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Japaner gedenken der Tsunami-Opfer

11. März 2013

Zwei Jahre sind vergangen, seit das Meer in Japan nach einem schweren Erdbeben tausende Menschen in den Tod riss. Viele werden noch vermisst. Und die Folgen des Super-GAUs in Fukushima bleiben unabsehbar.

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Japan's Kaiser Akihito and seine Frau bei den Gedenkfeiern in Tokio (Foto:rtr)
Jahrestag Fukushima 2013 Kaiser AkihitoBild: Reuters

In Japan wird an diesem Montag der Opfer der Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophe von vor zwei Jahren gedacht. Um 14.46 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt, als am 11. März 2011 ein Erdbeben der Stärke 9,0 Japan heimsuchte, legten die Menschen in den Katastrophengebieten und anderen Orten eine Schweigeminute für die  Todesopfer ein. Bei einer zentralen Gedenkzeremonie in Tokio gedachten auch Kaiser Akihito und seine Gemahlin Kaiserin Michiko (Artikelbild) zusammen mit Angehörigen der Opfer und Regierungsvertretern der schlimmsten Katastrophe in Japan seit dem Zweiten Weltkrieg.

Fast 19.000 Menschen starben, als dasErdbeben den Nordosten des Landes erschütterte und einen bis zu 20 Meter hohen Tsunami auslöste. Dieser führte wiederum zu dem schweren Reaktorunfall im Atomkraftwerk Fukushima. Rund 2700 Menschen gelten bis heute als vermisst, ganze Gemeinden leben weiterhin in Behelfsunterkünften.

Japan gedenkt Tsunami-Opfer

Rückkehr zum Atomkurs?

Bis zur Katastrophe von Fukushima hatte Japan die Nutzung der Atomkraft nie infrage gestellt, sondern immer weiter ausgebaut. Nach dem Unglück wurden zeitweise alle 50 einsatzfähigen Reaktoren im Lande zu Wartungsarbeiten abgeschaltet. Im September 2012 verkündete die Regierung von Ministerpräsident Yoshihiko Noda (Demokratische Partei) einen Plan zum Atomausstieg bis 2040.

Ende 2012 stellte allerdings der wenige Tage zuvor gewählte neue Regierungschef Shinzo Abe von der Liberaldemokratischen Partei den Ausstiegsplan wieder auf den Prüfstand. Abe schließt nun auch den Bau neuer Atomkraftwerke nicht mehr aus. Die Entscheidung, wann die Atomreaktoren im Lande wieder angefahren werden, will Abe auf Grundlage neuer Sicherheitsstandards treffen. Mit mehr als einer Million Gigawattstunden pro Jahr ist Japan der weltweit drittgrößte Stromverbraucher. Nur die USA und China verbrauchen mehr; Deutschland kommt auf 604 000 Gigawattstunden.

Menschen halten für Schweigeminute in Iwaki bei Fukushima inne (Foto:rtr)
Bei der Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophe starben fast 19.000 MenschenBild: Reuters

Umstrittene Messungen

Kritiker werfen unterdessen dem japanischen Staat und den Medien vor, die Folgen des GAUs bis zum heutigen Tag herunterspielen zu wollen. Die japanische Atomenergiebehörde gab bekannt, dass sich die Strahlenbelastung in Gebieten innerhalb eines Radius von 80 Kilometern um die Atomruine zwischen April 2011 und November vergangenen Jahres fast halbiert habe.

Grund sei offenbar, dass die radioaktiven Partikel insbesondere in Gebieten mit vielen Gebäuden und asphaltierten Straßen vom Regen fortgespült wurden, hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo. Die Behörde analysierte hierzu die Strahlung einen Meter über dem Boden.

Erhöhtes Krebsrisiko

Die Zahl der künftigen Krebserkrankungen in Japan ist allerdings möglicherweise deutlich höher als erwartet. Das geht aus neuen Berechnungen der Mediziner-Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) hervor. Drei verschiedenen Schätzungen zufolge werde es allein durch die äußere Strahlenbelastung 40.000 bis 80.000 zusätzliche Krebsfälle geben, erklärte die Organisation kürzlich in Berlin.

Außerdem erwarten die Wissenschaftler noch gut 37.000 zusätzliche Krebserkrankungen durch strahlenbelastete Nahrungsmittel. Unter anderem die Auswirkungen auf Ungeborene, Babys und Kleinkinder seien bislang dramatisch unterschätzt worden, kritisierten die Ärzte.

Große Anti-Atom-Demonstration

Unterdessen gehen die Proteste gegen Atomkraft weiter. Anlässlich des zweiten Jahrestages der Katastrophe demonstrierten tausende Menschen in der japanischen Hauptstadt Tokio gegen eine Rückkehr zur Kernenergie. Auch in Europa erinnerten Atomkraftgegner am Wochenende an das Reaktorunglück von Fukushima. In Paris beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter  etwa 20.000 Menschen an einer Protest-Menschenkette. Die Polizei sprach von 4000 Teilnehmern. Sprüche wie "Heute inaktiv, morgen radioaktiv" und "Nie wieder Fukushima" standen auf Plakaten.

Fukushima - auf der Suche nach Normalität

Auch in Deutschland gingen die Menschen auf die Straße und demonstrierten für einen schnelleren Atomausstieg. Allein im niedersächsischen Grohnde beteiligten sich am Samstag nach Angaben der Veranstalter rund 20.000 Menschen an Protesten gegen das dortige Atomkraftwerk.

GD/as (afp, dpa, ap)