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Jugendherbergen feiern 100. Geburtstag

Christoph Arens (KNA)27. Juni 2014

Auf Burg Altena im nordrhein-westfälischen Sauerland hat vor 100 Jahren die erste Jugendherberge der Welt eröffnet.

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Deutschland Jugendherberge Burg Altena erste Jugendherberge der Welt
Bild: ullstein bild - Imagebroker.net

Alles begann in einer Gewitternacht. Im Sommer 1909 unternahm Richard Schirrmann (1874-1961), Lehrer im westfälischen Altena, mit seiner Klasse eine mehrtägige Wandertour. Bei einem aufkommenden Gewitter fanden sie Unterschlupf in einer leeren Dorfschule. "Das Unwetter tobte während der ganzen Nacht mit Blitz und Donnerschlag, mit Sturm und Wolkenbruch und Hagelprasseln, als wenn die Welt untergehen sollte", notierte Schirrmann. Da überfiel ihn der Gedanke: Jeder "wanderwichtige Ort in Tagesmarschabständen" müsste "eine gastliche Jugendherberge zur Einkehr für die wanderfrohe Jugend" haben.

Vorreiter Deutschland

Eine weltumspannende Idee war geboren: Vor 100 Jahren, am 27. Juni 1914, eröffnete auf Burg Altena, hoch über dem Fluss Lenne im märkischen Sauerland, die weltweit erste dauerhafte Jugendherberge. Und Schirrmann, der seit 1909 für seine Idee geworben und in den Ferien immer wieder Schulgebäude in provisorische Jugendherbergen umgewandelt hatte, wurde der erste Herbergsvater.

Der Verband war bis vor kurzem davon ausgegangen, dass die erste Jugendherberge auf Burg Altena bereits im Jahr 1912 eröffnet wurde. Unlängst erst fand der Historiker Heinrich Ulrich Seidel heraus, dass die Burg erst 1913 restauriert wurde und erst ab 1914 Gäste aufnehmen konnte.

Deutschland Jugendherberge Burg Altena erste Jugendherberge der Welt
Günstig übernachten in historischen GemäuernBild: ullstein bild - Imagebroker.net

Doppelstockbetten, Bettenlager in großen Schlafsälen und Hagebuttentee: Die Originalräume in der auf einem Felssporn gelegenen Burg sind heute ein Museum. Nach wie vor beherbergt Burg Altena auch eine aktive Jugendherberge. Dass Gäste seit April einen "Erlebnisaufzug" nutzen können, um aus Altenas Fußgängerzone hoch zur Burg gelangen zu können, symbolisiert auch einen Kulturwandel.

Mitgliederzahlen steigen

Die Jugendherberge von heute gibt sich modern und weltoffen, bewegungs- und bildungsbewusst, nachhaltig und behindertengerecht: Statt des muffigen 30-Betten-Schlafsaals mit Massenwaschraum ist das schmucke Familienzimmer, Bad inklusive, auf dem Vormarsch.

Nicht zuletzt deshalb sieht sich das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) mit Sitz in Detmold auf Erfolgskurs: 2013 wurden erneut mehr als zehn Millionen Übernachtungen in den bundesweit 520 Jugendherbergen registriert. Im Laufe des Jahres 2013 kamen 62.000 neue Mitglieder hinzu, so dass jetzt 2,3 Millionen Personen eine Mitgliedskarte des DJH besitzen - ein Plus von drei Prozent.

Jugendherberge auf Burg Altena in Altena
Mehrbettzimmer auf Burg AltenaBild: picture-alliance/dpa

Beliebt für Klassenfahrten und bei Familien

Zwar zeigen sich nach Angaben von DJH-Pressesprecher Knut Dinter schon klar die Auswirkungen des demografischen Wandels: So ist bei den Klassenfahrten ein Übernachtungsrückgang um 2,8 Prozent zu verzeichnen, weil die Klassen immer kleiner werden. Stattdessen registrieren die Jugendherbergen eine erhebliche Zunahme der Übernachtungen im Bereich Fortbildung, Seminare und Tagungen (plus 6,3 Prozent). Auch bei Familien gab es einen Zuwachs von 0,6 Prozent. Unter den zehn Millionen Übernachtungen haben die Klassenfahrten mit 38,4 Prozent nach wie vor den größten Anteil. Der Familienanteil ist aber inzwischen auf 19,3 Prozent angestiegen. Die Seminargruppen folgen mit 14 Prozent.

Wie der Zuwachs bei Fortbildungen und Tagungen zeigt, spezialisieren sich viele Jugendherbergen mittlerweile auf Sport-, Musik- oder Umweltangebote. "227 der 520 Jugendherbergen besitzen eine besondere Eignung etwa für Familien, Musik- und Sportgruppen oder für internationale Gäste", sagt Dinter. "Die Profilierung hat sich als zentraler Erfolgsfaktor erwiesen." In diesem Jahr ist das DJH-eigene Profil der "Fit Drauf -Jugendherbergen" gestartet. Unter dem Motto: "Erleben was gut tut - fit fürs Leben" steht hier die Förderung von Gesundheits- und Lebenskompetenzen im Mittelpunkt.