"Jedermann"-Inszenierung in Salzburg
Ein mittelalterliches Mysterienspiel, geschrieben drei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und 1920, inmitten des Nachkriegselends, bei den ersten Salzburger Festspielen aufgeführt: "Jedermann".
Salzburger Ritual
Jahrzehntelang wurde Hugo von Hofmannsthals populärstes Schauspiel in der Original-Inszenierung von Max Reinhardt gezeigt. Danach interpretierten andere Regisseure das Stück, zuletzt 2013 Brian Mertes und Julian Crouch. Hier befiehlt Gott (Florentina Rucker) dem Tod (Peter Lohmeyer), die Hauptfigur Jedermann aufzusuchen.
"Das Spiel vom Sterben eines reichen Mannes..."
... Erneuert von Hugo von Hofmannsthal" lautet der Untertitel von "Jedermann". Die Hauptfigur (Cornelius Obonya) ist ein reicher Gutsbesitzer, der für die Nöte seiner Mitmenschen taub bleibt. Er hat viele Freunde und einen "guten Gesell" (Patrick Güldenberg), der Jedermann allezeit Treue verspricht…
Kein Kostverächter
… und auch eine Weggenossin, "Buhlschaft" (Brigitte Hobmeier), für die er einen Prachtgarten einrichten lässt. Ganz so treu erscheinen ihm Gesell, Buhlschaft, Verwandte und Knechte dann nicht mehr, nachdem der Tod ihm nur noch eine Stunde Leben gewährt und alle sich weigern, ihn ins Jenseits zu begleiten.
Tanzeinlage
Hofmannsthal schrieb "Jedermann" drei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Kritiker fanden das Stück unzeitgemäß, beim Publikum hingegen kam es gut an, auch wegen des klaren, verständlichen und modernen Sprachduktus. In der aktuellen Salzburger Inszenierung verfallen alle in einen frenetischen Tanz, als die Situation der Hauptfigur ausweglos erscheint.
Ist nicht alles Gold, was glänzt
Zu den Hauptfiguren gehören personifizierte Eigenschaften und Qualitäten wie "Glaube" und "Werke". Selbst - oder gerade - den Mammon (Jürgen Tarrach) kann Jedermann nicht ins Grab mitnehmen. "Hab dich gehabt zu meim Befehl", protestiert Jedermann. "Und ich regiert in deiner Seel", erwidert Mammon.
Sie ist ihm treu
Co-Regisseur Julian Crouch ist auch Puppenspieldirektor und Komponist. Hier begegnet Jedermann seiner Werke (Sarah Viktoria Frick), einem kranken, kümmerlichen Wesen - im Puppenkostüm. Sie ist bereit, ihn auf die letzte Reise zu begleiten, ist dazu aber zu schwach. Sie macht ihm jedoch Hoffnung: Auch der Glaube wird ihm beistehen.
Luzifer geht leer aus
Jedermann hat zu Lebzeiten einen Schuldknecht ins Gefängnis geschickt. Er hat Bettler ignoriert, trotz der Mahnung seiner Mutter, zum Glauben zurückzukehren. Grund genug, ins Fegefeuer geschickt zu werden. Jedermann zeigt Reue, bittet den Herrn um Gnade und Vergebung. Danach ist der Teufel (Simon Schwarz: Mitte) gegen Glaube (Hans Peter Hallwachs) machtlos.
Sieger und Verlierer
Die Freiluftaufführung von "Jedermann" vor dem Salzburger Dom gehört zum alljährlichen Festspielritual. Das mittelalterliche Mysterienspiel prangert Großmannsucht und Egoismus an. Am Ende der bewegten letzten Stunde in Jedermanns Leben gehört der Tod zu den Siegern.
Ein mittelalterliches Mysterienspiel, geschrieben drei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und 1920, inmitten des Nachkriegselends, bei den ersten Salzburger Festspielen aufgeführt: Die rituelle Aufführung von "Jedermann" gehört zu den unverwechselbaren Merkmalen der Festspiele.