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Jennifer Teege, Großvater leitete ein KZ

5. September 2014

Mit 38 Jahren entdeckte Jennifer Teege durch Zufall, dass sie die Enkelin des berüchtigten KZ-Leiters Amon Göth ist, der durch den Film „Schindlers Liste“ bekannt wurde.

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Typisch deutsch

Bei Typisch deutsch spricht die Tochter von Monika Göth und eines Nigerianers über den Tag, als ihr Leben aus den Fugen geriet. Weitere Themen sind ihre Erfahrungen als Heimkind und das Leben mit ihrer Adoptivfamilie.

Jennifer Teege wird 1973 in München geboren. Ihre leibliche Mutter ist Monika Göth, die Tochter des für seine Grausamkeit berüchtigten KZ-Aufsehers Amon Göth. Jennifers leiblicher Vater ist ein Nigerianer, der zum Studium nach Deutschland kam. Die Eltern trennen sich jedoch früh. Die Mutter ist mit dem Kind überfordert, weil sie zu sehr mit ihrer eigenen Familiengeschichte belastet ist. Deshalb gibt sie Jennifer zunächst in ein Kinderheim, holt sie jedoch immer wieder zu sich oder bringt sie zu ihrer Mutter Ruth Irene Kalder, der ehemaligen Lebensgefährtin von Amon Göth, der 1946 an Polen ausgeliefert und dort hingerichtet wurde. All das erfährt Jennifer jedoch erst durch einen Zufall im Alter von 38 Jahren, als sie ein Buch über die Geschichte ihrer leiblichen Mutter in der Hand hält. Denn mit 7 wird sie von einer anderen Familie adoptiert und wächst in München-Waldtrudering auf. Dort hat sie eine behütete Kindheit mit zwei Brüdern, die beide blond sind. Ihr Anderssein ist jedoch nie ein Thema in der Familie. Es wird eine familiäre Normalität suggeriert. Erst mit Anfang 20 bekommt sie Depressionen, die mit den Jahren stärker werden. Das steigert ihre Schuldgefühle, weil sie nicht weiß, warum sie sich schlecht fühlt. Objektiv gesehen geht es ihr ja gut. Sie macht alle möglichen Formen von Therapien. Doch nichts hilft wirklich. Auch deshalb reist sie viel in der Welt herum.

Nach dem Abitur geht sie zunächst nach Frankreich und macht dort ein paar Kurse an der Sorbonne. Anschließend reist sie nach Israel und verliebt sich dort. Der als kurzer Besuch einer Freundin geplante Aufenthalt weitet sich deshalb auf fünf Jahre aus. Sie lernt hebräisch und studiert Middle Eastern Studies und Afrikanistik. Als die Beziehung in die Brüche geht, kehrt sie nach Deutschland zurück und arbeitet einige Jahre in der Werbung. In Hamburg lernt sie auch ihren heutigen Lebensgefährten kennen. Mit ihm hat sie zwei Kinder. Ein scheinbar ganz normales deutsches Leben, bis zu jenem Tag, an dem ihr Leben aus den Fugen gerät. (Wiederholung vom 01.12.2013)