glaube, dass es sinnvoller ist, die Gelder in Strukturen zu investieren, die nachhaltiger wirken, als wenn einzelne Projekte nur kurzfristig gefördert würden", sagt Nadja Hirsch.

Der europäische Arbeitsmarkt bietet eine gute Möglichkeit für junge Menschen, den passenden Job zu finden. Doch die Hemmschwelle im Ausland zu arbeiten - besonders für 18- bis 25 Jährige - ist bei vielen noch immer groß. Nicht jedem fällt es leicht, in ganz andere Welten und Kulturen aufzubrechen. Denn das ist ja selbst innerhalb Deutschlands für viele Menschen kaum vorstellbar.