Japans Abenomics wirken
10. Juni 2013Höheres Wachstum, steigende Investitionen, wachsender Konsum: Der umstrittene Wirtschaftskurs von Ministerpräsident Shinzo Abe scheint Japan wieder in Schwung zu bringen. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wuchs im ersten Quartal mit 1,0 Prozent so schnell wie kein anderes Industrieland, teilte die Regierung am Montag mit. Eine frühere Schätzung hatte ein Plus von 0,9 Prozent ergeben. Zum Vergleich: Deutschland schaffte ein Wachstum von 0,1 Prozent, die USA von 0,6 Prozent.
Konjunkturdaten nähren die Hoffnung, dass sich der Aufschwung im Frühjahr fortsetzt. Die Kreditvergabe der Banken zog im Mai mit 1,8 Prozent so stark an wie seit August 2009 nicht mehr. Experten werten das als Signal dafür, dass die Unternehmen angesichts des dank der Geldschwemme der Notenbank wieder mehr investieren. Bislang hatten sich die Unternehmen zurückgehalten. Sie fordern, die "Abenomics" mit Reformen zu untermauern - etwa mit dem Umbau der Unternehmensbesteuerung und einem flexibleren Arbeitsmarkt.
Auch die Stimmung der Verbraucher bessert sich. Das Stimmungsbarometer kletterte im Mai um 1,2 auf 45,7 Punkte. Die wachsende Konsumfreude der Japaner hatte das Wirtschaftwachstum im ersten Quartal mit angeschoben. Auch die Exporte trugen zum Aufschwung bei. Sie erhalten Rückenwind vom billigen Yen, der japanische Waren im Ausland billiger macht. Auf das Jahr gerechnet lag das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bei 4,1 Prozent.
Japan hat jahrelang an einer chronischen Wachstumsschwäche und einer Deflation, also einem Preisverfall auf breiter Front, gelitten. Premier Abe hat deshalb radikale Schritte eingeleitet. Seine Politik wird "Abenomics" genannt - eine Wortschöpfung aus dem Namen des Regierungschefs und dem englischen Wort "Economics" (Wirtschaftslehre). So will die Notenbank binnen zwei Jahren umgerechnet mehr als eine Billion Euro in die Wirtschaft pumpen - vor allem über den Ankauf von Staatsanleihen, börsengehandelten Indexfonds und Immobilienfonds.
wen/wl (rtr, dpa)